LiveWire S2 Del Mar Test 2024
Elektro Motorrad am Puls der Zeit!
Nach dem grösseren - und durchaus mächtigen - Modell One präsentiert LiveWire die kleine Schwester namens S2 Del Mar. Del Mar, also "vom Meer", könnte nicht passender gewählt sein, denn zum Test reisen wir in das wunderschöne Barcelona. Wie schlägt sich das neue Elektro Naked Bike?
"Gebaut für Agilität und Geschwindigkeit, ist sie das Zeichen des Urbanen Fahrens und vielem Mehr", verspricht die Harley-Davidson Tochter LiveWire zur neuen S2. Bereits im Mai 2022 präsentiert, schafft sie es nun auch für das Modelljahr 2024 nach Europa und will mit cleveren Lösungen und einem zukunftsweisenden Antriebskonzept begeistern.
Die neue Arrow-Plattform der S2 Del Mar
Das schicke Bike der HD-Elektromarke baut auf der neuen Arrow-Plattform, die auf einen klassischen Rahmen verzichtet. Das tragende Element stellen der Akku, sowie der Elektromotor dar, an denen per Hilfsrahmen Lenkkopf, Heckrahmen sowie die Schwinge geschraubt werden. Somit entwickelt man einen Block an Technik, der in Zukunft weiterentwickelt und für neue Modellkonfigurationen genutzt werden kann. Damit spart man Entwicklungskosten und -zeit, was in der rapide wachsenden Welt der Elektromobilität ein essentieller Faktor für hohe Verkaufszahlen ist.
LiveWire S2 Del Mar: Akku und Reichweite
Die neue S2 Del Mar, die in Deutschland 18.490 Euro exklusive Förderungen kostet, ist das erste Modell, das auf die Arrow Plattform setzt. In ihr verfügt der Akku über eine Kapazität von 10,5 kWh und soll für eine kombinierte Reichweite von 138 Kilometer gut sein. Werte, die in der Klasse der Elektromotorräder im Durchschnitt liegen, wobei erwähnt sein sollte, dass die Konkurrenz der urbanen E-Motorräder noch relativ klein ist.
Ehrlich gesagt können wir aber schlecht eine Aussage zur realen Reichweite der LiveWire S2 Del Mar treffen. Auf solchen Pressevents wird nicht realitätsgetreu gefahren, was letzten Endes in einer verfälschten Reichweite resultiert. Dazu bräuchte es einen praxisnahen Dauertest. Denn nach unserer Rundfahrt durch und rund um Barcelona wäre eine theoretische Reichweite von rund 100 Kilometer möglich gewesen.
Liefert das Bike einen ernsten Elektro-Punch und Fahrspass?
Gerade Elektromotorräder müssen einen breiten Spagat schaffen. Während sich E-Roller auf Reichweite und Komfort fokussieren können, müssen Stromer-Motorräder auch gleichzeitig Spass liefern. Die Leistungsdaten wirken am Papier überzeugend: Maximalleistung von 84 PS (Nennleistung 40,9 PS), ein maximales Drehmoment von 263 Nm und 0 auf 100 km/h in nur drei Sekunden. Damit lässt sich die S2 Del Mar mit dem A2-Führerschein fahren.
In der Praxis liefern die Daten genau das was sie versprechen: Druck und einen massiven Elektro-Punch. Auf keinem Verbrenner-Motorrad wird man solch ein Erlebnis widerspiegeln können, weshalb eine Probefahrt auf solch einem Gefährt absolute Pflicht ist. Eigentlich unvorteilhaft, dass die Beschleunigung so süchtig machend ist - schliesslich leidet die Reichweite darunter enorm. Ein Wermutstropfen, den man aber gerne schluckt.
Vier Fahrmodi variieren das Fahrerlebnis
Es läuft aber nicht alles nach dem Prinzip Hahn auf und Vollgas. Die LiveWire S2 Del Mar kommt mit vier vorkonfigurierten Fahrmodi, sowie zwei frei einstellbaren Modes. Die Modi Rain, Eco, Road und Sport variieren in Leistung, Rekuperation und Traktionskontrolle. Während unserer Tour haben wir die Modi oft gewechselt, da sie einen echten Mehrwert während der Fahrt bringen. Rain musste glücklicherweise nie eingelegt werden, doch Eco gefällt im urbanen Umfeld. Die Leistung reicht für schnelle Ampelstarts, während die starke Rekuperation derart kräftig verzögert, dass man selten in die Bremse greifen muss, um zu einem Stillstand zu kommen - ganz nach dem One-Pedal Prinzip der E-Autos, die heutzutage auch oft nur mehr mit dem Gaspedal gefahren werden können.
Road steigert die Leistung und senkt die Rekuperation, während Sport die Power nochmals erhöht und eine stärkere Energierückgewinnung bietet. Ein Gefühl, das einer Motorbremse entspricht, also genau das, was man sich bei sportlicher Fahrt wünscht. Es macht also durchaus Sinn, die verschiedenen Modi zu verwenden, denn so steigert man Fahrspass und Effizienz.
