Softgepäck SW-Motech SysBag und beheizte Sitzbank im Test

Honda Africa Twin nahe der Perfektion

Das 1000PS Africa Twin Tune Up bekommt eine neue offroadorientierte Gepäcklösung und eine Luxussitzbank für mehr Komfort nicht nur an kalten Tagen spendiert.

Ein ereignisreiches Jahr 2021 auf der Africa Twin weicht 2022 dem schnöden Alltag

Im Jahr 2022 hat unser Africa Tune Up 2021 eine ruhige Saison abgespult. Während im Vorjahr ein Vergleichstest mit der Standardvariante, ein Reisetest in Kroatien und Slowenien, sowie eine Reise zu zweit in die Toskana und übers Trentino wieder zurück nach Wien am Programm standen, kam es heuer zu zwei Entwicklungen mit der Maschine. Zum einen offenbarten schnöde Pendeletappen zwischen Wien und dem 1000PS Büro in Wiener Neustadt, dass es beim Thema Sitzbank-Bequemlichkeit und -Funktion noch Luft nach oben gibt. Zum anderen wurde in mir, durch den ein oder anderen Offroad-Kilometer auf anderen Reiseenduros, das Interesse nach Routen abseits der befestigten Wege geweckt.

SW-Motech Sysbag-Taschen: Wasserdichte und geräumige Begleiter

Softgepäck am Motorrad wurde von mir lange Zeit zu Unrecht als Halblösung abgetan. Mühsame Befestigung der Taschen am Bike mit Bändern, die sich während der Fahrt erst recht wieder lockern. Kompliziert im Handling beim Abnehmen während der Tourstopps in verschiedenen Unterkünften, zeitraubendes neuerliches Anbringen am nächsten Tag. Voluminöse Abdeckplanen, die man in der Tasche mitführen muss, um sein Hab und Gut vor Nässe zu schützen. Bis man diese zufriedenstellend montiert hat, ist das Gepäck bereits nass, oder es ist nur ein kurzer Schauer und man muss die nassen Planen wieder abnehmen. Natürlich passen die dann nicht in das dafür vorgesehene Fach in der Tasche, weil man sie in der Eile unterwegs nicht mehr so akkurat zusammenfalten kann, wie in Ruhe vor Fahrtantritt.

Dennoch gibt es Situationen, in denen Softgepäck zweifellos Vorteile bietet. Zunächst sei das Thema Gewicht angeführt, dieses ist in der Regel bei gleichem Stauvolumen deutlich geringer, als das von Koffern. Zum anderen erspart das weiche Material an der Aussenseite im Falle des Falles, also bei Stürzen/Umfallern eine teure Reparatur der Befestigung oder mit etwas Pech sogar des Rahmens.

Softgepäck ist hier deutlich widerstandsfähiger. Mit der neuen SysBag-Serie hat SW-Motech hier in entscheidenden Punkten Abhilfe geschaffen. Die in den Grössen Small, Medium und Large angebotenen Taschen - an der Honda habe ich die grössten, 40 Liter fassenden - , Taschen gewählt) zeichnen sich durch Wasserdichtheit aus. Diese wird durch das bewährte Rollsack-System erreicht. Das Aussenmaterial der Taschen ist ein robuster, stark wasserabweisender Kunststoff auf TPU-Basis verschweisst mit EVA-Anteilen. Mitgeliefert werden zudem praktische Innentaschen, die die Organisation von kleinerem Gepäck in drei Abteilen erlauben. Ein weiterer Vorteil gegenüber festen Koffern liegt in der Flexibilität der Softbags. Sperrige Güter können auf viele verschiedene Weisen untergebracht werden.

Nicht zuletzt bieten die SysBags aussen das bewährte Gitter-Schlaufensystem, das die Befestigung weiterer Einheiten an den Taschen erlaubt. Mit einer zugelassenen Zuladung von 10 kg pro Seite bewegt man sich absolut am Niveau gängiger Hardcases. Die empfohlene Maximalgeschwindigtkeit beträgt 130 km/h, wodurch die Sysbags als autobahntauglich zu klassifizieren sind.

Der wahre Clou am SysBag-System ist jedoch die einfache und rasche Montage und Demontage am PRO-Seitenträger. Als Hilfsmittel dient eine Trägerplatte aus solidem Metall, die mittels Bändern und dem von Helmen bekannten und bewährtem Doppel-D-Verschluss, an die Rückseite der Tasche angebracht wird. Diese rastet in weiterer Folge flott und sicher an den vier Befestigungspunkten am Träger ein. Zum Lösen und Mitnehmen der Tasche ist ein kleiner Hebel zu betätigen, um die Arretierung zu öffnen und die Taschen bzw. Trägerplatten wieder freizugeben. Mit dem SW-Motech Sysbag-System fühle ich mich für die nächste Schotterreise bestens gerüstet, jetzt müssen nur noch Zeit und Ort definiert werden.

