Honda Africa Twin Adventure Sports Dauerteststart 2020

Das japanische Reise-Adventure Bike in Vollausstattung!

Die Dauertestsaison ist eröffnet, unsere erste Langzeitpartnerin ist die Honda CRF1100L Africa Twin Adventure Sports - ja, das Modell mit dem kurzen und einprägsamen Namen… Allerdings hat auch wirklich jeder Teil der langen Modellbezeichnung seine Berechtigung, enthält er doch die besten Zutaten, die Honda für ein ernstzunehmendes Adventure Bike zusammengerührt hat: Fast 1100 Kubik, die ultimative Heritage einer Africa Twin in sich und noch mehr Reisetauglichkeit durch den Beinamen Adventure Sports – jene Variante, die sich mit dem Upgrade 2020 nun noch besser positioniert. Kleine Kritikpunkte finden sich aber auch an einer nahezu perfekten Ikone!

Wenn Honda von einer Neupositionierung der CRF1100L Africa Twin Adventure Sports spricht, dann hat das durchaus Gewicht - sie tauscht mit ihrer Schwester tatsächlich die Ausrichtung, die herkömmliche Africa Twin ist nun die Geländetauglichere, während die neue Africa Twin Adventure Sports als Langstreckenbomber auftreten soll. Dennoch bleibt gerade bei der Adventure Sports nach wie vor jeder Stein auf dem anderen und das ist gut so. Ich durfte also ein überaus hochwertig verarbeitetes Adventure Bike in Empfang nehmen, mit toller Ergonomie und einem Motor, der zwar nicht mit PS-Superlativen prahlt, dafür im Gegenzug nach wie vor niemanden erschreckt oder überfordert.

Der Motor der neuen CRF1100L Africa Twin Adventure Sports ist potenter, bleibt aber seiner Linie treu

Diese Eigenschaft ist ihr also auch trotz Hubraumerweiterung von 998 auf 1084 Kubik geblieben und ich freue mich darüber! Denn die Hubraumspritze bringt 7 PS mehr, statt 95 nun 102 PS bei 7500 Umdrehungen sowie statt 99 Newtonmeter Maximaldrehmoment nun 105 Newtonmeter bei 6250 Touren. Einerseits nicht zu verachten, was Honda aus dem Parallelzweizylinder nunmehr herausholt, allerdings auch nicht so viel, dass man gleich Freudensprünge veranstalten müsste. Wichtiger ist ohnehin, dass sich an der Charakteristik des Motors nicht viel verändert hat. Er geht erwartungsgemäss kräftig ans Werk und es fehlt grundsätzlich nichts auf der Africa Twin Adventure Sports es sei denn, man braucht unbedingt die 160 PS, die so manche Konkurrentin zumindest aufs Papier zaubert. Stattdessen dreht der Honda-Murl souverän hoch und funktioniert gewohnt transparent und gutmütig. Klingt dabei jedoch ohnehin viel besser, als der unaufgeregte Charakter erwarten liesse - in der Realität ist der Sound der Adventure Sports eine wahre Wucht! Herrlich dumpf bollert der Reihen-Zweiter wie ein potenter V2 in allen Drehzahlbereichen hoch.

Das DCT-Getriebe der Honda Africa Twin Adventure Sports für alle, die Neues nicht verteufeln

Apropos Hochbollern unsere Adventure Sports ist eine vollausgestattete Version, darf also auch das Honda-typische DCT-Getriebe (Dual Clutch Transmission), also ein Doppelkupplungsgetriebe ihr Eigen nennen. Wer offen für Neues ist (und das nötige Kleingeld von über 1000 Euro übrig hat) sollte dieses einzigartige Feature wählen. Da kann man nämlich nun getrost im Automatik-Modus bleiben, so präzise und genau zum richtigen Zeitpunkt schaltet die ausgeklügelte Technologie. Ich persönlich wechsle nur noch zwischen dem D-Modus (Drive) für gemütliches Cruisen und dem S-Modus (Sport), der wiederum in drei Stufen eingestellt werden kann. Dann wird länger ausgedreht und es wird etwas lauter was in beiden Fällen ja eher Spass als Problem darstellt. Mittlerweile fällt auch das Overrulen des Systems weg, ich muss selbst vor Kurven nicht mehr herunterschalten, das DCT arbeitet wirklich schon unfassbar autark und präzise und schaltet genau dann, wenn es passt.

Das elektronische Showa-Fahrwerk der Adventure Sports ist eine Wucht!

