Suzuki GSX-S 1000 Test
Nippon Naked
Die Suzuki GSX-S 1000 vertritt Japan als klassisches Nakedbike würdig. NastyNils fuhr die Maschine im sonnigen Andalusien entlang der Küste.
Es gibt Momente da schätze ich es sehr, richtig leiwande Connections in der Motorradbranche zu haben. Irgendwie ergab es sich, dass ich zwei freie Tage in meinem Testkalender in Südspanien hatte. Mein ursprünglicher Plan ging nicht ganz auf und so war ich kurzfristig auf der Suche nach einem geilen Motorrad. Eine SMS an BikePromotion Boss Thomas Thieme schuf Abhilfe. Gemeinsam mit seinem Partner Micha Dangriess ist er ja gerade dabei ein famoses Testcenter in Mojacar aufzuziehen. Die Basis seiner Motorräder liegt genau 300 Meter Luftlinie von meinem Hotel entfernt und schon am folgenden Tag in der Früh durfte ich in seinen heiligen Hallen wählen.
Eigentlich ist das Testcenter noch in der Betaphase, richtig fett wird die Location im kommenden Winter. Man kann vor Ort Bikes tageweise testen oder auch einen geführten Motorradurlaub buchen. Ich wählte die einfache Variante und musste mich zwischen all den Bikes entscheiden. Die Wahl viel auf die GSX-S 1000. Irgendwie hatte ich heute Lust auf Nippon Naked.
Suzuki GSX-S 1000: Kultiviert - wenn du möchtest!
Die Suzuki GSX-S 1000 wird von einem Aggregat befeuert wie es typischer für einen Japaner nicht sein kann. Ein Reihenvierzylinder mit 1000 ccm an Hubraum und 150 wohl erzogenen japanischen Pferden. 108 Nm Drehoment stehen bei 9.500 Umin zur Verfügung. Schon zu Beginn der Ausfahrt begeisterte mich der bei tiefen Drehzahlen sanfte Motor. Der Asphalt hier ist frühmorgens richtig rutschig und ich habe hier schon Motorradfahrer mit der besten Traktionskontrolle am Kreisverkehr der Hotelausfahrt scheitern gesehen. Die Suzuki kann, wenn man möchte, ausgesprochen zahm und vorsichtig bewegt werden. Doch schon jetzt viel mir der eigentlich echte Schwachpunkt der Maschine auf. Beim Übergang vom Schiebe- in den Lastbetrieb fährt ein leichter doch spürbarer Ruck durch das Motorrad. Möglicherweise fällt da auch deswegen so auf, weil der Motor ansonsten ausgesprochen kultiviert ist.
Richtig leiwand: Der Sound der Suzuki GSX-S 1000
Bei der Fahrt durch Mojacar nervten die etwas zu vorsichtig agierenden britischen Touristen. Grundsätzlich ist es ja eine grossartige Sache, dass man im höchsten Alter noch fidel und lebenslustig andere Länder bereist. Doch bitte lieber Rentner lasst euch gesagt sein: Wenn Kinder auf Fahrrädern an euch vorbeifahren, ist es an der Zeit das Gaspedal mit etwas mehr Nachdruck zu betätigen. Zum Glück mangelt es der Suzuki GSX-S 1000 nicht an einem ausgesprochen kräftigen Sound. Der Sound wirkt 2018 überraschend intensiv und im Sattel auch wirklich als Genuss. Er ist nicht grell, scheppernd oder gar peinlich. Er zeigt von Grösse, Stärke und Selbstbewusstsein. Dieser Sound verschaffte mir dann vor allem an den Bremshügeln, wo die Rentner es wirklich übertrieben, den nötigen Respekt um ein paar Zentimeter Platz für ein Überholmanöver zu ergattern.
Mieser Asphalt - viele Möglichkeiten mit dem Chassis der GSX-S 1000
Doch schon ein paar Minuten später waren die kleinen Ärgernisse in der Stadt vergessen. Vor mir lag die unglaublich schöne Strecke nach Carboneras. Die windet sich von oben kunstvoll hinunter ans Meer. Man muss aufpassen dabei die Konzentration nicht zu verlieren. Denn der Asphalt bietet nicht den besten Grip, doch die Kurven und die Aussicht sind famos. Dabei glänzte das Fahrwerk der Suzuki voll und ganz. Ich genoss es die Maschine präzise zwischen den dunklen Flecken im Asphalt zu zirkeln. Dabei konnte ich die GSX-S 1000 beliebig steuern. Im Radius korrigierte ich die Linie ein wenig mit der Hinterbremse, am Kurveneingang wählte ich je nach Geschmack zwischen Knee-down oder drücken. Das Fahrwerk bietet auch erfahrenen Piloten viele Möglichkeiten und macht viel Spass. Kein Wunder! Die Hardware ist ja schwer in Ordnung. Eine fette Schwinge hängt an einem ebenso mächtigen Alurahmen. Federbein und Gabel sind ebenfalls gute Ware. Zu guter letzt wird das rundum stimmige Paket mit anständigen Bremsen verzögert.
