Ducati Monster 2023 - fünf Mid-Nakeds im Test!

Wie schlägt sich das fesche Monster?

Ducati bricht bei der aktuellen Monster mit vielen Traditionen: Nicht nur, dass die Angabe des Hubraums fehlt, müssen die Fans des traditionellen Gitterrohrrahmens auf ebendiesen vollkommen verzichten! Zahlt es sich wirklich aus, für einige Kilo weniger auf das typische Stahlgerüst zu verzichten? Wir vergleichen die Monster mit den vier Mittelklasse-Naked Bikes Kawasaki Z900, KTM 890 Duke GP, Triumph Street Triple R und Yamaha MT-09!

Zeiten ändern sich, auch bei einem der traditionsbewusstesten Motorradhersteller der Welt. Ducati hat die aktuelle Monster nämlich so richtig radikal umgemodelt. Dass nun auf die Hubraumangabe am Ende des Namens verzichtet wird, ist da eigentlich noch die kleinste Umwälzung. Auch der Umstieg vom 821er- auf das grössere 950er-Triebwerk (genau genommen 937 Kubik) ist in Wahrheit ein nachvollziehbarer Schritt, der keineswegs verwundert. Der Verzicht auf den traditionellen Gitterrohrrahmen ist hingegen schon ein ordentlicher Brocken, den man als Fan des Stahlgeflechts, das stolze 27 Jahre die Monster-Baureihe begleiten durfte, erst mal schlucken muss!

Die aktuelle Ducati Monster - absolute Weltpremiere!

Warum ich euch das alles erzähle, wo die Monster doch schon seit über zwei Jahren mit schlichtem Alurahmen daher kommt? Weil ich bis zu diesem Test tatsächlich noch nie das Vergnügen hatte, die aktuelle Monster zu fahren! Umso grösser war mein Interesse an der, zugegebenermassen ohnehin sehr feschen Italienerin. Ja, auch mir fehlt der traditionelle Gitterrohrrahmen ein wenig, allerdings sind insgesamt 18 Kilo weniger gegenüber der Vorgängerin tatsächlich ein richtig gutes Argument für das Alu-Chassis. Lediglich 188,5 Kilo vollgetankt (von uns selbst auf unserer 1000PS-Viehwaage gemessen) versprechen ja schon am Papier ein gutes Handling - und ich wurde nicht enttäuscht. Lediglich eine aus dem Vergleichs-Quintett ist leichter, KTMs 890 Duke GP wiegt gerade mal ein halbes Kilo weniger. Bei flotter Kurvenfahrt kann die Monster daher sehr agil um jegliche Radien geworfen werden, das passt schon mal sehr gut zu einer Ducati, die in der Regel einen gewissen Anspruch auf Sportlichkeit hat. Auch die Sitzposition ist gelungen, man sitzt zwar vorderradorientiert auf der Monster, aber immer noch aufrecht genug, um die gesamte Ergonomie als ausreichend komfortabel zu bezeichnen.

Beim Fahrwerk der Ducati Monster wurde über das Ziel hinausgeschossen

Allerdings haben die Fahrwerkstechniker bei der Abstimmung der Federelemente dann doch ein wenig über das Ziel hinausgeschossen, das Fahrwerk tendiert zu sehr in Richtung Komfort. Ich persönlich befinde es immer noch als guten Kompromiss, immerhin lässt sich abgesehen von der Federvorspannung am hinteren Mono-Federbein rein gar nichts verstellen. Allerdings hätte man die Frontgabel dann doch etwas straffer machen können, sportliche Ambitionen werden wegen der stark eintauchenden Front beim ambitionierten Anbremsen ziemlich flott im Keim erstickt. Die Yamaha MT-09 etwa bietet auch ein gewisses Mass an Komfort beim Fahrwerk, deren Front taucht aber keineswegs so stark weg.

Unerwartet zahme Bremse auf der Ducati Monster

Da passt wiederum die Abstimmung der hochwertigen Bremsanlage auf der Ducati Monster zur alltagstauglichen Auslegung. Gut dosierbar ist die 320er-Doppelscheibenanlage mit radialen Brembo M4.32 Monoblockzangen ohnehin, die Anlage könnte aber schon schärfer zupacken. Auf der Triumph Street Triple 765 R etwa ist ebenfalls eine Brembo M4.32-Anlage verbaut, beisst aber auf der kleinen Britin weit sportlicher zu.

Das Triebwerk der Ducati Monster braucht Drehzahlen!

