Bobber Vergleich 2018: Harley-Davidson Forty-Eight

Authentischer Bobber - der ohne ‘Bobber’ im Namen auskommt

Die Sportster ist die erfolgreichste Baureihe von Harley-Davidson und umfasst sieben verschiedene Modelle. Eine von ihnen: die Forty-Eight, ein auf das Wesentliche reduzierter, wunderschöner Bobber. Mit viel Liebe zum Detail, brachialem Durchzug, authentischem Auftritt und überraschender Agilität eroberte sie die Herzen unserer Redakteure. Sie ist zwar nicht perfekt, aber irgendwie muss sie das nicht sein.

Bei unserem Bobber Test im Wiener Umland testeten vier unserer Redakteure Zonko, Horvath, Juliane und Vauli vier verschiedene 2018er Bobber Modelle. Mit der Forty-Eight gingen Triumph Bobber Black, Moto Guzzi V9 Bobber und Indian Scout Bobber in den Ring.

Harley-Feeling pur dank druckvollem Motor und mächtigem Sound

Die 48 hat zwar nur 65 Pferde unterm V2-Sattel und nur fünf Gänge, aber sie ist auch klar auf Druck bei niedrigen Drehzahlen ausgelegt. 96 Nm bei 3.500 Umdrehungen das macht einfach nur Laune! Also, bloss nicht vom recht weit-entfernten Lenker ziehen lassen!

Für den typischen Harley-Sound sorgt bei der Riemen-angetriebenen eine verchromte Auspuffanlage mit zwei schwarzen Slash Cut Schalldämpfern. Allerdings, aufgrund unserer beliebten Euro 4 Regelung, nicht mit der standesgemässen Lautstärke, wie wir es von früheren HD-Modellen kennen.

Tank in Erdnuss-Grösse

Der kleine tränenförmige Tank gibt der Forty-Eight ihren Namen. Der sogenannte Peanut Tank wurde ursprünglich auf Harley-Davidsons 125 S - besser bekannt als der Hummer 1948 eingeführt und wurde zur Ikone auf der XLCH Sportster - DEM Hot-Rod-Roadster, der die 50er und 60er Jahre regierte.

Die Kraftstoff-Füllmenge beträgt 7,9 Liter, Pi mal Daumen kommt man auf eine Reichweite von ca. 150 Kilometern. Vergleicht man dies beispielsweise mit dem 9 Liter-Tank der Bobber Black, kommt die 48 ca. 50 km eher zum Stehen. Als ich eine längere Tour auf der Amerikanerin unternahm, war der stündlich-notwendige Tankstopp schon etwas nervig, dafür kam es dabei eigentlich immer zu netten Plauscherln mit anderen Harley-Fahrern oder -Fans.

Harley 48 - Optik und Farben

Beim Aussehen der Sportster Forty-Eight war sich unsere Test-Crew ausnahmsweise sofort einig sie ist einfach richtig schön! Schlank, minimalistisch, elegant und sportlich.

Das breite Vorderrad spiegelt durch die bullige Frontpartie, mit einem grossen und breiten MT-90-16 Dunlop Reifen, die Bobber Kultur der 50er-Jahre perfekt wieder. Die Kirsche auf der Torte sind dazu die schwarzen 9-Speichen-Leichtmetallgussfelgen mit gefrästen Elementen.

Serienmässig und standesgemäss ist der Bobber mit einem Solo-Sitz ausgestattet - im Vergleich zur Triumph Bobber Black beispielsweise, kann jedoch ein Soziussitz als Ausstattung geordert werden. Einem romantischen Harley-Cruise zu zweit steht also auch nichts im Weg.

Die 48 ist in fünf verschiedenen Lackierungen erhältlich - entweder dezent in Schwarz oder Dunkelrot, oder etwas ausgefallener und auffälliger im sogenannten Red Iron Denim, einem metallic-Blau Legend Blue Denim mit Harley Logo verziert und einem sog. Hard Candy Shattered Flake. Unser Tester hatte letztere Lackierung, die gold-silbern im Sonnenlicht glitzert.

