Helly in Hell 2

Helly Frauwallner setzt seine Reise durch Chile fort. Heimkehr nach Österreich.

Helly in Hell Teil 2

 
Im Laufe der nächsten Tage normalisiert sich das Leben wieder, zumindest in Santiago; die U-Bahn fährt wieder, Strom und Wasser kehren in die Haushalte zurück und so sind auch die Gasthäuser wieder offen und es gibt was zu futtern. Da wir auf eine dringende Sendung aus der Heimat warten müssen, die aber aufgrund des Erdbebens und der damit zusammenhängenden Luftraumüberlastung ewig nicht kommt, sitzen wir viel im Park in der Sonne. Wenn es dort wackelt, ist das zumindest nicht gefährlich - und es wackelt noch sehr oft, bis Stärke 4.2 und auch mal über 6. Aber schliesslich geht es doch weiter Richtung Norden über die Route 7 Los Andes gen Osten. Die Strasse ist mit LKWs und Bussen überfüllt, eine Baustelle folgt der anderen, aber wir als Motorradfahrer werden überall thumbs up durchgewunken und so kommen wir flott voran.
 
In ca. 3200 m Seehöhe führt uns unser Weg durch den Tunnel, der diesen Andenübergang auch winterfest machen soll. Auf der anderen Seite in Argentinien ist dann der Acocagua zum Greifen nahe, mit über 6900 m der höchste Gipfel Südamerikas. Bergsteiger können sich unten im Basecamp einchecken um nach ärztlicher Untersuchung und einer ziemlich rigorosen Vorschreibung und Überprüfung der Ausrüstung inkl. Funkgeräten dann am Berg versuchen. Da wir keine echten Bergsteiger sind, kehren wir um und übernachten im Hostal Las Cuevas, direkt an der alten Ruta 7, die wir morgen in Angriff nehmen wollen. Nach 8 km in engen Serpentinen bergauf erreicht man den Christo Redentor, eine hohe Christusstatue in genau 4000 m Höhe, die den alten Grenzübergang krönt, daneben die geschlossenen argentinischen und chilenischen Kasernen der einstigen Grenzsoldaten.

Passo Agua Negra:  4750 m


Hinunter geht es dann durch unzählige enge Kehren, Stein und Geröll, in eine unwirklich karge Landschaft. Hier floss bis vor nicht allzu langer Zeit der normale Verkehr inklusive Lastverkehr, einfach unvorstellbar und für normale europäische Sonntagsfahrer auch kaum bezwingbar, aber die Südamerikaner sind aus anderem Holz geschnitzt. Wieder in Chile geht's weiter nach Norden. Wir lassen La Serena links liegen und biegen wieder nach Osten ab, Passo Agua Negra heisst der nächste Pass, 4750 m hoch. Vorher biegen wir noch rechts ins Valle Elqui ab, ein ca. 20 km langes Tal, links und rechts Weinfelder und schöne Kurven, fast wie in Südtirol, nur dass oberhalb der bewässerten Weinfelder alles kahl ist. In Pisco bleiben wir über Nacht, deutsche Pension, alles super und funktioniert, Swimmingpool mit Happy Hour- viel zu viel Pisco Sour (Grappa artiges Getränk, das wie Honig durch die Kehle rinnt) führt zu Totalausfall der Gehirnwindungen und nach einigen Schwierigkeiten beim Erreichen unseres Zimmers ist der Tag gelaufen.
 
 
So beginnt der nächste Tag beschwingt, die Schotterpiste steigt langsam an, ein Bächlein rinnt gemütlich zu Tal mit einem grünen Streifen entlang des Ufers. Nach dem chilenischen Grenzübergang steigen wir immer weiter bergauf, durch eine Landschaft wie auf dem Mond. Alle 1/2 Stunden vielleicht ein Auto, dann links ein Gletscher mit Eisformationen, die wie gleissende Nadeln nach oben ragen. Nach zig Kehren sind wir dann endlich oben angelangt, auf 4775 m. Die Berge rundum sind fast 2000 m höher. Mir ist leicht schwindlig, ich weiss aber nicht, ob das von der Höhe oder vom leeren Magen kommt. Jedenfalls von Höhenbeschwerden spüre ich nichts und mich anstrengen will ich sowieso nicht. Vielleicht hilft das Aspirin, das ich vorsorglich in der Früh genommen hatte. So geht es wieder an die Abfahrt, das Gestein glänzt in allen Farben, gelb, rot, braun und so erreichen wir nach einigen Stunden die argentinische Grenzstation und danach Las Flores, ein kleiner Ort, wo wir über Nacht bleiben. Bisher waren die Grenzübertritte immer absolut problemlos, dauerten nur ein paar Minuten und die Beamten waren sehr interessiert und wollten alles über die Motorräder, Herkunft etc. wissen und schüttelten uns oft freundschaftlich die Hände.

Strassensperre von Umweltschützern: Seit 3 Jahren


Über San Juan, San Luis, Rosario arbeiten wir uns nach Osten fort, dann knapp vor dem Grenzübergang nach Uruguay und der Brücke über den Rio Uruguay plötzlich eine Strassensperre. Ein provisorischer Schranken, links und rechts ein paar Wohnwägen. Es sind Umweltschützer, die die Strasse seit 3 Jahren und 3 Monaten blockieren, als Protest gegen die Papierfabrik (die grösste der Welt?), die angeblich die Umwelt sehr belastet. Anfangs sind wir sehr ärgerlich, aber eine Sperre einer Strasse von über 3 Jahren, da gehört schon Kraft, Mut und Ausdauer dazu. Auch erklärt uns die an Ort und Stelle postierte Polizei, dass die Blockade rechtens sei und das argentinische Gesetz dies zulasse. Mein Ärger schlägt in Bewunderung um und wir nehmen die 2 mal 100 km Umweg in Angriff. Nach all diesem Ärger fahren wir schnurstracks nach Buenos Aires ohne grosse Vorkommnisse und landen gesund bei unseren Freunden. Dort geht dann alles sehr schnell, denn unserer Flugzeug fliegt in 2 Tagen nach Österreich, wir wollen wieder nach Hause. Zuerst zur Spedition Motorräder in die Kiste und natürlich einige Flaschen Malbek (Wein) müssen schon rein in die Kiste. Gut verschlossen verabschieden wir uns von unseren 2 KTMs. Adieu, auf ein Wiedersehen in Österreich (Bairisch Kölldorf).

Interessante Links:

Text: Frauwallner, kot
Fotos: Frauwallner
 

Autor

Bericht vom 12.04.2010 | 3'620 Aufrufe

Du hast eine Neue?

Verkaufe deine Motorrad Occasion im 1000PS Marktplatz.

Inserat erstellen

Empfohlene Berichte

Pfeil links Pfeil rechts