Triumph Speed Triple R mit Elektronik-Paket Test

Neue Speed Triple R teilt mächtig aus!

Im spanischen Bergland und auf der Rennstrecke von Calafat zeigte die neue Speed Triple R gross auf. Sie hat den Sprung von der mechanischen Göttin zu den Elektronik-Raketen mit Bravour gemeistert.

Die alles entscheidende Frage war, wie Triumph es schaffte, die mechanisch grossartig funktionierende Speed Triple in die Liga der modernen Elektronik-Raketen zu heben. Sowohl die neue R als auch die S haben jetzt ride-by-wire, fünf Riding-Modes, Traktionskontrolle und ABS. Und alles beeindruckend gut abgestimmt. Sowohl Traktionskontrolle als auch ABS sind mehrstufig, aber nicht einzeln anzuwählen, sondern nur in Kombination mit einem Riding-Mode. Rain bedeutet volle Motorleistung, reduzierte Geschwindigkeit beim Öffnen der Drosselklappen, früh regelnde TC und früh regelndes ABS. Von Road über Sport bis Track nimmt die Geschwindigkeit der Drosselklappen zu, die elektronischen Fahrsysteme greifen später ein. Road und Track konnte ich bereits ausführlich testen. Hatte ich ursprünglich noch die Befürchtung, dass der Elektronik-Einsatz die in meinen Augen grossartige Speed Triple etwas dämpfen könnte, bin ich jetzt hellauf begeistert. Perfekte Gasannahme, keine Lastwechsel, scheinbar direkte Verbindung vom Handgelenk zum Motor. Top! Das geht nicht besser.

104 Motorteile neu. Jetzt 140 PS und 112 Nm. Perfekte Gasannahme!

Der Dreizylinder hat seine typischen Stärken behalten und ist jetzt kein komplett anderer Motor wie der in der Vorgängerin. Allerdings wurden 104 Teile verändert wie z.B. Zylinderkopf, Kolben, Kurbelwelle, Kanäle und ECU. Die Leistung wurde auf 140 PS angehoben, das Drehmoment auf 112Nm. Das Tolle daran ist, das der Zuwachs an Kraft über den gesamten Drehzahlbereich gegeben ist. So kann man sagen, die neue Speed Triple ist über den gesamten Bereich einfach etwas stärker als die alte. Dass sie immer noch deutlich schwächer ist als die Liga-Könige Tuono V4 1100, Superduke 1290 R und BMW S1000 R, ist aber Fakt. Das heisst, dass die Speed Triple auf schnellen, GP-würdigen Rennstrecken Nachteile gegenüber den drei Raketen hat, weil man dort die Mehrleistung ausspielen kann, im freien Land und auf trickreichen Tracks wie dem Pannoniaring oder hier in Calafat aber voll dabei ist. Da sind die 140 PS in Verbindung mit der grossartigen Elektronik vollkommen ausreichend, um Angst und Schrecken auf höchstem Niveau zu erleben.

Perfekte Geometrie, wie gehabt.

Da an der Geometrie nichts Wesentliches geändert wurde, bietet die Speed Triple weiterhin ihr bestechend einfaches Handling, das sowohl in schnellen Wechselkurven, in engen Ecken als auch bei weiten Radien brillant funktioniert. In Verbindung mit dem enormen Punch des Dreizylinders, dem erregenden Klang aus den Doppelrohren und der einfachen Bedienbarkeit kippt man in die Euphorie. Toll ist auch die neue Anti-Hopping-Kupplung, die nicht nur in der harschen Bremszone das Heck beruhigt, sondern auch deutlich weniger Handkraft verlangt als bisher.

Wunderbare Elektronik. Einfach top!

