Royal Enfield Himalayan 452 im 1000PS Offroad Test 2024
Die Inderin im tiefen Wald
In der Geschichte von 1000PS war es die bisher aufwändigste Offroad-Testproduktion: Über drei Tage hinweg stellten sich 13 aktuelle Adventurebikes in selektivem Enduro Gelände einem umfangreichen Vergleichstest. Trotz brütender Hitze von knapp 35 Grad und langer Arbeitstage bewies die Test-Crew unglaubliche Ausdauer und zeigte Engagement. Die harte Arbeit und Hingabe resultierten in detaillierten, aufschlussreichen Testeindrücken sowie natürlich auch leiwandem Bild- und Video-Material. 6 Redakteure waren mit dabei: 3 Offroad-Profis und 3 Allrounder aus der 1000PS Redaktion. Welches Modell hat 2024 abseits der Strassen die Nase vorn? Wir werfen in diesem Bericht einen Blick auf die Performance der Royal Enfield Himalayan 452!
Wo wurde die Royal Enfield Himalayan 452 getestet?
Mit der Royal Enfield Himalayan 452 waren wir zu Gast im grössten Enduropark Europas, dem Red Stag Gelände, in Rohr im Gebirge. Das weitläufige Areal, etwa eine Stunde südwestlich von der Wiener Stadtgrenze entfernt, bot mit 15 Kilometern Forststrassen und 28 unterschiedlichen Offroadtrails eine perfekte Test-Umgebung. Für jedes fahrerische Niveau sind hier ausreichend Möglichkeit vorhanden um sich einen ganzen Tag lang auszutoben. Mit unseren grossen Adventure Bikes waren wir mehrheitlich auf den breiteren Waldwegen unterwegs. Doch auch einige grüne Trails (leichte Schwierigkeitsstufe) haben wir in den Test-Ablauf integriert um den grossen und edlen Bikes ordentlich auf den Zahn fühlen zu können.
Globetrotter Frankke's Meinug zur Royal Enfield 452
Die Royal Enfield Himalayan 452 ist ein Motorrad mit sehr viel Charakter, das definitiv nicht aufgrund seiner Grösse vernachlässigt werden sollte. Das Fahren auf der Himalayan hebt sich deutlich vom Verhalten aller anderen Konkurrenten in diesem Test ab. Während die anderen Rowdies mit viel Lärm, Power und Wheelspin den Weg ans Ziel suchen, tuckert die Himalayan in aller Ruhe den Berg hinauf. Obwohl das Fahrwerk grundsätzlich vergleichsweise schnell ans Limit kommt, fährt es sich auch in diesem Limit-Bereich immer noch vertrauenserweckend. Ein grosser Pluspunkt für mich ist die einfache Handhabung der Elektronik. Traktionskontrolle sucht man vergeblich und das ABS ist mit einem Knopfdruck ausgeschaltet. So steht der Himalayan nichts mehr im Weg, wenn es auf die grosse Reise geht. Bikerfans mit kurzen Beinen oder unsicherem Stand lädt die Himalayan besonders freundlich ein, gemächlich, sympathisch und sicher den Berg zu erklimmen.
Offroad Pro Busty Wolter über die Himalayan
Die Royal Enfield Himalayan habe ich schnell liebgewonnen, nicht unbedingt als sportlich ambitionierte Enduro, sondern eher als zuverlässigen Weggefährten. Mit ihren kompakten Massen, zahmer Motorcharakteristik und der Haptik der Armaturen sowie Fahrposition erinnerte sie mich schnell viel mehr an einen Packesel als ein Rennpferd. Aber genau das ist vermutlich auch die wahre Stärke der Himalayan: es gibt keine Fährte, wo sie nicht entlangkommt, keine steinige Auffahrt, die sie nicht erklimmt, man darf es dabei aber nicht besonders eilig haben. Ihr Fahrwerk war dabei nicht schnell klein zu kriegen und bot auch bei flotterer Fahrt einige Reserven. Der Motor ist kein PS-Monster, war jedoch auch für den einen oder anderen Drift zu haben, wenn man sich auf den Charakter der Royal Enfield eingelassen hat. Erfrischend einfach ist die Menüführung für die elektrischen Fahrhilfen: per Knopfdruck scrollte man sich durch die vier Fahrmodi, jeweils mit voller Leistung und im Eco-Modus und dann jeweils mit aktivierten oder deaktivierten Fahrhilfen. Diese Fahrhilfen haben solide ihren Dienst getan, für mich persönlich benötige ich bei solch einem sanften Grundcharakter auch gar keine Traktionskontrolle.
Redakteur McGregor zur Enfield
Ob man die Royal Enfield Himalayan schätzt oder als zu schwach und langweilig abtut, hängt selbst unter uns Amateuren stark von der Person ab. Grosse, schwere Fahrer, die sonst auch nicht mit den typischen Nachzügen von Reiseenduros kämpfen, nämlich ihrer hohen Bauform und dadurch bedingten Unzugänglichkeit für viele Menschen, profitieren von der Hauptstärke der Himalayan weniger. Wenn man dann noch durchaus leistungsorientiert ist und auf Power unterm Hintern steht, ist die Himalayan das falsche Gerät. Aber das soll nicht heissen, dass die Himalayan keinen Fahrspass bieten kann, denn gerade als Amateur freut man sich, wenn ein Motorrad durch sein zugängliches Handling das Selbstvertrauen hebt und sich einfach steuern lässt. Das wiederum kann die Himalayan besser, als die meisten Motorräder am Markt und so ballert man schnell auch mit Tempo durch die Schotterkurven, oder nimmt tuckernd anspruchsvolle Wege in Angriff, wo man mit einer grösseren Maschine lieber den Schwanz einzieht.
