Landstrassenfahrt mit der neuen Triumph Speed Triple 1200 RS
Vom Sport-Naked zum Hyper-Naked
180 PS, 200 kg, eine sehr sportliche Auslegung und mit hochwertigen Komponenten ausgestattet. Triumph schliesst mit der neuen Speed Triple zu den aktuellen Hyper-Naked-Bikes auf. Doch wie sieht es mit der Alltags- und Tourentauglichkeit aus? Juliane hat es für euch herausgefunden!
Beim ersten Aufsitzen fällt sofort auf wie leicht und schmal die neue Speed Triple geworden ist. Sie fühlt sich fast an wie eine Street Triple. Im Vergleich zur 1050er, wiegt sie 10 Kilogramm weniger, wirkt deutlich kompakter und die Designsprache geht in die Richtung ihrer kleinen Schwester Street Triple. Der Lenker ist im Vergleich zur Vorgängerin um 13 mm breiter geworden und die Fussrasten-Position wanderte etwas nach innen, um die Schräglagenfreiheit zu verbessern. Sinnvoll, denn bislang neigte die Speedy zu aufsetzenden Fussrasten.
Auf dem Weg durch die Stadt aus Wiener Neustadt heraus lässt sich das neue Hypernaked gemütlich und leise fahren, bei niedrigen Drehzahlen lassen sich allerdings Lastwechselreaktionen spüren. Auf der Landstrasse angekommen beginnt dann der Spass aber so richtig. Der Motor geht von unten gut und Speedy-gewohnt-druckvoll und hört bis zum Begrenzer bei 11.150 nicht auf dich kräftig nach vorne zu schieben. In jedem Drehzahlbereich ein absoluter Genuss. Sie ist gutmütig, berechenbar und folgt treu der Linie, die ich ihr vorgebe. Auch der Sound des grossen Dreiers ist für diejenigen, die 98 dB Standgeräusch verkraften können, ein Gedicht.
Motor und Sound Triumph Speet Triple 2021
Der grosse Dreizylinder-Motor war damals schon ein Traum. Nun wurde er von Grund auf neu-entwickelt und ist nun hubraum- und leistungs- und drehmomentstärker: 1.160 Kubik, 180 PS bei 10.750 U/Min und 125 Nm bei 9.000 Umdrehungen. Alleine das Aggregat wiegt sieben Kilo weniger als zuvor und baut kompakter. Bei so viel Power und einem Gewicht von nur 200 kg vollgetankt wurde zugunsten der Traktion und Balance der Schwerpunkt nach unten-vorne verlagert und die Schwinge etwas verlängert.
Elektronik und Ausstattung
Das umfassende Elektronik-Paket umfasst Kurven-ABS, Kurven-Traktionskontrolle und Wheelie-Kontrolle. In den fünf verschiedenen Fahrmodi können sie aber auch individuell angepasst werden. Road-, Sport- und Rain-Modus (letzterer ist auf 100 PS gedrosselt) lassen sich während der Fahrt über den Modus-Knopf auswählen. Der Track- und User-Modus können nur im Menü ausgewählt werden.
Im 5-Zoll-Display zeigen sich nur die wichtigsten Informationen. Es sieht sehr aufgeräumt aus und ist trotz Platzierung weit vorne gut ablesbar. Das Menü mit allen weiteren Infos und Spielereien, wie z.B. Connectivity und GoPro-Steuerung, öffnet sich per Knopfdruck seitlich indem der Drehzahlmesser verschoben wird. Auf das serienmässige Keyless-Ride-System hätte ich persönlich verzichten können. Mir ist ein herkömmlicher Schlüssel lieber (da sind peinliche Momente ausgeschlossen, in denen der Sensor nicht sofort erkannt wird und die Kumpels schon über alle Berge sind).
Standardmässig ist auch ein Quickshifter mit Blipper verbaut, der auch unter Teillast super funktioniert. Das sportliche Fahren auf der Landstrasse macht dadurch sogar noch mehr Spass. Bei den ersten Spitzkehren angekommen bestätigt sich mein Eindruck, den ich beim Start der Ausfahrt hatte. In niedrigen Drehzahlen lassen sich Lastwechselreaktionen spüren, egal welches Mapping ausgewählt ist. Das Ansprechverhalten ist bei niedrigen Geschwindigkeiten recht hart und es kommt zu einem Ruck beim Gasanlegen oder -wegnehmen. In den engen Serpentinen erstmal ungewohnt, in weniger spitzen Kehren aber kein Thema mehr.
