Yamaha YZF-R3 2019 Test auf Landstrasse und Rennstrecke
Überraschender Allrounder der A2 Klasse
Die erste Generation der Yamaha YZF-R3 war ein durch und durch braves Motorrad, das dank seinem drehfreudigen Motor für viel Freude im Sattel gesorgt hat. Jetzt schlagen die Japaner in Blau einen neuen Weg ein, indem man dem kompakten Zweizylinder-Supersportler ein neues Fahrwerk und eine sportlichere Sitzposition verpasst, während die Optik gleichzeitig deutlich aufgefrischt wird. Wir testen die Yamaha R3 auf der Landstrasse und der Rennstrecke - ein Sieg für die Japaner?
Die Yamaha YZF-R3 als wirklich neues Motorrad zu bezeichnen, wäre wahrscheinlich eine Übertreibung. Die erste Generation aus 2015 war bereits ein sehr kompetentes Motorrad, das aufgrund seiner guten Basis häufig als Rennmotorrad verwendet wurde. Da die Konkurrenz aber bekanntlich nicht schläft, war Yamaha am Zug den soften Supersportler zu erneuern, indem man sich zurück ans Zeichenbrett setzte.
Yamaha R3 Leistung – 42 PS reichen für 190 km/h Spitze!
Der herrliche DOHC Zweizylinder mit einem Hubraum von 321ccm war bereits 2015 ein Traum und bedarf somit keiner Erneuerung. Er wurde direkt aus dem Vorgängermodell übernommen und lässt sich somit noch immer drehen, bis 12.500 Umdrehungen am nun digitalen Drehzahlmesser stehen. Die Leistung der R3 liegt bei 42 PS bei 10.750 U/min und 29,6 Nm bei 9.000 U/min, was mit der serienmässigen Getriebeübersetzung für eine Höchstgeschwindigkeit von 190 km/h sorgt. Hier ist besonders beeindruckend, dass der Zweizylinder alles andere als gequält wirkt, wenn man ihn am Limit bewegt – Vibrationen sind ebenso kaum vorhanden.
Denn die hohen Drehzahlen sind der Bereich, in dem der Motor der Yamaha R3 brilliert. Zwar liefert er in der Mitte des Drehzahlbands genügend Druck, um im Stadtverkehr entspannt mitzuschwimmen, ist man aber im freien Land im falschen Gang unterwegs, verliert man schnell den Anschluss zur Gruppe. Zudem ist die Gasannahme unter 5.000 Umdrehungen etwas grob geraten, weshalb bei langsamen Tempo, wie zum Beispiel im Stadtgebiet, das Ansprechverhalten sehr ruppig ausfällt und somit viel Unruhe in die Maschine bringt.
Sitzposition auf der YZF-R3: von komfortabel bis sportlich
Wie auch mit der neuen YZF-R125 verfolgt Yamaha mit der R3 die CC-Philosophie – also von City bis Circuit. Das soll bedeuten, dass die Maschine sowohl in der Stadt zum Pendeln, als auch für schnelle Rundenzeiten auf der Rennstrecke verwendet werden kann. Die Sitzposition macht es möglich, denn platziert man sich direkt vor den Tank, sitzt man sehr tief und aufrecht im Bike, was die Handgelenke fast vollständig entlastet. Denn auch wenn der Lenker der Yamaha 22 mm tiefer montiert wurde, wirkt die Geometrie der Yamaha dank des niedrigen Sitzes von 780 mm sehr entspannt. So entspannt, dass man sie beinahe für einen kompakten Sporttourer halten könnte! Der Kniewinkel ist durch den niedrigen Sattel aber relativ spitz, was dazu führte, dass selbst ich mit meinen kurzen Beinen nach unserer 150 Kilometer Tour Schmerzen unter dem Rennleder spürte.
Deutlich besser funktioniert die Yamaha YZF-R3 jedoch, wenn der Allerwerteste an das hintere Ende der nach vorne geneigten Sitzbank wandert und sich somit mehr Druck auf den Lenker verlagert. Dann lässt sich die Yamaha äusserst sportlich bewegen und solange der richtige Gang gewählt ist, vermisst man im Winkelwerk auch keinerlei Leistung. Insbesondere, da man mehrere Gänge ausdrehen kann, ohne direkt den Führerschein abgeben zu müssen!