Grundsätzlich wären also Fahrwerk, Handling, Ergonomie und Bremsen bestens für den Alltag gerüstet und die Monster ein rundum gelungenes Naked Bike für alle Fälle. Wäre da nicht der, untenrum allzu zickige Motor. Bitte nicht falsch verstehen, das Triebwerk mit 111 PS bei 9250 Umdrehungen ist einer Ducati durchaus würdig, schiebt ab der Mitte ordentlich an und hat im oberen Bereich diese typischen Vibrations, die man an einem V2 so schätzt. Auch das Drehmoment von 93 Newtonmeter bei 6500 Umdrehungen geht in Ordnung, Schmalz ist da - aber eben erst ab der Mitte. Untenrum geht gar nichts, an ein untertouriges Cruisen durch Ortschaften im 6. Gang ist nicht zu denken. Da hat man bestenfalls den 4. drinnen und schaltet bei kleinsten Steigungen wegen des einsetzenden Geruckels doch lieber in den 3. Gang. Das können die vier anderen Mid-Nakeds weit besser, auch die zweizylindrige KTM mit etwas weniger Hubraum stellt sich nicht so biestig an, die Yamaha mit einem Zylinder mehr ist weitaus pflegeleichter und selbst die Triumph mit fast 200 Kubik weniger macht es viel besser. Eine völlig andere Welt ist klarerweise die Kawasaki Z900 mit ihrem sonor brummenden, souveränen Vierzylinder-Reihenmotor.

Die Ducati Monster hebt sich von der Masse ab - auch beim Preis

Interessant ist allerdings, dass all das Ducati-Fahrer und -Fans weit weniger stört, als mich - die wissen, worauf sie sich einlassen. Ich vergleiche klarerweise mit anderen Maschinen und erkenne Schwächen, die für Ducatisti offenbar mehr Charakter als Schwäche darstellen. Ich persönlich hätte mir bei dieser insgesamt so alltagstauglichen Auslegung der Monster eben auch einen alltagstauglicheren Motor gewünscht. Dass die Ducati im Übrigen mit 14.895 Euro in Österreich, 12.790 Euro in Deutschland und 13.490 Franken in der Schweiz die mit Abstand teuerste Nackte in unserem Quintett ist, soll die potentielle Käuferschar nicht weiter stören - für Fans der edlen Maschinen aus Bologna mit rundum hochwertigen Komponenten ist das nur ein weiteres Unterscheidungsmerkmal von der restlichen Masse.

Die Ducati Monster bekommt 12 Punkte im 1000PS-Test: Platz 5

Fünf Motorräder, ergo fünf Tester. Jeder der fünf Redakteure durfte im Test vier Punkte zur Bewertung vergeben - 20 Punkte waren somit möglich. Mit 12 Punkten rangiert die Ducati Monster auf dem letzten Rang. Wie auch mir war den meisten anderen Testern das Motormanagement im unteren Drehzahlbereich zu ruppig, das Fahrwerk etwas zu weich, die Bremse zu brav und der Preis dafür zu hoch. Offensichtlich erwarten wir von einer Ducati stets einen sportlichen Ansatz und sind enttäuscht, wenn dieser nicht vollends erfüllt wird. Aber wie bereits erwähnt, ist die aktuelle Monster ein durchaus zugängliches Naked Bike, das mit seinem feinen Finish und der hochwertigen Ausstattung durchaus überzeugen kann.

Horvaths Senf zur Ducati Monster:

Ein schwieriger Fall, die neue Ducati Monster. Für sich alleine gesehen, funktioniert sie wirklich wunderbar. Der Motor bietet einiges an Druck, das Fahrwerk bildet einen fairen Kompromiss aus Komfort und Sportlichkeit und das Fahrverhalten ist angenehm neutral. Im Vergleich mit der unglaublich starken Konkurrenz, kommt sie jedoch leider ins Hintertreffen. Vor allem wenn es auf der Landstrasse sportlich wird, spürt man das komfortable Setting der Fahrwerkskomponenten und auch die am Datenblatt kräftig wirkenden Bremsen können nicht ganz mithalten. Da schmerzt es natürlich umso mehr, dass die neue Monster die höchste Zahl am Preisschild trägt. Will man Monster fahren, würde ich zur deutlich besseren - aber auch teureren - Monster SP greifen.

NoPains Senf zur Ducati Monster:

Die Ducati Monster ist hinsichtlich Leistungsentfaltung, Handling und Preis/Leistung ein nahezu perfekter Kompromiss ihrer beiden Vorgängerinnen, der Monster 821 und 1200. Neben den agilen Felgen und der enormen Gewichtseinsparung von 18 Kilogramm(!) gegenüber der 821er begeistert mich vor allem ihr optimiertes Motormanagement. Dank diesem kann sich der 937 Kubik grosse V2 noch kräftiger und ruckelfreier - entsprechende Drehzahlen vorausgesetzt - in Szene setzen. Zwar leistet das ausgereifte Euro5-Aggregat jetzt nur mehr 111 PS, sorgt aber für spritziges Vorankommen. Interessant finde ich allerdings, dass die bekannte Brembo-Bremsanlage mit Radialzangen und 320 Millimeter-Scheiben trotz guter Bremsleistungen einen extrem geringen Initialbiss aufweist und auch das Fahrwerk eher auf der komfortablen Seite zu finden ist. Man wollte die neue Monster offenbar besonders einsteigerfreundlich konfigurieren und damit ein breiteres und jüngeres Publikum ansprechen. Mission accomplished. Insgesamt bringt die neue Monster aber mit ihrem Alu-Rahmen und dem futuristischen LED-Rundscheinwerfer einen ziemlichen Traditionsbruch in die lange Modellgeschichte, weshalb viele eingefleischte Ducatisti wohl eher zur grossen Scrambler oder gleich zum Streetfighter V2 greifen werden.

