Triumph Street Triple R im Mittelklasse Naked Bike Vergleich 2023
Die Briten haben 2023 mehr als nur ein Wörtchen mitzureden
Ohne Verkleidung, ohne Firlefanz – aber mit der goldenen Mitte aus sportlichem Anspruch und tourentauglicher Fahrposition für die Landstrasse. 1000PS verglich fünf Nakeds des aktuellen Modelljahres in ihrer jeweiligen Standardversion zum "Nice-Price". Hier in diesem Bericht dreht sich alles um die neu aufgelegte Street Triple 765 von Triumph.
Unser erster grosser Vergleichstest des Jahres 2023 führte uns zum Rabenbräu - Braugasthof, dem traditionellen Motorradhotel in Neustift an der Lafnitz. Im Grenzgebiet zwischen der Steiermark und dem Burgenland gelegen, bot sich das Rabenbräu als idealer Ausgangspunkt für unsere Testrides an. Abgerundet wurde unser Gastspiel mit hervorragender Küche, selbstgebrautem Bier sowie selbstgebranntem Whisky und Gin. Chef Andi ist selbst stolzer Besitzer einer neuen Ducati Monster und war deshalb umso mehr an unseren Fahreindrücken in dieser Klasse interessiert. Mit von der Partie waren Vauli, Horwath, Zonko, NoPain und Mex um die Kawasaki Z900, Ducati Monster, KTM Duke 890 GP, Triumph Street Triple R und Yamaha MT-09 auf Herz und Nieren zu prüfen und auf der Landstrasse miteinander zu vergleichen.
Unsere fünf Naked Bikes in der Gegenüberstellung
Lassen wir einen Blick über die wichtigsten Eckdaten schweifen, so sticht die MT-09 mit ihrem guten Mix aus mächtiger Leistungsausbeute und niedrigem Gewicht hervor. Der Evergreen von Kawasaki setzt sich hingegen deutlich mit seiner Maximalleistung an die Spitze - allerdings auch beim Gesamtgewicht. Und beim Preis-Leistungs-Verhältnis brilliert vor allem die neue Triumph Street Triple R. Die nackten Zahlen versprechen also bereits einen spannenden Vergleich. Die von den Herstellern angegebenen UVPs findet ihr im Anschluss; hier könnt ihr aktuelle Angebote am Neu- und Gebrauchtmarkt einsehen: Die Nakeds des Vergleichs neu und gebraucht kaufen.
Yamaha MT-09 | Kawasaki Z900 | Triumph Street Triple R | KTM 890 Duke GP | Ducati Monster | |
Motor | 890 ccm 3-Zylinder | 948 ccm 4-Zylinder | 765 ccm 3-Zylinder | 889 ccm 2-Zylinder Reihe | 937 ccm V2 |
Leistung (PS) | 119 PS bei 10.000 U/min | 125 PS bei 9.500 U/min | 120 PS bei 11.500 U/min | 115 PS bei 9.000 U/min | 111 PS bei 9.250 U/min |
Drehmoment (kW) | 93 Nm | 98,6 Nm | 80 Nm | 92 Nm | 93 Nm |
Gewicht vollgetankt | 191,5 kg | 211,5 kg | 190,5 kg | 188 kg | 188 kg |
Preis Deutschland | 10.899 € | 10.795 € | 10.195 € | 11.999 € | 12.390 € |
Preis Österreich | 11.899 € | 11.299 € | 11.695 € | 13.299 € | 14.895 € |
Preis Schweiz | 11.190 CHF | 11.190 CHF | 11.295 CHF | 12.290 CHF | 13.190 CHF |
Leistungsstarke Motorisierung durch detailverliebte Optimierungen für 2023
Das neue Einstiegsmodell in die Street Triple Familie von Triumph beeindruckt bereits am Papier durch seine sehr komplette Ausstattung, sowie auch mit den - aus sportlicher Sicht - sehr potenten Eckdaten. Nicht weniger beeindruckt war die 1000PS Testcrew dann in der Praxis. Mit einer Leistung von 120 PS und einem maximalen Drehmoment von 80 Nm fühlt sich das Motorrad perfekt für die Landstrasse dimensioniert an. Triumph hat am bereits bewährten 765 Kubik Motor weiter Feinschliff betrieben. Das hob nicht nur die Leistung um ein paar Pferdchen, sondern auch die Fahrbarkeit und Laufkultur weiter an. Was genau haben die Ingenieuren in Hinckley für das Modelljahr 2023 gemacht? Das Verdichtungsverhältniss wurde erhöht und auch neue Kolben, Pleuel und Kolbenbolzen, sowie optimierte Brennräume haben Einzug gehalten. Überarbeitete Ventile und Nockenwellen verbessern den Ladungswechsel, während eine etwas kürzere Getriebeübersetzungen das Fahrzeug noch durchzugsstärker und somit auch praxistauglicher erscheinen lässt. All das liefert in Summe eine Laufkultur und Drehfreude, die beinahe auf bestem japanischem Vierzylinder-Niveau rangiert. Der raue Triple-Sound verleiht der Triumph dann aber doch den unverkennbaren Charakter und auch der Druck bei mittleren Drehzahlen vermittelt - trotz kleinstem Hubraum im Test - eine wohlige Souveränität im Sattel.