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Yamaha R3 Fahrwerk und Bremsen
Neben der Optik ist das neue Fahrwerk die grösste Neuerung der kompakten Yamaha. Die konventionelle Telegabel fliegt raus und wird durch eine Kayaba 37 mm Upside Down Gabel ersetzt, das Federbein stammt nun ebenso von KYB. Im Vergleich zur neuen R125 ist die Abstimmung auf der grossen Schwester deutlich komfortabler, aber trotzdem sportlich genug, um im Kuvenscheitel für genügend Feedback und Spass zu sorgen – ein fairer Kompromiss aus beiden Welten. Besonders in schnellen Kurven mit Unebenheiten konnte die Yamaha mit ihrer Stabilität überzeugen. So macht das Spass!
Der Spass endete aber beim Verhalten der Vorderbremse. Wenn man so wie ich auf der Strasse nur mit dem Zeigefinger bremst, stösst man bereits auf ein Hindernis, bevor die Verzögerung einsetzt: den eigenen Handschuh. Fairerweise muss ich dazu erwähnen, dass ich verstärkte Rennstreckenhandschuhe trug. Doch selbst dann sollte die Bremsverzögerung früher einsetzen und nicht von meinen Fingern blockiert werden. Nimmt man den Mittelfinger zur Unterstützung hat der Hebel genug Spiel, um die Bremsleistung der 292mm grossen Einzelscheibe auf die Strasse zu bringen, nur hat man durch den nicht verstellbaren Bremshebel keinerlei Möglichkeit dieses Problem während der Fahrt zu lösen.
Die Yamaha YZF-R3 auf der Rennstrecke
Für eine durchwegs positive Überraschung sorgte die Yamaha YZF-R3 auf dem Circuit de la Ribera in der Nähe von Valencia. Nach der kleinen R125 konnten wir die neue R3 auf dem kompakten Rennkurs mit 20 Kurven für zwei 15 Minuten Turns ausprobieren. Auch wenn ihre Geometrie deutlich entspannter ist, als die ihrer kleinen Schwester, spricht vieles für die Yamaha R3 als Rennstreckenmotorrad. Mit Leichtigkeit lässt sich der Supersportler von Kurve zu Kurve wedeln und sobald der montierte Dunlop Sportmax auf Temperatur ist, schenkt die Yamaha ihrem Piloten viel Vertrauen für das Vorderrad. Die Kombination aus etwas höherem Lenker und der niedrigen Sitzbank bedeutet, dass viele Korrekturen über den Lenker gemacht werden können, während das Knie sogar mit kurzen Beinen schnell den Boden berührt. Selbst wenn man also nicht die schnellste Rundenzeit in den Asphalt brennt, gibt die R3 ein wahres Gefühl der Befriedigung, da sie sehr sicher und unkompliziert auf der Rennstrecke funktioniert. Die Yamaha YZF-R3 war zweifelsfrei mein Favorit des Trackdays und das obwohl uns ein echter Kracher erwartete..
Wir testen eine der ersten neuen Yamaha R3 Cup Maschinen!
Der Yamaha R3 Cup ist Teil der bLU cRU, dem Nachwuchsförderprogramm des Hause Yamahas. Hier können Jugendliche und junge Erwachsene ihr Können beweisen und somit vielleicht eine erfolgreiche Karriere im Motorsport starten. Die R3 Cup Maschine basiert auf dem Serienbike und wird mithilfe von neuen Kolben und Nockenwellen, einer offenen Akrapovic Anlage, sowie einer verbesserten Zylinderkopfdichtung und einem durchzugsstärkeren Ansaugtrakt auf circa 49 PS gehoben. Zusätzlich wird die gesamte Geometrie verschärft, indem der Sitz und die Fussrasten hoch verlegt werden, während die Lenkerstummeln weiter nach unten wandern. Die obligatorische Rennverkleidung mit Sponsorenstickern darf natürlich nicht fehlen.