Harley Davidson Forty-Eight - Ausstattung und Preise

Die US-Schönheit hat ein paar besondere Eigenschaften, die einen Harley-Neuling eventuell zu Beginn etwas überraschen könnten. Zum Blinken betätigt man einen Knopf am jeweiligen Lenkerende. Eine Besonderheit, von der wir weniger begeistert sind. Man muss also mit dem rechten Daumen den Blinker bedienen während man am Gas zieh. Direkt darunter befinden sich die Rückspiegel, die - dezent ausgedrückt - ein eingeschränktes Sichtfeld auf der Autobahn musste ich mich schon sehr bemühen bzw. verrenken (stark übertrieben) um den Verkehr hinter mir wahrzunehmen - bieten. Aber vermutlich bin ich einfach von vielen übertrieben grossen Standard-Rückspiegel anderer Hersteller verwöhnt.

An der Front finden wir eine 49mm Gabel mit Cartridge-Dämpfung und der hintere Emulsions-Stossdämpfer lässt sich per Schraube in der Federvorspannung einstellen. Die sogenannte Foundation-Bremsanlage verzögert die Harley mit wenig Einsatz - am leider nicht verstellbaren Hebel - gut und dosierbar. Im direkten Vergleich mit der Doppelscheibenbremse der Triumph Bobber Black ist sie allerdings spürbar weniger sportlich.

Preislich liegt die Forty-Eight in Österreich je nach Lackierung zwischen 14.795 (in schwarz) und 16.055 Euro (Jubiläumsfarbe). In Deutschland reicht die Spanne von 12.195 bis 13.505 Euro. Die brandaktuellen Preise findet ihr hier.

Handling der Harley-Davidson Sportster XL 1200 X Forty-Eight

Die 252 kg (fahrbereit) der 48 sind sehr gut handzuhaben. Der Bobber ist mit 710 mm sehr niedrig ist und fühlt sich ausserdem sehr schmal an. Auch kleinere Fahrer werden kein Problem haben, ihn zu manövrieren.

Besonders positiv ist uns das gutmütige Fahrverhalten aufgefallen. Die 16-Zöller lassen sich wirklich leiwand um die Kurven bewegen. Auch die Felgen, die aus leichtem Aluminiumguss gefertigt sind, gestalten das Fahren, trotz schwerem schwarzen Gummi aussen herum, leichtfüssig und wendig.

Der Motor ist, typisch-Harley-V2, etwas ruppig, das Getriebe eher eigenwillig und schwergängig. Allerdings hat uns das nicht weiter gestört - irgendwie verzeihen wir das der Harley und finden sogar, dass es authentischen Charme hat.

Fazit: Harley-Davidson Sportster XL 1200X Forty-Eight 2018

Sucht man im Lexikon das Wort Bobber, wird wahrscheinlich ein Bild der Harley-Davidson 48 auftauchen. In unserem Vergleich ist sie dank der langen Sportster-Historie und cleverem Marketing wahrscheinlich das authentischste Bike der vier Test-Motorräder. Und dabei ist sie die Einzige, die die Bezeichnung “Bobber” nicht im Namen trägt - denn das hat sie gar nicht nötig. An ihr wurde nichts weichgespült, um Komfort-verwöhnte Kundinnen und Kunden glücklich zu machen. Im Stand vibriert das Motorrad und das Getriebe gibt bei jedem Gangwechsel ein lautes „Klunk“ von sich. Die Harley-Davidson 48 ist roh, kompromisslos und einfach oldschool – und cool. Bei anderen Herstellern undenkbar, bei Harley-Davidson normal – dank cleverem Marketing! Trotzdem fährt sich die Forty-Eight wie ein relativ modernes Motorrad. Der V2 hat mächtigen Druck, mit dem die Bremsen problemlos klarkommen. Auch wenn das Fahrwerk auf Komfort ausgelegt ist, waren wir überrascht, wie sportlich sich die Sportster durch kurviges Gelände bewegen lässt.


  • Sehr gelungene Optik, erhältlich in vier Lackierungen
  • Cooler Peanut-Tank
  • Authentischer Auftritt
  • Charaktervolle Eigenschaften
  • Wenig Schräglagenfreiheit
  • Harte Schaltung
  • Sehr geringe Reichweite durch kleinen Tank
  • Eigenwillige Blinkerbetätigung

Bericht vom 04.06.2018 | 112'640 Aufrufe

Empfohlene Berichte

Pfeil links Pfeil rechts