Und weil wir schon bei ausgezeichnet funktionierenden Gimmicks sind: Ein Wahnsinn ist auch das elektronisch verstellbare Fahrwerk EERA (Electronically Equipped Ride Adjusment) von Showa, das tatsächlich stets die passende Dämpfung wählt, oder besser gesagt findet, wie es eben gerade zum Fahrbahnzustand und zur Fahrweise passt. Bei sportlicher Gangart mit mehr Schräglage wird es also tatsächlich straffer und bietet mehr Rückmeldung, als es der sänftenmässige Komfort beim Gleiten erwarten liesse. Einziger Wermutstropfen ist der Aufpreis von 1600 Euro in Deutschland, in Österreich gar 1800 Euro. Dennoch ist es jeden Cent wert, denn in dieser Kombination aus durchzugsstarkem Motor, schnell reagierendem Getriebe und sensibel werkendem Fahrwerk spielt plötzlich auch das anständige Gewicht von fast 250 Kilo fahrfertig eine untergeordnete Rolle.

In Sachen Elektronik spielt die neue CRF1100L Africa Twin Adventure Sports in der Oberliga

Irgendwie war ich selbst überrascht, wie viel Spass diese Honda CRF1100L Africa Twin Adventure Sports bei sportlicher Gangart bereitet, denn auch die Ergonomie ist eigentlich auf die grosse Tour ausgelegt. Dank der mit 850/870 Millimeter um 40 Millimeter abgesenkten Sitzhöhe gegenüber der Vorgängerin und dem schmäleren Sattel komme ich trotz meinen vergleichsweise kurzen Beinen ausgezeichnet mit beiden Füssen zum Boden und das bei der höheren Stellung des Sattels (schaut einfach besser aus…). Was das Elektronik-Package anbelangt, spielt die neue Adventure Sports eigentlich in der Oberliga mit und hat nahezu alles, was es derzeit geben kann/muss. Selbst auf eine Wheelie-Control, eine Hinterrad-Abhebeerkennung und die bereits erwähnte Motorbremsregelung muss man nicht verzichten. Lediglich das Smart-Key-System, also die schlüssellose Zündung steht nicht zur Verfügung doch gerade das lässt sich zumindest für mich sehr leicht verschmerzen: Wenn ich ohnehin einen Schlüssel dabei haben muss, darf er ruhig im Schloss stecken und muss nicht unbedingt in der Jackentasche bleiben.

Die neue Honda CRF1100L Africa Twin übernimmt die Vorreiterrolle

Mit ihrem riesigen 7 Zoll Farb-TFT-Bildschirm samt Touchscreen(!) ist die neue Africa Twin sogar Vorreiterin, da werden die anderen Hersteller zwangsläufig nachziehen müssen. Die Ablesbarkeit ist daher schon alleine durch die Grösse, aber auch durch die Strukturierung sehr gut und kann in verschiedenen Darstellungsoptionen noch weiter verbessert werden. Einstellbare Leistungsmodi sind ja fast schon Pflicht, auf der Afrika Twin Adventure Sports gibt es derer gleich sechs Stück, zwei davon vom Benutzer frei konfigurierbar. Interessant dabei ist, dass die einstellbare Traktionskontrolle bei den vier vorkonfigurierten Modi Tour, Stadt, Schotter und Gelände anders als die Funktionen Motoransprechverhalten, Kurven-ABS und Motorbremse nicht automatisch verstellt wird, sondern immer auf dem Level bleibt, das im vorherigen Modus eingestellt war. Das heisst, die Traktionskontrolle ändert sich nicht mit dem Wechsel der Modi. Von einigen Testern moniert, will ich diese Problematik nun von der anderen Seite angehen: Ich glaube nicht, dass Honda vergessen hat, die Traktionskontrolle miteinzubeziehen, daher ist es wohl volle Absicht. Und tatsächlich lässt sich die Traktionskontrolle ohnehin ganz einfach mit einem einzigen Knopf in jedem Modus verstellen und man schätzt mit der Zeit die Tatsache, dass man sie nicht extra wieder freizügiger einstellen muss, wenn man einen anderen Modus wählt.