Das ABS arbeitet vorbildlich, die Abstimmung ist perfekt gelungen. Auffallend war, dass Triumph den ersten Biss des radial aufgenommenen Brembo-Ankers etwas entschärft hat, die Bremskraft selbst aber natürlich nicht zurückgenommen hat. Auch dazu darf man sagen: Bravo! Und auch die Abstimmung der Regelfunktion über die verschiedenen Riding-Modes ist wirklich gut. In Track zum Beispiel löst das ABS irrwitzig spät aus und regelt dann in einer Präzision, die unglaublich ist. Diese Präzision in der Funktion darf ich auch der Traktionskontrolle attestieren. Einfach wunderbar! In diesem Zusammenhang noch ein Satz zum Wheelen: In der Traktionskontrolle ist auch eine Wheelie-Kontrolle integriert, die je nach Riding-Mode das Lupfen des Vorderrades mehr oder weniger zulässt. Will man ohne jegliche Einmischung der Elektronik wheelen, kann man das im fünften Modus (Rider), der frei programmierbar ist. Man kann dort die Traktionskontrolle und das ABS komplett ausschalten. Um gefährliche Unaufmerksamkeiten nach einer Fahr-Pause zu verhindern, merkt sich die Maschine den gewählten Modus bei Rain, Road oder Sport und legt ihn automatisch ein, nur Track oder Rider muss man wieder aktiv anwählen.

"R" oder "S"?

Die Unterschiede zwischen S und R beruhen im Wesentlichen auf dem Fahrwerk. Showa oder Öhlins, beides vollverstellbar. Wer gerne Rennstrecke fährt, wird Öhlins gut brauchen können, wer hauptsächlich im freien Land unterwegs ist, wird mit Showa bestens bestückt sein.

In meinen Augen grossartig ist die neue Optik, die der Speed Triple ein noch schärferes Aussehen gibt. Das kleine Flyscreen mit dem zentralen Lufteinlass und die neuen Scheinwerfer mit dem charakteristischen Tagfahrlicht wirken mächtig, der zweigeteilte Sattel mit den Ziernähten schaut sportlich edel aus, der etwas schlankere Tank steht der Maschine ausgezeichnet. Bei aller Euphorie muss aber auch gesagt werden, dass die Speed Triple R nicht leichter und nur marginal stärker geworden ist. Für mich ein absolutes Traumeisen! Für die Strasse ein urmächtiges, kampfstarkes Gerät, für die Rennstrecke ein äusserst verlässlicher und thrillreicher Trainingspartner.

TECHNISCHE DATEN

  • Motor: 3 Zyl. 12V
  • Hubraum: 1050 ccm
  • Bohrung x Hub:79 x 71.4 mm
  • Verdichtung: 12.25:1
  • Leistung: 140 PS /9500 min
  • Drehmoment: 112 Nm /7850 min
  • Antrieb: 6-Gang, Kette
  • Rahmen: Alu
  • Reifen v/h: 120/70-17, 190/55-17
  • Gabel: Öhlins 43mm NIX30
  • Federbein: Öhlins TTX36
  • Bremse v.: 320 mm Brembo
  • Sitzhöhe: 825 mm
  • Radstand: 1435 mm
  • Lenkkopfwinkel: 22.9º
  • Nachlauf: 91.3 mm
  • Trockengewicht: 192 Kg
  • Tank: 15.5 L
  • Topspeed: ca. 240 km/h

Fazit: Triumph Speed Triple R 2016

Bei aller Euphorie muss aber auch gesagt werden, dass die Speed Triple R nicht leichter und nur marginal stärker geworden ist. Für mich ein absolutes Traumeisen! Für die Strasse ein urmächtiges, kampfstarkes Gerät, für die Rennstrecke ein äusserst verlässlicher und thrillreicher Trainingspartner.


  • Hervorragende Geometrie
  • makellose Gasannahme und Dosierung
  • tolles Elektronikpaket
  • Zu wenig Spitzenleistung auf schnellen Strecken gegen SuperDuke und Co

Bericht vom 24.01.2016 | 23'862 Aufrufe

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