Honda CL500 vs. Royal Enfield Shotgun 650
Zwei günstige A2 Motorräder im Härtetest
Zwei Charaktere, eine epische Reise: Die Honda CL500 und die Royal Enfield Shotgun 650 treten zum ultimativen Showdown an. 2500 Kilometer durch vier Länder, von Budapest bis zur Adria. Welcher Scrambler meistert die Herausforderungen der Balkan Rallye am besten? Wir haben es ausprobiert!
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Balkan Rally 2024
Wenn das Abenteuer ruft, braucht man das richtige Bike unter dem Hintern. Aber muss es immer die dicke Reiseenduro sein? Wir wollten es genau wissen und haben zwei A2 Retrobikes auf die Probe gestellt und zwar nicht irgendwo, sondern auf der legendären Balkan Rally. 2500 Kilometer pures Motorradvergnügen, gespickt mit kniffligen Navigationsaufgaben, atemberaubenden Landschaften und der einen oder anderen Überraschung. Im Ring: Das quirlige Retrobike Honda CL500 und der charaktervolle Cruiser Royal Enfield Shotgun 650. Zwei Bikes, die unterschiedlicher kaum sein könnten, aber beide mit dem Versprechen antreten, echtes Motorrad-Feeling zu einem akzeptablen Preis zu liefern. Lassen wir die Motoren warmlaufen und tauchen ein in dieses einzigartige Duell!
Was ist die Balkan Rally?
Die Balkan Rallye ist keine gewöhnliche Motorradtour, sondern eine Mischung aus Abenteuer, Retro-Charme und exklusivem Genuss. Ursprünglich für Oldtimer-Automobile konzipiert, hat sich die Veranstaltung im Laufe der Jahre auch für klassische Motorräder und Retro-Bikes geöffnet. Der Startschuss fällt traditionell in Budapest, von wo aus die Teilnehmer über malerische Routen durch den Balkan bis zur Küste in der Region Kotor fahren. Die Veranstalter setzen dabei auf höchsten Komfort die Etappen enden stets in ausgesuchten, luxuriösen Hotels. Begleitet von einem Espresso-Mobil und abendlichen Champagner- und Weinverkostungen, bietet die Rallye ein stilvolles Rahmenprogramm, das den Austausch mit Automobil- und Motorrad-Enthusiasten fördert. Doch das ist längst nicht alles: Während der täglichen Etappen müssen die Teilnehmer ihre Ankunftszeit durch das Lösen von Rätseln und das Meistern von Foto-Challenges ermitteln. Zu schnell oder zu langsam zu fahren, bringt Strafpunkte ein es geht also um die perfekte Balance. Trotz des automobilorientierten Fokus der Rallye fühlen sich die Motorradfahrer in der Runde willkommen, denn die entspannte Atmosphäre und die vielfältigen Aufgaben machen die Rallye zu einem einzigartigen Erlebnis, das weit über eine gewöhnliche Tour hinausgeht. Auch 2025 wird die Balkan Rallye wieder mit neuen Routen und Herausforderungen aufwarten ein Event, das auf der Bucket-List jedes Retro- und Motorrad-Liebhabers stehen sollte.
Hier weitere Informationen zur Rallye.
Die Ausrüstung der 1000PS Crew für die Balkanrally 2024
Die gesamte Crew setzte bei der Reise auf lässige Retro-Style Klamotten von Held. Besonders erwähnenswert ist dabei der Sirmione Gore Tex Sneaker oder auch die leiwande Lederjacke Jester.
Wir verwendeten für alle Motorräder die selbe Gepäcklösung: Die Legend Gear Hecktasche von SW-Motech. Diese bietet vielfältige Befestigungsmöglichkeiten und ist sehr günstig und kompakt. Die Tasche hat auf 8 verschiedenen Bikes jeweils fast 3.000 km bei widrigen Wetterbedingungen durchhalten müssen!
Vor der Rallye imprägnierten wir unsere Klamotten kräftig mit dem PROTEX Spray von MOTOREX. Während der Rallye nutzten wir die kleinen und wiederbefüllbaren Mini-Kettenspraydosen von MOTOREX.