Das MoHo Rabenbräu als idealer Ausgangspunkt für unseren Test!

Unser grosser Mittelklasse-Naked Vergleichstest 2023 führte uns zum Rabenbräu-Braugasthof, dem traditionellen Motorradhotel in Neustift an der Lafnitz. Im Grenzgebiet zwischen der Steiermark und dem Burgenland gelegen, bot sich das Rabenbräu als idealer Ausgangspunkt für unsere Testrides an. Abgerundet wurde unser Gastspiel mit hervorragender Küche, selbstgebrautem Bier sowie selbstgebranntem Whisky und Gin. Chef Andi ist selbst stolzer Besitzer einer neuen Ducati Monster und war deshalb umso mehr an unseren Fahreindrücken interessiert.

Mex´ Senf zur Ducati Monster:

Der Motor hat Charakter und läuft, typisch Ducati, vergleichsweise rau. Gleichzeitig begeistert aber der Druck, und die Drehfreudigkeit welche der V2 liefert. Nostalgikern und eingefleischten Ducatisti, welche aus optischen Gründen den Gitterrohrrahmen der letzten Generation vermissen, sei eine Probefahrt mit der Neuen ans Herz gelegt. In Sachen Fahrperformance, Technik und Ausstattung bleiben wenig Wünsche offen. Das Elektronikpaket ist eines der besten im Test, mit viel Spielraum auf individuelle Anpassungen. Die Sitzposition ist ausgewogen und die gesamte Ergonomie am Motorrad fühlt sich gut an. In Sachen Optik negativ anzumerken ist jedoch, dass im Bereich des Motos sehr viel mit Kunststoff-Abdeckungen und vielen sichtbaren Kabeln und Schläuchen gearbeitet wurde. Das wurde bei allen anderen Teilnehmerinnen in unserem Vergleich schöner gelöst. Zudem war die Bremse im Test trotz der sehr hochwertigen Hardware wenig überzeugend. Sie lieferte weder eine übermässig sportliche Verzögerungsperformance noch war der Druckpunkt besonders sauber. Sehr sportlichen Fahrern könnte zudem das (nicht einstellbare) Fahrwerk lasch erscheinen. Speziell die Frontpartie sackt bei ambitionierten Anbremsmanövern etwas zu rasch ein.

Die Preise der fünf Mittelklasse-Naked Bikes:

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Zonkos Senf zur Ducati Monster:

An die, für eine Ducati Monster überraschend langen Federwege und die im ersten Ansprechverhalten etwas zu weiche Gabel musste ich mich erst gewöhnen. Verschiedene Details wie die edlen Pumpen für Bremse und Kupplung sowie die wunderschön integrierten Blinker liessen mein Herz höher schlagen. Und der Punch des Ducati-L2 sowieso.

Fazit: Ducati Monster 2023

Über die Optik und den fehlenden Gitterrohrrahmen kann man immer streiten, die aktuelle Monster ist aber alles andere als hässlich. Grundsätzlich wäre sie ein grossartiges Alltags-Naked Bike mit angenehmer Ergonomie und einer Bremsanlage, die auch Ungeübte nicht überrascht. Auch das gar weiche Fahrwerk kann man als akzeptablen Kompromiss werten, bei einer Ducati wundert es allerdings doch ziemlich, dass nicht wenigstens die Frontgabel etwas straffer abgestimmt wurde. Leider bockt das charismatische Triebwerk in niedrigen Drehzahlen stark und spielt somit erst auf der Landstrasse den herrlichen V2-Charakter aus. Insgesamt spiegelt das aber das Gesamtbild der Monster sehr gut wider: Eine typische Ducati, die in Sachen Fahrwerk und Bremsen auch gut für die tägliche Fahrt zu gebrauchen ist.


  • Typisches Ducati-Triebwerk mit Charisma
  • angenehme Sitzposition
  • gute, umgängliche Bremsanlage
  • agiles Handling
  • hochwertige Komponenten
  • umfangreiches Elektronik-Package
  • Kurven-ABS
  • schräglagenabhängige Traktionskontrolle
  • Motor ruckelt in niedrigen Drehzahlen stark
  • Vorderradgabel zu weich abgestimmt
  • wegen des fehlenden Gitterrohrrahmens nicht mehr unverkennbar eine Monster

Bericht vom 23.04.2023 | 43'923 Aufrufe

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