Kumpan 54i:mpulse Elektroroller Test 2022

Reichen 70 km/h für den Alltag?

Für den Sommer tauschte ich Verbrenner gegen Elektro. Wie schlägt sich der Kumpan E-Roller im Alltag? Hier alle Erfahrungen.

Wir arbeiten uns fleissig durch die Kumpan Modellpalette! Nach einem Einzeltest des 45 km/h schnellen 54i:nspire und Vergleich mit der AM-Konkurrenz, sowie einem Test des 100 km/h schnellen 54i:gnite ist nun das Sandwichkind, der 54i:mpulse an der Reihe. Wie schlägt er sich im innerstädtischen Pendleralltag?

Wiener Neustadt als Testgebiet des Kumpan Elektrorollers

47.000 Einwohner, 60,94 km² Fläche und der Sitz von 1000PS - Wiener Neustadt im südlichen Niederösterreich war Austragungsort dieses mehrwöchigen Tests. Für mich ideal, denn als Einheimischer kam mir ein kompakter Elektroroller in den Sommermonaten gerade recht. In Zeiten von hohen Benzinpreisen wurden meine Autos, beziehungsweise meine heissgeliebte Honda CBR600RR nur für längere Strecken gestartet, denn wer häufig in der Stadt unterwegs ist wird wissen, dass aufgrund von Stop-and-Go-Verkehr gerade hier der Benzinverbrauch durch die Decke schiesst. Somit wurden die klassischen Schlüssel liegen gelassen und zur Schlüsselkarte des Kumpans gegriffen. Richtig gelesen: Schlüsselkarte!

Moderne Lösungen, um den 54i:mpulse zu bedienen

Im Vergleich zu den letztjährigen Kumpan Modellen wurden einige Updates eingeführt - eines davon sind die Scheckkarten, die den Roller nun entsperren. Dass man sich hier von einem erfolgreichen amerikanischen Elektroautohersteller inspirieren hat lassen, ist schwer zu verbergen, doch in der zukunftsorientierten E-Mobilität ist das bestimmt ein lustiges Gimmick. Ein weiteres 2022er Update ist die neue Kumpan Connect App, die Ladezustand, Restreichweite, Fahrzeugortung, sowie die Fahrdaten darstellt. Eine weitere Funktion ist die Möglichkeit, den Kumpan per Internet zu entsperren. Praktisch, wenn das Handy sowieso in der Hand liegt und man gerade am Weg zum Roller ist.

Ein lustiges Feature, dass ich während meiner Zeit häufig nutze, somit aber auch auf zwei Nachteile stiess. Einerseits muss der Kumpan nach der Fahrt auch per App abgesperrt werden. Simples Deaktivieren mit dem herkömmlichen Ausschaltknopf am Roller ist nicht möglich - es muss das Smartphone in die Hand genommen werden. Andererseits darf man nicht vergessen, dass dieses Feature eine Internetverbindung benötigt. In der Tiefgarage meines Wohnhauses musste ich also einige Sekunden warten, bis die App die nötige Verbindung aufbauen konnte.

Volle Ausstattung bedeutet 3 Akkus - Kumpan Reichweite

Ab Werk sind im 54i:mpulse 2 Akkus zu je 1,5 kWh verbaut. Auf Wunsch kann ein dritter Akku - oder auch Kraftpaket 2.0 genannt - dazubestellt werden. Kostenpunkt: 1.400 Euro. Rechnet man die optionale Lackierung in "Akzent Gelb" hinzu, steigt der Basispreis von 6.499 € gleich mal auf 8.027 € laut Kumpan Konfigurator. Dafür profitiert man jedoch von mehr Reichweite. 120 Kilometer maximal, 100 im Durchschnitt verspricht der Hersteller. Für 120 km bräuchte es wahrscheinlich viel Zeit im ECO-Fahrmodus, den ich aufgrund seiner Tempobeschränkung während der Testfahrt komplett gemieden habe.

Doch die 100 Kilometer sind bei Verwendung des mittelstarken Comfort-Fahrmodus absolut möglich! Natürlich hängt der finale Wert stets von Zuladung, Aussentemperatur und Fahrweise ab, doch dank der Rekuperation kann man sich genügend Energie in die Akku zurückholen.

Wie lade ich den Kumpan 54i:mpulse Elektroroller?

Doch selbst mit der alltagstauglichen Reichweite muss der Stadtroller früher oder später an die Streckdose. Dafür gibt es beim 54i:mpulse mehrere Möglichkeiten. Einerseits versteckt sich unter dem Kumpan Logo in der Frontverkleidung ein Anschluss für das hauseigene Ladekabel - die Akkus können also im Fahrzeug geladen werden. Will man die Batterien in der Wohnung laden können diese aber auch einfach von unter der Sitzbank herausgezogen und in den eigenen vier Wänden geladen werden. Dazu können die Akkus entweder separat per Ladekabel oder in der optionalen Dockingstation für maximal drei Akkus angesteckt werden.

Pro Akku muss man mit einer Ladezeit von rund 4 Stunden für eine Vollladung rechnen, denkt man jedoch rechtzeitig ans Anstecken, ist eine vollständige Ladung aller Akkus über die Nacht oder während eines Arbeitstags möglich.