Die Kommunikation hat diesmal super gut geklappt. Das gesamte Team war mit Cardo Packtalk Geräten verbunden. Die Akkus hielten jeweils den ganzen Tag durch und die Geräte waren 100% wasserdicht. Die Soundqualität war grossartig, die Kombination von "Navigationsansagen" + "Musik" + "Kommunikation" klappte problemlos. Auch gelegentliche Telefonanrufe konnten das System nicht überlasten. Grosse Empfehlung für grosse Abenteuer in der Gruppe!
Beim Helm setzte das gesamte Team auf den HJC V10. Der Helm bietet vielfältige Designoptionen und hat wunderbar zu unseren schönen Motorrädern gepasst. Auf der langen Tour genossen wir den hohen Tragekomfort.
Bei der Navigation hatten wir Roadbooks der Rennleitung zur Verfügung. Wir haben jedoch versucht den Verlauf der Strecke möglichst genau mit Calimoto nachzuzeichnen. Bei der Anreise nach Budapest und vor allem bei der Rückreise von Kotor haben wir aus Wettergründen auf die "schnellste" Option Autobahn gesetzt. Wer die Tour bei gutem Wetter nachfahren möchte, sollte die Schieberegler bei Calimoto für diese Abschnitte auf "kurvig" setzen. Hier der Link zum groben Routenverlauf.
Die 1000PS Crew bei der Balkanrally 2024
Bevor wir uns ins Getümmel stürzen, werfen wir einen Blick unter die kompakte Verkleidung unserer Testbikes. Die Honda CL500 kommt mit einem 471 ccm grossen Parallel-Twin daher, der 47 PS bei 8500 U/min auf die Kette bringt. Das maximale Drehmoment von 43,4 Nm liegt bei 6250 U/min an. Die Royal Enfield Shotgun 650 kontert mit einem 648 ccm starken Parallel-Twin, der ebenfalls 47 PS leistet, diese aber schon bei 7250 U/min abruft. Beim Drehmoment hat die Shotgun mit 52,3 Nm bei 5650 U/min die Nase vorn.
Doch Zahlen sind nur die halbe Miete. Die CL500 trumpft mit einem Leergewicht von 192 kg auf, während die Shotgun mit 233,5 kg deutlich mehr auf die Waage bringt. Bei der Sitzhöhe liegen beide Bikes mit 790 mm (Honda) und 795 mm (Royal Enfield) fast gleichauf.
Fahrwerk und Bremsen: Der feine Unterschied
Im Fahrwerksbereich setzt Honda auf eine 41mm Telegabel vorne mit 150 mm Federweg, hinten arbeiten Stereo-Federbeine mit 145 mm Hub. Die Gabel lässt sich in Federvorspannung und Zugstufe einstellen, hinten ist nur die Federvorspannung justierbar. Royal Enfield verbaut vorne eine USD-Gabel mit 120 mm Federweg, hinten gibt's Stereo-Federbeine mit 90 mm Hub. Hier lässt sich nur die hintere Federvorspannung einstellen.
Bei den Bremsen vertraut Honda auf eine einzelne 310-mm-Scheibe vorne und eine 240-mm-Scheibe hinten. Royal Enfield setzt auf eine 320mm Einzelscheibenbremse vorne, ergänzt durch eine kräftige 300mm Scheibenbremse hinten. Beide Bikes kommen mit ABS, verzichten aber auf moderne elektronische Helferlein wie Traktionskontrolle oder einen Quickshifter.
Auf der Piste: Handling und Fahrspass
Genug der trockenen Fakten, ab auf die Strasse! Schon bei den ersten Kurven wird klar: Die Honda CL500 ist ein echtes Leichtgewicht. Das verspielte Handling überrascht positiv, selbst auf kurvigen Strecken lässt sich die CL500 mühelos dirigieren. "Mit der Hüfte lässt sich die CL500 wunderbar in den Kurven dirigieren", schwärmt unser Tester Mex. Die kompakten Abmessungen machen sich besonders in engen Passagen bezahlt.