Arai Tour-X5: unsere Wahl für lange und harte Tage mit den Reiseenduros
Die intensiven Testbedigungen im Gelände waren optimal geeignet um auch unser Equipment auf die Probe zu stellen. In Sachen Helme vertraute die 1000PS-Crew einheitlich auf den neuen Tour-X5 von Arai. Der Helm sitzt perfekt ausbalanciert am Kopf und verhält sich unabhängig vom Tempo sehr neutral im Wind. Der Sitz des Helms generell ist als komfortabel zu bewerten. Über des gesamten Kopfbereich ergibt sich ein sattes Kontaktgefühl. Arai typisch umschliesst die Polsterung auch sehr angenehm den Kieferknochen und baut keinen unangenehmen Druck im Bereich der Backen auf. Das verwendete Innenfutter am Tour-X5 liegt auch über einen langen, intensiven und schweisstreibenden Tag hinweg wohlig und hochwertig auf der Haut. Mit vielfältigen Belüftungsöffnungen im Stirn-, Kinn- und Oberkopf-Bereich verschafft man sich bei Bedarf ausreichend Frischluft. Die Verarbeitung ist erstklassig - die Helme sind nicht nur im Neu-Zustand edel und schön anzusehen, sie sind auch nach einigen harten Tagen im Gelände noch absolut top. Belüftungsöffnungen und Visier-Arretierung lassen sich selbst im verschmutzen Zustand perfekt bedienen. Ein toller, vielseitig einsetzbarer Helm für alle Arten von Motorrad-Abenteuer. Wir sprechen unsere vollste Empfehlung aus!
Leatt Adventure Gear im Härtetest beim 1000PS Adventurebike-Vergleich
Während unserem Reiseenduro Test haben wir einheitlich Ausrüstung vom renommierten Hersteller Leatt getragen. Unsere Redakteure waren wahlweise mit der Flow Tour Kombi oder der Multi Tour Kombi ausgestattet. LEATT, bestens bekannt für hochwertigen Motocross- und Hard-Enduro-Bekleidungen, bietet seit kurzem auch für Adventure-Bike-Fahrer robuste und vielseitige Schutzbekleidung in der neuen ADV Kollektion. Die Flow Tour Jacke überzeugte besonders durch ihre herausragende Belüftung, die selbst bei den heissen Bedingungen von bis zu 35 Grad für angenehme Kühlung sorgte. Dank des integrierten Systems für Trinkblasen, blieben unsere Tester auch auf staubigen Wegen gut hydriert. Die grosszügigen, wasserdichten Taschen boten ausreichend Stauraum für persönliche Gegenstände und ermöglichten einen komfortablen Zugriff während der Fahrt. Die Multi Tour Kombi hingegen punktete mit ihrer Vielseitigkeit und dem dreilagigen Aufbau, der optimalen Schutz und Anpassungsfähigkeit an unterschiedliche Wetterbedingungen bietet. Beide Modelle sind mit CE-zertifizierten Protektoren an kritischen Stellen ausgestattet, die maximalen Schutz bieten, ohne die Bewegungsfreiheit einzuschränken. Sogar ein LEATT Neck-Brace ist mit den Jacken kompatibel. Besonders gefallen hat uns an beiden Modellen auch der geteilte Brustschutz, der nicht nur für Sicherheit sorgt, sondern bei geöffnetem Reissverschluss auch hohen einen Tragekomfort bietet. Die Ausrüstung von LEATT stellte sich als ideal für unsere intensiven Tests heraus. Robust, sicher und auch der nötige Komfort für lange Fahrtage unter extremen Bedingungen war uns damit gegeben.
Fazit: Royal Enfield Himalayan 450 2024
Die Royal Enfield Himalayan 452 ist ein Motorrad mit einzigartigem Charakter, das besonders durch seine Zugänglichkeit und Zuverlässigkeit besticht. Sie ist ideal für Fahrer, die eine unkomplizierte, aber dennoch leistungsfähige Enduro suchen, die sich in verschiedenen Geländetypen bewährt. Obwohl sie nicht das leistungsstärkste oder sportlichste Bike ist, überzeugt sie durch ihr einfaches Handling, robuste Bauweise und verlässliche Elektronik. Ihr Fahrwerk ist bei flotter Fahrt stabil, jedoch schnell an seine Grenzen gestossen. Insgesamt bietet die Himalayan ein angenehmes Fahrerlebnis für Abenteurer, die eine robuste und gutmütige Maschine suchen.- Einfaches Handling und zugängliche Fahrweise
- Robustes und verlässliches Fahrwerk
- Kompakte Masse und niedrige Sitzhöhe machen sie zugänglich
- Gute Reisequalitäten als komfortabler Begleiter
- Nicht besonders leistungsstark oder sportlich
- Fahrwerk stösst bei intensiver Beanspruchung schnell an seine Grenzen
Bericht vom 09.09.2024 | 11'992 Aufrufe