KTM 1290 Super Adventure S Dauertest Zwischenbilanz 2017

Viel Licht und wenig Schatten bei der sportlichen Reiseenduro

Grossvolumige Adventurebikes, die sich auch für das Grobe nicht zu schade sind, gibt es bekanntlich wie Sand am Meer. KTM selbst hat drei geländegängige und zwei sehr geländegängige Reiseenduros über 1000 Kubik im Angebot. Die 1290 Super Adventure S erfreut vor allem die Langstrecken-Fans, die auch auf das gewisse Mass an Sportlichkeit nicht verzichten wollen. Im 1000PS-Dauertest schlägt sie sich nach wie vor sehr gut: Sie fährt und fährt und fährt dabei richtig gut!

Viel Licht und wenig Schatten darf man bei der KTM 1290 Super Adventure S durchaus wörtlich nehmen - das Fahren in der Dunkelheit verliert weitestgehend seinen Schrecken und wird sogar zum Vergnügen! Denn das prominente Leuchtengebilde an der Front, das designtechnisch bei einigen für Aufregung sorgt, spendet ein so helles Licht, dass man nicht nur ausgezeichnet gesehen wird, sondern auch noch einen Lichtkegel vor sich herschiebt, der alles dermassen gut ausleuchtet, dass die Nacht förmlich zum Tag wird.

Tageslicht an der KTM 1290 Super Adventure S

In Kombination mit dem perfekt ablesbaren TFT-Display, das sich bei Dunkelheit reversiv ablesen lässt, also weisse Ziffern auf dunklem Hintergrund macht die Fahrt im Dunkeln sogar Leuten Spass, die nächtens eher schlecht sehen. Und das Kurvenlicht gibt auf der Landstrasse ein zusätzliches Sicherheitsplus, indem es die Kurven im Innenradius ausleuchtet und somit nicht nur Gefahren früher erkennen lässt sondern auch die Orientierung erleichtert.

Die Elektronik is a Hund!

Also nur Licht und kein Schatten? Nun ja, auch wenn es keine Probleme bei den mechanischen Teilen gibt, so hat die viele Elektronik doch ihre Tücken. Es schleichen sich skurrile Fehler ein, die jemanden wie mich zwar nicht aus der Reserve locken, allerdings so manchen Perfektionisten zur Weissglut treiben könnten und durchaus den Schluss zulassen, dass man für so viel Geld doch eigentlich perfekte Funktion erwarten dürfte!

Dem Schlüssel der KTM 1290 Super Adventure S fehlt die Reichweite

Dass die zahlreichen Elektronik-Bausteine an Bord auch bei vielen anderen Motorradherstellern nicht vor mysteriösen Problemen gefeit sind, kann da nur als schwacher Trost gewertet werden. Nach wie vor "spinnt" das sogenannte Race-on-System, das schlüsselloses Starten ermöglicht, zeitweise. Durch das Mitführen des Schlüssels im Rucksack sind Sender und Empfänger-Chip wohl tatsächlich so weit voneinander entfernt, dass während der Fahrt ein gelber Warnbalken am Display erscheint, der zwar sehr hilfreich "kein Schlüssel!" mahnt, dies jedoch aufgrund der fehlenden Reichweite völlig zu Unrecht.

Das defekte ABS funktioniert tadellos

Auch das ABS wurde ein mal auffällig, ein roter Warnbalken zeigte plötzlich "ABS defekt!" Man ist natürlich im ersten Augenblick schockiert und vermutet Schlimmes - ein inaktives ABS ist auf Dauer kein akzeptabler Zustand, vor allem bei einem insgesamt so präzise werkenden System wie an der 1290er SAS. Die Bremsproben vorne und hinten zeigten aber keinerlei Einschränkung der Funktion und die Warnung tauchte auch nie wieder auf. Wie bereits erwähnt passieren solche Dinge auch bei anderen Herstellern - und da noch viel öfter - allerdings könnte das zartere Naturen durchaus verunsichern.

Vorsicht beim tanken der KTM 1290 Super Adventure S!

In die Kategorie "kleine Schrulligkeiten" fällt das Thema Tanken, da orientiert sich die Sasi offenbar an der ersten grossen 950er-Adventure, die das vollständige Befüllen des Tanks mit ihren zwei Tankstutzen ziemlich umständlich machte. Die neue grosse Adventure hat zwar praktischerweise nur eine Einfüllöffnung, dafür kann man den Zapfhahn nicht ordentlich einhängen - zu tief eingeführt, schnappt er alle zwei Sekunden ab, damit er das aber nicht tut, muss man ihn so weit heraus ziehen, dass sich der Sprit gelegentlich in einer mehr oder weniger grossen Fontäne über den Tank und im schlimmsten Fall auch über den Sattel ergiesst. Vorsicht sei also geboten, dank grossem 23 Liter-Spritreservoir kommt man aber ohnehin nur selten an die Zapfsäule.

Man möge der KTM 1290 Super Adventure S aber bitte zugute halten, dass diese kleinen Fehler nur bei sehr pingeliger Herangehensweise auffallen, denn sonst kann man über das Gros dieser Schrulligkeiten hinwegsehen - ein KTM-Pilot will in der Regel ohnehin nicht als komfortverliebter Schmusebär eingestuft werden!

Fazit: KTM 1290 Super Adventure S 2017

Die KTM 1290 Super Adventure S ist mehr als eine sportliche Reiseenduro - sie ist ein Sportgerät, das eben auch Touren fahren kann. Der bärenstarke Motor mit 160 PS reisst nicht nur extrem kräftig an, sondern lässt sich auch sehr einfach bedienen und macht Lust auf sportliches Fahren. Die vielen elektronischen Assistenzsysteme wie Traktionskontrolle, semiaktives Fahrwerk, verschiedene Modi und Kurven-ABS tragen ebenfalls dazu bei, dass man sich auf der 1290 Super Adventure S pudelwohl fühlt. Schliesslich können auch das riesige TFT-Display und weitere Gadgets wie das Race-on-System oder My Ride durchaus überzeugen.


  • bärenstarker Motor
  • einfaches Handling
  • Traktionskontrolle mit Spassfaktor
  • Kurven-ABS Serie
  • gut ablesbares, riesiges TFT-Display
  • Quickshifter
  • LED-Scheinwerfer mit Kurvenlicht
  • geländetauglich
  • hoher Preis
  • kraftaufwändige Höhenverstellung des Windschilds

Bericht vom 14.09.2017 | 68'553 Aufrufe

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