Fahrwerk, Bremsen und Bereifung - Nur das feinste für die Speedy
Das hochwertige Öhlins-Fahrwerk hat eine sehr straffe Grundabstimmung. Die NIX30 Upside-Down Gabel und das TTX36 Doppelrohr-Monoshock Federbein sind offensichtlich auf harte Brems- und aggressive Beschleunigungs-manöver wie sie auf der Rennstrecke stattfinden, ausgelegt. Beides ist jedoch vorne und hinten in Vorspannung, Druck- und Zugstufe einstellbar. Bei Passagen mit schlechtem Asphalt spüre ich die Unebenheiten zwar deutlich, allerdings werden die Schläge nicht auf mich übertragen und ich werde nicht durchgeschüttelt.
Der Speed der Speedy lässt sich bei Bedarf mit der edlen Bremshardware vorne und hinten von Brembo radikal reduzieren. Neu bei der Triple ist auch das gekoppelte Bremssystem. Beim Betätigen der Vorderradbremse wird hinten je nach Situation automatisch mitverzögert. Da die Hinterradbremse unserer Testmaschine ordentlich quietscht, bemerke ich, dass das System aktiv ist, sobald ich vorne den Bremshebel ziehe. Dann quietscht es nämlich hinten mit. Die Metzeler Racetec RR-Reifen sind bekanntlich supersportlichen Ansprüchen gewachsen. Ein Reifen, der das Handling positiv beeinflusst und beim ordentlichen Angasen auf der Rennstrecke sowie bei hohen Temperaturen sicherlich klebt wie Kaugummi. Wäre die Speed Triple meine, würde ich persönlich allerdings etwas tourentauglichere Reifen wählen, um auch bei niedrigen Temperaturen oder einsetzendem Regen ein noch sicheres Gefühl zu haben.
Komfortfeatuers serienmässig auf einem Hyper-Naked
Wer mit der neuen Speedy längere Touren fahren möchte, könnte sich über den serienmässigen Tempomaten und den sehr komfortablen Sitz freuen. Allgemein ist die Sitzposition zwar sportlich, aber weniger radikal als bei anderen Hyper-Nakeds. Mit meinen 169 cm komme ich mit den Fussballen auf den Boden, beim Rangieren freue ich mich daher über das niedrige Fahrzeuggewicht. Der Kniewinkel ist für mich angenehm.
Preis, Farben, Zubehör und Verbrauch
Die Speed Triple 1200 RS gibt es in Deutschland ab 17.500 und in Österreich ab 20.500 Euro. Im Gegensatz zur Street Triple gibt es hier keine abgespeckte und günstigere Version - einzig und alleine die RS mit der edlen Ausstattung und in zwei Farbvarianten: Sapphire Black mit roten und silbernen Elementen und in Matt Silver Ice mit schwarzen, silbernen und gelben Details. 35 Zubehörteile sind ab Werk erhältlich, darunter ein Flyscreen, Reifendruckkontrollgerät, Taschen und vieles mehr. Ein anderer Auspuff ist nicht erhältlich. Am Ende der zweitägigen Probefahrt rechne ich noch den Verbrauch aus und komme auf ca. 7 Liter. Da allerdings auch einige Foto- und Videofahrten dabei waren, kann das nicht eins-zu-eins auf eine normale Ausfahrt übertragen werden.
Fazit: Triumph Speed Triple 1200 RS 2021
Im Alltag leicht zu handeln, auf der Landstrassenausfahrt ein starkes und sportliches Spassgerät, auf der längeren Tour ein sportlich-komfortables Nakedbike und auf der Rennstrecke mit Sicherheit eine Rakete. Die ,,Eine für Alles”, bei der die Wahrscheinlichkeit, dass sie nur in der Garage stehen gelassen wird, schwindend gering ist.- spielerisch-leichtes Handling
- starker, linearer Motor
- hochwertige Optik
- Lastwechselreaktionen bei niedrigen Drehzahlen spürbar
- Standgeräusch > 95 dB
Bericht vom 17.05.2021 | 31’432 Aufrufe