Stauraum als anhaltendes Problem vieler Elektroroller

Noch leben wir in einer Zeit, in der Akkus viel Platz brauchen und einiges an Gewicht mit sich bringen. 10 Kilogramm wiegt ein einzelnes Kraftpaket 2.0, was das Leergewicht des Kumpan 54i:mpulse von 82 kg auf 112 Kilogramm fahrbereit mit drei Akkus hochschraubt. Wie bereits erwähnt werden sie unter der Sitzbank platziert, was gleichzeitig bedeutet, dass man bis auf ein kleines Fach in der Grösse eines Kebabs keinerlei Stauraum findet. Einzig ein Handschuhfach bietet Raum für Kleinkram und der im Fussbrett integrierte Becherhalter nimmt einen Kaffeebecher auf. Soll es mehr Stauraum sein, damit man einen Helm gesichert am Fahrzeug unterbringen kann, muss zum optionalen Topcase gegriffen werden, dass sich per Display elektronisch entriegeln lässt. Apropos Display...

Kumpan Elektroroller mit gewaltigem 7 Zoll Touchdisplay

Im hart umkämpften Feld der E-Roller muss man hervorstechen, um sich von der Konkurrenz abzuheben. Kumpan schafft das nicht nur mit der knalligen Lackierung sondern auch mit der Kommandobrücke, die ganz einfach ein 7 Zoll(!) TFT-Display mit Touchfunktion ist. Was für eine Ansage! Hierüber lassen sich die Fahrmodi (RAIN, ECO, COMFORT und SPORT) wählen, die Rekuperation sowie das Schleppmoment einstellen und Daten wie Tripzähler oder aktuellen Stromverbrauch anzeigen. Trotz vieler Informationen ist die Darstellung klar und schnell zu verstehen, die Lesbarkeit muss aber zukünftig definitiv verbessert werden - sobald die Sonne einstrahlt sieht man wenig bis nichts.

Fahrverhalten typisch für diese Klasse

Man braucht sich nichts vormachen: Der Kumpan 54i:mpulse gehört zur Klasse der Roller, auf denen man nur wenig Zeit an einem Stück verbringen wird. Schnell von A nach B kommen ist hier die Devise. Das bedeutet aber auch, dass er ein Fahrverhalten an den Tag legt, das man von dieser Klasse kennt: Die 12 Zoll Räder bieten quirliges Handling aber nicht die höchste Stabilität. Fahrwerksseitig verbaut Kumpan eine herkömmliche Telegabel in der Front und Stereofederbeine im Heck, die zwar ihre Arbeit verrichten, dabei aber relativ hölzern wirken.

Auf Seiten der Bremsen kann man sich über Scheibenbremsen vorne und hinten freuen, die für zusätzliche Rekuperation sorgen. Doch leider finden wir nur ein CBS (kombiniertes Bremssystem) vor und kein ABS. Natürlich ist das in der A1-Führerscheinklasse keine Pflicht, doch das gewisse Extra an Sicherheit würde vor allem unerfahrenen Piloten nicht schaden.

Viel Elektroliebe trotz Benzinsucht!

Versteht mich nicht falsch: Ich liebe den Verbrennungsmotor. Vibration, Sound und Geruch wecken einfach Emotion! Doch gleichzeitig bin ich pragmatisch genug, dass ich erkenne, dass es in der Stadt elektrisch genauso gut geht - wenn nicht sogar besser! Ohne spürbarer Hitzeproduktion und lautlos cruiste ich durch die Stadt und hatte in keiner Sekunde das Gefühl, mir würde etwas fehlen. Ganz im Gegenteil! Das stille Dahingleiten (von Zeit zu Zeit auch mit dem serienmässigen Tempomat) entspannte, da der Sound von den meisten Rollern sowieso selten als emotional bezeichnet werden kann. Hier macht Elektro im Zweiradbereich meiner Meinung zurzeit am meisten Sinn: Auf Kurzstrecke in der Stadt. Und genau hier hat der Kumpan trotz leichter Schwächen überzeugt.

Fazit: Kumpan 54i:mpulse 2022

Der Kumpan 54i:mpulse ist nicht gerade ein günstiger Begleiter für den Alltag - dafür aber ein sehr kompetenter. Blickt man in die Modellpalette des deutschen Herstellers, ist die 70 km/h Variante perfekt für die Stadt - mehr Geschwindigkeit wird man selten bis nie brauchen, solange man den Grossstadtdschungel nicht verlässt. Kleine Schwächen bringt er mit, doch nichts, was Kumpan nicht bei Modellupdates schnell und einfach lösen kann.


  • coole Optik
  • ausreichend Reichweite
  • genügend Leistung für die Stadt
  • einfache Fahrbarkeit
  • intuitive Bedienung des TFT-Displays
  • moderne Lösungen der Connectivity
  • Ablesbarkeit des TFT-Displays
  • Lichtausbeute des Scheinwerfers eher mässig
  • wenig Stauraum
  • hoher Preis
  • kein ABS

Bericht vom 28.09.2022 | 18'845 Aufrufe