Ich hatte das Glück mit nur geringer Pause von der serienmässigen R3 auf die Cup Maschine umsteigen zu dürfen, um den direkten Vergleich zu spüren. Die beiden Maschinen verhalten sich so wie Kuschelrock und Heavy Metal – sie haben den selben Ursprung, leben aber in zwei verschiedenen Welten. Denn während sich die normale R3 mit Leichtigkeit über den Kurs steuern liess, war auf der Cup Version körperliche Arbeit gefragt, um schnelle Rundenzeiten aufzustellen. Erste Lenkimpulse konnten nicht mehr über den Lenker gesetzt werden, sondern mussten mit dem gesamten Körper ausgelöst werden. Die sportliche Geometrie der R3 Cup verwandelt das Zweizylinderbike zu einem neuen Motorrad, das volle Konzentration und viel Körperspannung verlangt. Zwei Voraussetzungen, die nach bereits drei gefahrenen Turns nicht mehr zu 100 Prozent vorhanden waren. Trotzdem war es eine grossartige Erfahrung, die mit bodenständigem Renn-Feeling und herrlichem Racebike-Sound verwöhnt. Sich in 15 Minuten an so ein Setup zu gewöhnen fiel mir schwer, ausserdem gibt es zurzeit angeblich nur die drei Exemplare, die wir testen durften - ein Sturz hätte also unangenehme Folgen mit sich gezogen!
All die verbauten Teile sollen laut Yamaha im Laufe des Jahres 2019 auf den Markt gebracht werden, sodass sich jeder Hobbyracer seine eigene Cup-Maschine nachbauen kann. Für kleine Rennstrecken gibt es eine echte Empfehlung, da sich selbst schon das serienmässige Bike tadellos im Grenzbereich bewegen lässt. Mehr Informationen findet ihr auf der Yamaha Website.
Yamaha YZF-R3 Design folgt der R-Familie
Selbstverständlich ist das Thema der Optik immer eine Geschmackssache, doch mit dem Design der neuen YZF-R125 geht Yamaha definitiv in die richtige Richtung. Die Front mit ihren schicken LED Scheinwerfern reiht sich schön unter den stärkeren Modellen R6 und R1 ein, ohne übertrieben aggressiv wirken zu wollen. Die Bedienelemente inklusive Display wurden ebenso modernisiert, auch wenn das bedeutet, dass der grosse Drehzahlmesser der ersten Generation jetzt einem LCD-Display weichen muss – zwar modern, aber doch irgendwie schade. Dafür ist die Lesbarkeit der Anzeigen sehr gut und man wird mit allen Informationen versorgt, die man während der Fahrt braucht. Unter anderem auch mit einer Verbrauchsanzeige, die sich bei unserer sportlichen Fahrweise (abseits der Rennstrecke) bei circa 4,5 Liter/100km eingependelt hat. Deutlich sportlicher und hochwertiger wirkt auch die neue Gabelbrücke, die mit ihren Aussparungen der Yamaha M1 nachempfunden wurde.
Yamaha YZF-R3 Preis
Leider konnte uns Yamaha während der Präsentation noch keinen Preis für die neue YZF-R3 nennen. Eine aktuelle Preisübersicht aller gebrauchten und neuen Yamaha R3 findet ihr aber in unserer Gebrauchtbörse:
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Fazit: Yamaha YZF-R3
Mit der neuen YZF-R3 hat Yamaha die sehr gute Basis der ersten Generation genommen und erfolgreich weiterentwickelt. Sie erscheint jetzt nicht nur optisch deutlich erwachsener, sondern auch spürbar kompetenter bei schnellem Tempo. Bewegt man die R3 am Limit, spürt man schnell wieso Yamaha auf ihr einen eigenen Cup auf die Reihe gestellt hat, da selbst das Serienmodell ein sicheres Gefühl bei hohem Tempo gibt. Trotzdem ist vor allem im alltäglichen Betrieb Luft nach oben, wenn das ruppige Ansprechverhalten bei niedrigen Drehzahlen und das schlechte Feedback des Bremshebels zu einigen Frustmomenten während der Fahrt sorgt.

- drehfreudiger Motor
- genügend Leistung für Alltag und kompakte Rennstrecken
- gute Basis für Rennstreckenumbauten
- stabiles Fahrverhalten
- langstreckentauglich

- schlechte Gasannahme bei niedriger Drehzahl
- nicht genügend Feedback im Bremshebel
- Kniewinkel könnte für manche Fahrer zu spitz sein
Bericht vom 11.01.2019 | 17'047 Aufrufe