Die Royal Enfield Shotgun 650 gibt sich dagegen betont gelassen. Sie lädt zum entspannten Cruisen ein und vermittelt ein fast schon nostalgisches Fahrgefühl. "Man bekommt wenig Feedback vom Fahrzeug und verspürt nicht den Drang, mit sportlicheren Motorrädern mitzuhalten", berichtet Tester Wolfgang. Das höhere Gewicht macht sich vor allem beim Rangieren bemerkbar, auf der Strasse verleiht es der Shotgun aber eine satte Strassenlage.
Motorcharakteristik: Quirlig vs. Souverän
Der Motor der Honda CL500 überrascht mit seiner Laufkultur. Selbst bei niedrigen Drehzahlen läuft er ruhig und geschmeidig. "Wie eine Nähmaschine", steht es im Testprotokoll. Bei höheren Drehzahlen wird der Twin lebendig, ohne dabei seine Manieren zu verlieren. Die 47 PS reichen für eine zügige Gangart aus, stossen aber bei forschen Überholmanövern auf der Autobahn an ihre Grenzen.
Die Royal Enfield Shotgun 650 punktet mit ihrem kräftigen Schub aus dem Drehzahlkeller. Der grössere Hubraum macht sich im Stadtverkehr und bei Bergaufpassagen positiv bemerkbar. Allerdings lädt der Motor nicht zum Ausdrehen ein hier geht es eher um entspanntes Gleiten als um hektische Drehzahljagden. Auf der Autobahn muss man sie ordentlich melken. Das hebt den Verbrauch!
Langstreckentauglichkeit: Der Härtetest
Die wahre Prüfung für beide Bikes war die Balkan Rallye selbst. 2500 Kilometer durch vier Länder, von der Grossstadt bis zu einsamen Bergpässen. Die Honda CL500 überraschte hier mit ihrer Langstreckentauglichkeit. "Trotz der vielen Kilometer konnte ich die Strecke überraschend gut ohne Schmerzen oder Verspannungen absolvieren", berichtet NastyNils von der Heimreise. Die aufrechte Sitzposition und die weiche, aber unterstützende Sitzbank tragen zum Komfort bei.
Die Royal Enfield Shotgun 650 zeigte sich ebenfalls von ihrer ausdauernden Seite. Der anfänglich entspannte Kniewinkel wurde aber auf langen Etappen als anstrengend empfunden.
Praxistauglichkeit: Die kleinen Dinge des Alltags
Im täglichen Gebrauch zeigten sich bei beiden Bikes Licht und Schatten. Die Honda CL500 punktet mit ihrem geringen Gewicht, das besonders in der Stadt und beim Manövrieren von Vorteil ist. Die Royal Enfield Shotgun 650 überzeugt dagegen mit ihrer Ausstattung. Der USB-Port links hinter einer Abdeckung ist ein praktisches Detail für lange Touren.
Beide Bikes verzichten auf Luxus wie Tempomat oder Heizgriffe in dieser Klasse aber keine Überraschung. Die begrenzten Gepäckmöglichkeiten der Royal Enfield führten während der Rallye zu kreativen Lösungen: "Das Gepäck wurde an den Blinkern befestigt, was zu einem beschädigten Blinker führte", berichtet die 1000PS Crew.
Nach 2500 Kilometern intensivem Test steht fest: Beide Bikes haben ihre ganz eigenen Stärken und Schwächen. Die Honda CL500 begeistert mit ihrem verspielten Handling, der guten Verarbeitung und ihrer Zuverlässigkeit. Sie ist der ideale Begleiter für Fahrer, die ein leichtes, agiles Bike suchen, das sowohl in der Stadt als auch auf kurvigen Landstrassen Spass macht.
Die Royal Enfield Shotgun 650 punktet mit ihrem charaktervollen Motor, dem nostalgischen Flair und dem klassischen Cruiser-Flair. Sie spricht Fahrer an, die das klassische Motorradgefühl suchen und gerne entspannt cruisen.