Präzises Fahrwerk der Street Triple R sorgt für ausgezeichnete Stabilität
Neben der leistungsstarken Motorisierung ist auch das Chassis ein Highlight der Street Triple R. Eine gute, schräglagenabhängig agierende, Elektronik und das präzise Fahrwerk sorgen für ausgezeichnete Stabilität in jeder Situation. Beim Beschleunigen wird das Vorderrad von der Wheelie-Control sauber am Boden gehalten und das Motorrad bleibt stabil auf Kurs. Auch beim sportlich harten ankern, wenn sich die kräftig zupackenden Brembo M4 Sättel in die 310er Doppelscheibe verbeissen, bleibt das Motorrad berechenbar und zieht zielgenau zum Kurvenscheitel. Letzteres wird auch damit zu tun haben, dass das Kurven-ABS hinten stets leicht mit bremst. So stellt sich selbst in engen Bergab-Kehren eine angenehme Stabilität im Fahrzeug ein. Das voll einstellbare Showa-Fahrwerk sahnte von allen Testern Bestnoten ab. Hier hat man bei Triumph im Grundsetup einen perfekten Kompromiss zwischen Sport und Komfort gefunden. Das Ansprechverhalten lässt ebenfalls kaum Wünsche offen und so wirkt das Chassis, mitsamt der sportlich nach vorne orientierten Sitzposition, ausgezeichnet für sportliche Ausfahrten auf der Landstrasse dimensioniert.
Triumph Street Triple R bekommt die vollen 20 Punkte im 1000PS Test! Klarer Platz 1
Jeder unserer fünf Redakteure durfte im Test vier Punkte zur Bewertung vergeben - 20 Punkte waren somit möglich. Und diese hat sich die Triumph auch vollumfänglich verdient. Die neue Street Triple R begeisterte alle Tester mit der Laufkultur und Leistungsentfaltung ihres aufwendig konstruierten Supersport-Motors, sowie mit einem ausgewogenen Fahrwerk und einer ausgezeichneten Verarbeitungsqualität. Darüber hinaus punktete sie mit einem unglaublich attraktiven Preis-Leistungs-Verhältnis. Also keine Kritik? Wer Mehr Komfort sucht, ist wohl bei der MT-09 genau richtig. Wer es gerne quirliger möchte und auf ein lebendiges Fahrerlebnis setzt, sollte KTM 890 Duke GP und Ducati Monster Probefahren. Soll klassischer Vierzylinder-Sound dem Trommelfell schmeicheln, greift man zur Kawasaki. Sie alle haben etwas für sich. Doch treten die Fahrzeuge direkt gegeneinander an, werden Stärken und Schwächen gnadenlos offenbart. Es war nicht zuletzt auch für uns Tester ein wirklich spannender Vergleich.
NoPain zur neuen Triumph Street Triple R:
Wunderschön und eine echte Rennmaschine. Mit dem Versuch, die legendäre Street Triple auf dem neuesten Stand zu halten, ist Triumph - im positivsten Sinne - wohl ein wenig übers Ziel hinausgeschossen. In puncto Handling und Leistung ohnehin immer schon vorne dabei, ist ihr mit dem 120 PS-starken, aus der Moto2 abgeleiteten Aggregat, dem serienmässigen Quickshifter, der feinen Brembo-Bremsanlage und dem voll einstellbaren Showa-Fahrwerk ein Schlag ins Gesicht der direkten Konkurrenz gelungen. Zwar setzt sich der 765 ccm grosse Dreizylinder mit seiner Maximalleistung erst ab der Mitte bis zu 11.500 U/min so richtig in Szene, dennoch ist auch bei untertouriger Fahrweise stets ausreichend Schmalz vorhanden. Die neue Triumph Street Triple 765 R ist nach wie vor das ultimative Bike für alle, die sowohl bei der flotten Landstrassen Hatz als auch auf der Rennstrecke maximalen Fahrspass suchen, und sich mit einer grossartigen Optik (Doppelscheinwerfer, Tank, Motorblock und Auspuff) und dem klassenbesten Preis-Leistungs-Verhältnis belohnen möchten.