Viel Licht, aber doch ein wenig Schatten bei der Africa Twin Adventure Sports

Etwas weniger haben sich die Honda-Techniker meiner Meinung nach beim Tempomat gedacht er befindet sich am rechten Lenker, eine eher unpraktisch gewählte Position. Immerhin muss man mit der rechten Hand den Gasgriff drehen und wenn man ehrlich ist, kann es durchaus lästig sein, den Griff exakt halten zu müssen und dabei den Daumen abzuspreizen, um die Knöpfe des Tempomat zu erreichen. Viele Konkurrentinnen machen es vor, wie einfach das auf der linken Seite geht. Ich vermute daher tatsächlich, dass die Knopferlflut am linken Lenker schon zu viel war, als dass auch noch der Tempomat dort Platz gefunden hätte.

Guter Windschutz auf der Honda Adventure Sports – aber warum nicht einhändig bedienbar?

Ebenso absichtlich dürfte wohl die Bedienung des ansonsten sehr gut dimensionierten Windschilds unnötig kompliziert gewählt worden sein man braucht zwingend beide Hände, um es zu verstellen. Andere Hersteller verwenden Hebel oder Drehräder, die watscheneinfach mit einer Hand bedient werden können, kaum zu glauben, dass Honda da nicht auch eine Lösung für die Adventure Sports abkupfern hätte können. Also liegt tatsächlich die Vermutung nahe, dass die Japaner gar nicht wollen, dass man den Windschutz mit nur einer Hand bedient sehr seltsam.

Ich habe das Haar in der Suppe gefunden! Mehr aber auch nicht

Mein gründliches Eingehen auf diese kleinen Schwächen zeigt jedoch, wie gut und nahezu perfekt die neue Honda CRF1100L Africa Twin Adventure Sports eigentlich ist! In der herrlichen Vollausstattung werde ich als ausgewiesener Adventure Bike-Fan bestimmt viele schöne Kilometer unter die Räder nehmen und mich schliesslich auch noch darüber freuen, dass die neue Africa Twin Adventure Sports erneut in ihrer typischen Lackierung eine der schönsten Reiseenduros am Markt ist wenn nicht sogar die Schönste im ganzen Land…

Die Preise der Honda CRF1100L Africa Twin Adventure Sports in Deutschland:

Africa Twin Adventure Sports: 15.965 Euro

Africa Twin Adventure Sports DCT: 17.065 Euro

Africa Twin Adventure Sports EERA: 17.565 Euro

Africa Twin Adventure Sports EERA DCT: 18.665 Euro

Die Preise der Honda CRF1100L Africa Twin Adventure Sports in Österreich (inkl. NoVA):

Africa Twin Adventure Sports: 18.690 Euro

Africa Twin Adventure Sports DCT: 19.990 Euro

Africa Twin Adventure Sports EERA: 20.490 Euro

Africa Twin Adventure Sports EERA DCT: 21.790 Euro

Fazit: Honda CRF1100L Africa Twin Adventure Sports DCT 2020

Der betont reiseorientiertere Weg, den die Honda CRF1100L Africa Twin Adventure Sports nun geht, ist der richtige. Dank der wahrlich umfangreichen Ausstattung auf Oberklasseniveau werden die Tourenfreunde nun endgültig zufriedengestellt. Die Adventure Sports stellt den Kunden zwar schon in der Basisversion zufrieden, wirklich einzigartig wird sie aber mit dem einmaligen Dopelkupplungsgetriebe DCT und dem elektronischen EERA-Fahrwerk von Showa – das schlicht und ergreifend ein Gedicht ist. Der Fahrkomfort im Sattel ist also hoch, die Maschine macht alles mit und ist somit auch 2020 immer noch eine echte Africa Twin. Kleine Kritikpunkte wie der Tempomat am rechten Lenker und der nur beidhändig verstellbare Windschild zeigen, wie souverän die neue Adventure Sports eigentlich ist.


  • makelloser Motor mit tollem Ansprechverhalten und linearem Drehmomentverlauf
  • das elektronische Showa-Fahrwerk werkt sehr stabil bei hohen Geschwindigkeiten und ist trotzdem agil in den Kurven
  • die elektronischen Fahrhilfen wurden aufgewertet und begeistern auf jedem Untergrund
  • toller Windschutz
  • absolut hochwertiger Gesamteindruck
  • harmonisches Handling spendet Vertrauen
  • DCT mit neuer Elektronik noch besser
  • Windschild ist nur mit beiden Händen einstellbar
  • Tempomat am rechten Lenker schwer einstellbar
  • Bedienung wirkt mit den vielen Knöpfen etwas komplex

Bericht vom 17.03.2020 | 36'557 Aufrufe

Empfohlene Berichte

Pfeil links Pfeil rechts