Indian FTR 1200 Sport im Test
Was kann das Modellupdate 2023? Wie viel Sport steckt drinnen?
Redakteur Mex hat die neue FTR Sport mit zu den 1000PS Trackdays in Brünn genommen. Was geht mit der 2023er Neuheit von Indian auf der ehemaligen MotoGp Strecke? Sind 45 Grad Schräglagenfreiheit genug?
Die wichtigste Indian-Neuigkeit für das Modelljahr 2023 ist die Einführung der neuen FTR Sport. Sie ersetzt die FTR S und ist direkt unter der Premium FTR R Carbon angesiedelt, jedoch oberhalb der Standard FTR und FTR Rally. Neue Elemente in der Verkleidung, wie die Maske, welche an der Front einer Startnummerntafel nachempfunden ist, der Bugspoiler und auch die Sozius-Abdeckung unterstreichen optisch den kraftvollen Auftritt. Wie viel Sport nun tatsächlich im amerikanischen Muscle-Bike drinnen steckt, haben wir im knallharten Check auf der ehemaligen MotoGP Strecke in Brünn überprüft.
Ähnliche Konzepte wie die Indian FTR 1200?
Für all jene, welche bei Kürzel FTR immer noch an lange Federwegen, 19 bzw. 18 Zoll Räder und grobstollige Flat Track-Bereifung denken, sei erwähnt, dass bereits 2021 ein grosses Update gekommen ist. Die FTR präsentiert sich seither deutlich sportiver. 120 mm Federweg vorne und hinten sind typische Werte eines sportlichen Nakeds und die 17 Zoll Felgen erinnern nun ebenfalls deutlich mehr an die Nakedbike Kategorie. Nicht zuletzt ist auch die Bereifung, mit dem Metzeler Sporttec M9 RR, stark in Richtung sportliches Strassenfahren ausgerichtet. Dazu kommt ein voll einstellbares Fahrwerk vorne und hinten von Sachs und eine würdige Bremsanlage von Brembo, welche sich an der Front in zwei 320 mm Scheiben verbeisst. Ein steilerer Lenkkopfwinkel von 25° und ein kürzerer Nachlauf verleihen der FTR auch etwas mehr Agilität. All das kam ihr in unserem diesjährigen Test auf der Rennstrecke natürlich zu gute.
Indian FTR 1200 Sport glänzt mit dickem Ami V2 Motor
Der mächtige 1203 Kubik V2-Motor steckt mit 123 PS Spitzenleistung und 120 Nm maximalem Drehmoment 2023 weiterhin unverändert im Chassis. Ab 3.000 Umdrehungen liegen bereits mehr als 100 Newtonmeter an, etwas über 5.000 Umdrehungen legt der V-Twin nochmal kräftig nach. Der Antritt aus dem Keller ist sagenhaft, die Beschleunigung bis zum Drehzahlbegrenzer packend. Doch letzterer kommt bereits relativ früh, wie wir in unserem Test auf der Rennstrecke feststellen mussten. In vielen der schnellen Kurven in Brünn mangelt es am Ausgang leider etwas an Drehzahlreserve. Auf der Landstrasse kein Problem, bei Trackdays aber eben ein wenig gewöhnungsbedürftig.
Die FTR 1200 Sport bietet ein umfangreiches Elektronik-Paket
Die Gasannahme erfolgt mittlerweile in allen Fahrmodi sehr geschmeidig. Letzte Generationen der FTR hatten hier noch ein wenig mit harschem Ansprechverhalten zu kämpfen. Apropos: Auf der Rennstrecke hatten wir natürlich den Sport Modus eingelegt. Die Traktionskontrolle arbeitet angenehm feinfühlig und sauber. Das Regelverhalten ist dabei stets an die Fahrmodi gekoppelt. Nicht zuletzt auch dank dem tollen Grip, welchen die Metzeler Pneus in Brünn lieferten, gab es hier wenig Anlass zur Kritik. Auf Basis der IMU Daten arbeitet auch das schräglagenabhängige ABS. Die Bremsleistung darf durchaus als sportlich bezeichnet werden. Die Dosierbarkeit ist erstklassig und auch im extremen Einsatz auf der Rennstrecke war der Druckpunkt erstaunlich konstant.