Der Horvath zur Street Triple 2023:
Wow! Was will man auf der Landstrasse mehr? Mit der neuen Street Triple R hat Triumph ein unglaublich sportliches Paket geschnürt, das hochwertige Ausstattung mit wahrer Dreizylinder-Emotion verbindet. Preis-Leistung passt hier perfekt, denn Komponenten, die bei anderen Herstellern aufpreispflichtig (oder gar nicht erhältlich) sind, packen die Engländer serienmässig ins Bike. Für mich ist sie in dieser Klasse aktuell das Non-Plus-Ultra, das diesen Vergleich zweifelsohne gewinnt.
Fakten Vauli zur neuen Streety:
Also wenn schon das Einstiegsmodell der drei neuen Streetys so sportlich ist, wie sind es dann wohl die beiden besser ausgestatteten! Auf der Street Triple R muss ich jedenfalls auf erstaunlich wenig verzichten, neben dem umfangreichen Elektronik-Paket und herrlich bissigen Brembo M4.32-Bremszangen ist sogar das Fahrwerk voll verstellbar! Das bietet sonst keine in diesem Vergleich, ich freue mich schon jetzt für die zufriedenen Käufer, dass sie so viel für den wahrlich angemessenen Preis bekommen. Der Motor hat 10 PS weniger als die beiden RS-Schwestern, womit sie aber immer noch die Zweitstärkste in unserem Quintett ist. Das angenehme an der Sache ist, dass sie trotz kleinstem Hubraum ohne Ruckeln von unten hoch dreht - und das auch noch richtig hoch! Das Ausdrehen macht also richtig viel Spass, das Handling passt sehr gut dazu und die Sitzposition bleibt sich auch bei der neuen Streety R treu - komfortabel genug mit einem leichten Hang zur Frontlastigkeit, wodurch sich die leichte Rakete präzise um jegliche Radien steuern lässt. Nicht einmal die Mischung aus LCD und kleinem TFT-Display als schlichteste Lösung des Quintetts möchte ich ihr ankreiden, denn sowohl Stil als auch Ablesbarkeit passen ohnehin gut.
Zonko zur Street Triple 765 R:
Sie ist das, was wir uns früher sehnsüchtig gewünscht, aber nie bekommen haben: eine aus der Kiste heraus rennfähige Maschine ohne Verkleidung, dafür mit Lenkstange. Auf der Rennstrecke würde die Street Triple die Test-Konkurrenten schwer degradieren. Auch auf der Strasse ist sie eine Wucht, sofern man keine Angst vor Drehzahl hat.
Fazit: Triumph Street Triple 765 R 2023
Die Überarbeitung der Street Triple Familie ist für 2023 mehr als gelungen. Die von uns getestete R bildet das Einstiegsmodell - davon ist jedoch wenig zu spüren, denn dank umfangreicher Serienausstattung, dem sauber arbeitenden Fahrwerk und der hochwertigen Verarbeitung bleiben bereits hier kaum Wünsche offen. Der 765 Kubik Dreizylinder ist ohnehin eine Prachtexemplar und überzeugt nicht nur mit Laufkultur und Drehfreude, auch das Ansprechverhalten und die Dosierbarkeit ist erstklassig. Die neue Street Triple 765 R ist ein wirklich faires Angebot.- High-End Motorisierung
- grossartige Laufkultur
- hochwertige Elektronik
- ausgewogene Ergonomie
- gut abgestimmtes Fahrwerk
- sportliche Bremsanlage
- umfangreiche Serienausstattung
- grandioses Preis-Leistungsverhältnis
- Display-Einheit sehr minimalistisch
- Armaturen am Lenker wirken günstiger als der Rest des Motorrads
Bericht vom 02.05.2023 | 47'077 Aufrufe