Wirklich schön: Die Suzuki GSX-S 1000
Egal wo ich die Suzuki abstellte, sorgte sie für interessierte Blicke der jungen Spanier. Ich war überrascht - schliesslich ist die Maschine ja schon ein paar Jahre alt und offen gesagt für mich auch nicht das spektakulärste Modell am Markt. Doch die Sonne und der blaue Himmel liessen das Motorrad wirklich in bestem Licht erstrahlen. Keine Frage: Die Suzuki GSX-S 1000 ist ein schönes Motorrad! Sie hat keine wirklich radikal neuen Ansätze an sich, doch am Ende fährt sie einem Motorradfan wirklich ins Herz.
Welche Features fehlen wirklich?
Man muss kein Nobelpreisträger um zu erahnen wo die grösste Stärke der Suzuki liegt. Das ist das Preis / Leistungsverhältnis. Normalerweise sind Bikes mit einem guten Preis ein wenig uncool und wirken wie eine Notlösung. Die GSX-S 1000 jedoch ist ein stolzes Bike mit mächtigem Auftritt. Sie ist mehrere Tausender günstiger wie die edlen Leader der Powernaked-Klasse. Doch welche Features vermisst man im Sattel tatsächlich? Bei meiner Ausfahrt in Spanien war in Sachen Motorleistung in jedem Fall mal alles da was nötig war. Der Schub kam mit der Drehzahl und sie orgelte wie eine GSX-R mächtig nach oben. Die Wheelies waren herrlich und das Limit beim Topspeed stellte offen gesagt der furchterregende Seitenwind und keinesfalls der Motor dar. Bremse und Fahrwerk waren auch schwer in Ordnung. Doch als Kenner der edlen Topbikes vermisste ich bei den teilweise üblen Strassenverhältnissen dann ein elektronisches Fahrwerk. Doch das muss nicht sein - es gilt für mich im Moment auch noch als Luxus. Ein cooleres Display ist möglicherweise am Strandcafe nett, während der Fahrt war für mich jedoch alles in Ordnung. Keinesfalls vermissen möchte ich jedoch mittlerweile einen Schaltassistenten. Hier muss Suzuki dringend aufholen, denn bei der Konkurrenz ist er mittlerweile bei Bikes in den tieferen Hubraumklassen mit dabei. Im Moment sind Suzuki Fans hier auf Produkte aus dem Zubehörmarkt angewiesen.
Überraschend guter Sitzkomfort: Suzuki GSX-S 1000
Je länger die Tour dauerte, umso mehr überraschte mich der Sitzkomfort der Maschine. Man sitzt zwar relativ tief drinnen im Motorrad, trotzdem machte mir der Kniewinkel aber keine Probleme. Auch der breite Lenker war goldrichtig platziert und die Suzuki passte mir wie ein Massanzug. Die Tour war ein echter Genuss. Auf den langsamen Passagen konnte ich die Fahrt geniessen und liess mir die Seele von der GSX-S massieren, auf den Sonderprüfungen konnte ich kräftig anrauchen. Ich war zufrieden und konnte am Ende des Tages (bei heftigem Wind = mieser Sound) ein Testvideo einsprechen. Dieses wird demnächst auf 1000PS zur Verfügung stehen.
Suzuki GSX-S 1000 im Preisvergleich mit weiteren Nakedbikes
Fazit: Suzuki GSX-S1000 2018
Die GSX-S 1000 von Suzuki ist sieht sexy aus, bietet mächtigen Sound und richtig leiwande Hardware. Sie fährt stabil, einfach und macht auch auf Touren Spass. Wenn nötig raucht der Motor gewaltig an. Er kann aber auch milde bewegt werden. Im Vergleich zu den edelsten Powernakeds fehlen ihr einzelne Features, doch wer sich das Preisschild ansieht wird schnell erkennen: Eine grossartige Wahl!- stabiles Fahrverhalten spendet Vertrauen
- Herrlich sportlicher Motor
- sexy Optik und sexy Sound
- Angenehmer Fahrkomfort im Sattel
- Fährt dynamisch und aber auch ruhig und gelassen - wie man möchte
- Etwas ruckelig beim Übergang von Schiebe- in Lastbetrieb
- Ein Quickshifter mit Blipper würde ihr unglaublich gut
Bericht vom 25.03.2018 | 92'914 Aufrufe