Kritik muss beim Thema Elektronik dennoch an anderer Stelle geübt werden - denn einen Quickshifter sucht man an der FTR auch 2023 weiterhin vergeblich. Schade, denn das Getriebe rastet grundsätzlich sauber, präzise und mit angenehm kurzen Schaltwegen. Zusammen mit der leichtgängigen Kupplung eine wirklich gute Basis. Bleibt zu hoffen, dass der Quickshifter für das nächste Update dick und fett im Lastenheft der Entwickler steht, er würde der FTR ausgezeichnet zu Gesicht stehen!
Einstellungen am Fahrwerk der Indian FTR 1200 Sport für die Rennstrecke
Die Indian FTR 1200 Sport rollt auf voll einstellbaren Fahrwerkskomponenten von ZF-Sachs aus dem Schauraum. Das Basis-Setup ist dabei eher komfortorientiert. Das Ansprechverhalten befindet sich nicht auf absolutem Top Niveau aber insgesamt macht die Hardware einen soliden Eindruck. Das Gefühl für das Vorderrad ist für diese Fahrzeugklasse angenehm direkt, das Einlenken gelingt intuitiv und auch Wechselkurven gehen leicht von der Hand. Auf schlechten Strassen bietet die 1200 Sport genügend Restkomfort. Zur Bestform läuft die FTR in zügigen, langgezogenen Radien auf, hier kann sie ihren immer noch stabilen Grundcharakter optimal ausspielen.
An den Stellschrauben der Sachs-ZF Komponenten haben wir uns ebenfalls versucht. Die besagte, komfortable Grundabstimmung konnte damit in kürzester Zeit in ein straffes und wirklich performantes Setup verwandelt werden. Der Einstellbereit ist gleichermassen gross und effektiv. So gelang es uns, ungewünschte Bewegungen im Chassis erfolgreich zu unterbinden.
Bei sehr engagierter Fahrweise, wie wir sie auf der Rennstrecke selbstverständlich praktiziert haben, ist die Schräglagenfreiheit weiterhin ein kleines Thema. Indian selbst gibt 45 Grad als möglich an. Definitiv genug um mit dem Knie am Boden Spass zu haben, doch ein wenig Vorsicht ist bei wildem Treiben in Rechtskurven geboten, hier kommt dann auch mal rasch der massive Auspuffkrümmer.
Fazit: Indian FTR Sport 2023
Die Indian FTR Sport macht weder durch ihre Sportlichkeit, noch durch ihren Motor, oder ihre Flattracker-Optik allein auf sich aufmerksam. Vielmehr macht sie das einzigartige Gesamtpaket aus. Einen mächtigen, amerikanischen V2 in schickem neo-retro Flattrack-Design und Naked-Bike-Ergonomie gibt es sonst nirgends. Wer also ein Fan dieser besonderen Kombination ist, muss fast schon zur FTR greifen und wird es nicht bereuen. Etwaige Schwächen gehen mit den Besonderheiten einher. Einzig einen Quickshifter und etwas mehr Tankvolumen hätte man ihr noch spendieren können.- Amerikanischer V2-Motor mit ordentlich Druck aus dem Drehzahlkeller
- einzigartiges Gesamtpaket
- umfangreiches Elektronik-Paket
- saubere Optik
- intuitive Bedienung des TFT-Touchscreens
- angenehme Naked-Bike-Ergonomie
- kein Quickshifter
- geringes Tankvolumen
- lange Ladezeit der Elektronik beim Starten des Motorrads
Bericht vom 31.08.2023 | 28’830 Aufrufe