LiveWire S2 Del Mar Fahrverhalten: Stadt & Landstrasse finden Kompromiss
Mit den Reifendimensionen von 130/90-19 vorne und 140/80-19 hinten zeigt die S2 Del Mar im Stand eine unglaublich coole Flat Tracker Optik, die sich aber auf die Fahrdynamik auswirkt. Zwar geht das E-Bike stabil durch die Radien, doch braucht es ein wenig Kraft, um die grossen Räder in Schräglage zu versetzen. Doch einmal umgelegt, zeigen die Upside-Down-Gabel und das Federbein (jeweils in Zugstufe und Federvorspannung verstellbar) hohe Stabilität und Sicherheit im Kurvenverlauf.
Durchaus positiv ist aber der Geradeauslauf bei niedrigem Tempo aufgefallen. Der Fahrer sitzt hoch auf dem Motorrad und bewegt das gesamte Gewicht unter sich. Somit fällt auch das Gewicht von 198 Kilogramm kaum auf, sobald sich das Bike bewegt. Im Schritttempo durch den Stadtverkehr zu manövrieren passiert also komplett entspannt - auch dank dem Fehlen einer Kupplung und dem sanften Ansprechverhalten des Elektromotors. Die LiveWire S2 Del Mar ist somit ein hervorragendes Stadtmotorrad, das auch gerne auf entspannte Umwege auf kurvige Landstrassen einlädt.
Wie lade ich die LiveWire S2 Del Mar?
Am Ende des Tages ist die Ladetechnik ein Faktor, der bei Elektrofahrzeugen nicht ausser Acht gelassen werden darf. Die Livewire S2 Del Mar verfügt über einen Typ2 Stecker und wird mit einem Standard-Ladegerät ausgeliefert. Aber auch an Schnelllade-Stationen oder Wallboxes, die eine Ladeleistung von 11 kW bieten, kann sie angesteckt werden. Ob ein Motorrad das Ladeversprechen einhält, lässt sich bei Fahrpräsentationen leider nicht prüfen, also müssen wir vorerst auf die Angaben von LiveWire vertrauen:
Ladestecker | Prozent | Zeit |
L1 | 20 - 80 % | 5,9 h |
L1 | 0 - 100 % | 8,4 h |
L2 | 20 - 80 % | 78 min |
L2 | 0 - 100 % | 142 min |
L1: Standard-Ladegerät | L2: Schnell-Lader
Diese Werte müssen in Perspektive gestellt werden: Man könnte natürlich wieder sagen, dass ein Verbrenner-Motorrad schneller voll ist und man auf einer Tour nicht so lange warten will, um weiterzufahren. Doch in Realität ist die LiveWire S2 Del Mar als Pendlerfahrzeug auslegt, das von A nach B transportieren soll und spätestens am Ende des Tages wieder an der Steckdose hängt. Selbst mit dem Standardladegerät fliesst somit genügend Strom ins Fahrzeug, um am nächsten Tag wieder durchstarten zu können.
Moderne Ausstattung mit spannenden Extras
Als Elektromotorrad kommt die LiveWire S2 Del Mar selbstverständlich mit den neuesten Features: TFT-Display, Smartphone-Connectivity, Tempomat und vielem mehr. Das bedeutet auch, dass die Anzahl der Bedienelemente am Lenker anfangs ein wenig überfordernd wirken können. Nach kurzer Zeit ist diese Hürde jedoch übersprungen. Was jedoch auch nach Eingewöhnung nicht verschwindet, ist die fummelige Bedienung des Blinkers. Hier bräuchte es besseres Feedback, denn das Deaktivieren hat nicht immer wie gewünscht funktioniert.
Womit die LiveWire S2 Del Mar hingegen überrascht, ist mit ihrem Herzschlag. Ganz genau: Dieses Motorrad hat einen Puls! Diese wiederkehrende und kurze Vibration im Fahrzeug signalisiert, dass das Bike aktiv ist - schliesslich gibt es ja keinen Sound, der das verdeutlicht. Da soll noch einer sagen, Elektromotorräder haben keine Seele...
Ab wann kann man die LiveWire S2 Del Mar kaufen?
Wie bereits erwähnt ist die neue S2 Del Mar in Deutschland um 18.490 Euro zu haben. Die Vorbestellung startet am 28. Oktober 2023, bevor die Bikes im ersten Quartal 2024 ausgeliefert werden. Ob du in deinem Bundesland eine Förderung erhältst, musst du dich bitte informieren dann bekommst du die neue LiveWire vielleicht sogar günstiger.
Fazit: LiveWire S2 Del Mar 2024
Die neue S2 Del Mar bringt alles mit, was man sich von einem urbanen Elektromotorrad erwartet: Style, leichte Fahrbarkeit und alltagstaugliche Reichweite. Sie eine gute Wahl für alle, die sich für Elektromobilität interessieren, das Gefühl eines Motorrads aber nicht aufgeben wollen. Ein wirklich cooles Penderfahrzeug, das aber auch im Kurvengeläuf Freude bringt!- clevere Arrow-Plattform
- pendlertaugliche Reichweite
- sanft ansprechender E-Motor
- sinnvolle Fahrmodi
- einfaches Handling
- ansprechende Optik
- Blinker fummelig
- Reifendimensionen reduzieren Handlichkeit
Bericht vom 22.10.2023 | 22’044 Aufrufe