Für die Balkan Rallye erwiesen sich beide Bikes als erstaunlich tauglich. Die Honda CL500 überzeugte durch ihre Leichtigkeit und Agilitäl. Die Royal Enfield Shotgun 650 punktete mit dem charaktervollen Auftritt, der perfekt zum Geist der Rallye passte.
Am Ende bleibt die Erkenntnis: Manchmal braucht es keine Hightech-Reiseenduro, um ein echtes Abenteuer zu erleben. Beide A2 Motorräder haben bewiesen, dass sie mehr können, als nur in der Stadt zu posen. Sie sind echte Allrounder, die auch eine anspruchsvolle Rallye mit Bravour meistern.
Ob nun die quirlige Honda CL500 oder die charaktervolle Royal Enfield Shotgun 650 beide Bikes haben auf ihre ganz eigene Art überzeugt. Die Wahl zwischen den beiden hängt letztlich vom persönlichen Geschmack und dem bevorzugten Fahrstil ab. Eines ist jedoch sicher: Mit beiden Maschinen erlebt man Motorradfahren in seiner ursprünglichsten Form direkt, ehrlich und mit einem breiten Grinsen im Gesicht.
"Die CL500 ist so leicht und zugänglich, dass das Navigieren und Lösen der Rallye-Aufgaben entspannter verlief. "
"Zur Lösung für Komfortprobleme auf der Langstrecke mit der Shotgun: Ich klappte die hinteren Fußrasten aus und legte mich wie in den 60er Jahren auf den Tank, um Abhilfe zu schaffen."
Fazit: Honda CL500 2024
Die Honda CL500 ist ein unkomplizierter Scrambler mit coolem Look, leichtfüssigem Handling und einem überraschend drehfreudigen Motor. Sie bietet Fahrspass für jedermann und jedefrau, egal ob auf der Strasse oder im leichten Gelände. Besonders auf kurvigen Strecken glänzt die CL500 mit ihrem agilen, intuitiven Fahrgefühl. Ihre vielseitige Einsatzfähigkeit und Zugänglichkeit machen sie zu einem idealen Begleiter für den Alltag, während das umfangreiche Zubehörprogramm von Honda es erlaubt, den Scrambler individuell zu gestalten. Selbst auf anspruchsvollen Langstrecken, wie bei der Balkan Rallye, hat sich die CL500 als zuverlässiger und spassiger Partner bewiesen.- attraktiver Preis
- komfortable Ergonomie
- stylische Optik
- agiles, leichtes Handling
- gute Stabilität
- kultivierter Zweizylindermotor
- Display bei direkter Sonneneinstrahlung schwer ablesbar
- wenig Soziuskomfort auf Langstrecken
- kleiner Tank erfordert häufige Tankstopps
- Fahrwerk bei schlechten Strassenverhältnissen unterdämpft
Fazit: Royal Enfield Shotgun 650 2024
Entschleunigung auf zwei Rädern mit Herz und Charakter. Sie ist ein Motorrad für alle, die den Fahrtwind spüren, die Landschaft geniessen und die Seele baumeln lassen wollen. Mit ihrer entspannten Leistung, dem klassischen Cruiser-Look und einer soliden Verarbeitung erobert sie das Herz von Puristen, die das Ursprüngliche suchen.- Entspannter Fahrkomfort
- Klassisches Cruiser-Design
- Solide Verarbeitung
- Charakterstarkes Fahrerlebnis
- Günstiger Preis
- Moderne Ausstattung (USB, LED-Lichter)
- Einfaches Handling
- Angenehme Sitzposition für lange Fahrten
- Überdurchschnittlicher Verbrauch
- Begrenzte Gepäckmöglichkeiten
- Schwache vordere Bremse
- Unangenehmer Kniewinkel auf langen Etappen
- Schweres Gewicht beim Rangieren
- Unterdämpftes Fahrwerk bei schlechtem Asphalt
Bericht vom 29.11.2024 | 11’674 Aufrufe