Zubehör-Sitzbank Honda Africa Twin 1100 - gar nicht so leicht, hier etwas zu finden!

Über Facebook, wo ich mich in einer CRF1000L/CRF1100L Gruppe herumtreibe, stosse ich auf Matteo. Matteo Zambrelli stammt aus Italien, ist begeisterter Africa Twin Fahrer und arbeitet mit einer Werkstätte in Italien zusammen, die individuelle Sitzbanklösungen für fast alle Motorradtypen anbietet. Mehr Komfort durch Aufpolstern mit orthopädischem Schaum? Kein Problem! Leichtere Kontrolle durch rutschfeste Bezüge? Sowieso. Individualisierung mittels unterschiedlicher Farben, abgesteppter Nähte und hochwertiger Materialien? Ehrensache! Saisonverlängerung durch Sitzheizung für Fahrer und Sozia? Einfach Bescheid geben. Änderung des Sitzprofils? Selbstverständlich!

Die Möglichkeiten werden nur durch das eigene Vorstellungsvermögen begrenzt. Hat man Matteo seine Pläne mitgeteilt, bekommt man Entwürfe übermittelt. Nachdem man sich für eine Variante entschieden hat, gibt es einen Kostenvoranschlag und dann geht es los. Die Originalsitzbank verschickt man per Post nach Bergamo zum Sattler. Da man in dieser Zeit auf Ausfahrten mit der geliebten Maschine verzichten muss, will der Zeitpunkt für den Umbau klug gewählt sein. In meinem Fall verstreichen zwischen dem Abschicken der Sitzbank und dem in Händen halten der neuen knapp 14 Tage. Der Originalbezug wird ebenfalls mit zurückgeschickt.

Mass-Sitzbank Honda Africa Twin im Test - den Preis wert?

Von den vorhin genannten Optionen wählte ich einmal Alles. Beheizt, individuell mit Logo bestickt, in Wunschfarben und rutschfestem Material ausgeführt, sowie orthopädisch unter Einbindung meines und des Gewichts der Sozia aufgepolstert, montiere ich mein neues Prachtstück auf die Africa Twin. In das Sitzpolster der Sozia liess ich zudem noch einen Keil einarbeiten, um meine Freundin bei flotterer Gangart in Position zu halten.

Die erste Ausfahrt liess nicht lange auf sich warten. Schon auf den ersten Metern durch Wien konnte ich die Verbesserung beim Sitzkomfort feststellen. Meine bessere Hälfte hinten drauf hatte ebenfalls keine Gründe mehr, um sich zu beklagen. Das Thema Sitzheizung musste ich bei meinen Kollegen im Büro verteidigen. Dekadent und übertrieben sei so etwas. Wer jedoch an einem kalten Morgen einmal in den Genuss eines gewärmten Gesäss gekommen ist, wird mich verstehen. In Kombination mit Heizgriffen, verlängert eine beheizte Sitzbank die Saison locker um ein Monat nach vorne und nach hinten und bietet somit einen eklatanten Mehrwert.

Nach unserer ersten längeren Ausfahrt festigt sich der positive Ersteindruck. Der orthopädische Schaum verwandelt die unbequeme Originalbestuhlung in eine essentielle Unterstützung für Marathonetappen. Sogar im Stand bringt die neu bezogene Sitzbank Freude. Meine Africa Twin ist nun ein wahres Einzelstück. Schönheit liegt bekanntermassen im Auge des Betrachters, ein Eyecatcher ist sie jedoch in jedem Fall. Der Preis für die Umbaumassnahmen beläuft sich auf ca. 500 Euro zzgl. Versand. Je nach Wünschen und Features gibt es Lösungen aber auch schon ab 150 Euro. Derzeit läuft die Abwicklung noch über Facebook ab, eine Website folgt im Laufe der nächsten Monate.

Nach einer Saison mit der Original- und einer Saison mit angepasster Sitzbank, kann ich eindeutig festhalten, dass ich nicht mehr zurücktauschen wollen würde. Dieses Upgrade war der letzte Mosaikstein, um meine geliebte Honda Africa Twin 1100 zum idealen Reisemotorrad zu machen.

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Bericht vom 03.10.2022 | 18'665 Aufrufe

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