Endurotouren in Ungarn

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Neues Enduroparadies nur wenige Stunden von Wien entfernt? 1000PS scheut keine Mühen und macht die Probe aufs Exempel.

Enduro Ostungarn

Schnaps zum Frühstück

Ausgangspunkt für unsere Touren, Omas Hütte mit hauseigener Schnapsbrennerei in der Garage!

Telefonanruf aus Ungarn. "Hat Arlo seine Rechnung im Massagesalon nicht bezahlt?"
, dachte ich und hob ab. Am Hörer war Csiaba und er war ganz aufgeregt. Er sprach sehr gut englisch und berichtete euphorisch von seinen tollen Endurotouren in Ungarn. Ich bremste seine Euphorie und erklärte ihm, dass ich in Ungarn schon in jedem ranzigen Schlammloch Schweiss vergossen habe und mit den ungarischen Endurorevieren ist das so eine Sache: Kennst Du eines, kennst Du alle! Überall der gleiche lehmige Puszta-Boden und keine Berge weit und breit. Doch Csiaba widersprach. Auch in Ungarn gibt es Berge - ich musste kurz lachen - doch er behauptete da ist einer mit 1.000 Meter und dort bietet er Endurotouren an. Ein Blick auf die Landkarte bestätigte die Behauptung. Tatsächlich! Im Nordosten, nahe der slowakischen Grenze gibt es tatsächlich so etwas wie ein kleines Gebirge mit einem Gipfel der auch von Österreichern noch als "Berg" bezeichnet werden kann.
 
Nix für Saubermänner - Panadebecken XXL

Wie es der Zufall so wollte waren wir gerade dabei einen Enduro-Vergleich zu planen und schon war ein Besuch bei Csiaba ausgemachte Sache. Die Anreise dauert von Wr. Neustadt aus rund 4 1/2 Stunden. Man fährt bis Budapest und hat dann die Wahl sich durch die Stadt zu quälen oder über die neue M0 einen recht grossen aber staufreien Umweg zu fahren. Wir entschieden uns für die Autobahnvariante und mussten nur das letzte Stück für rund 45 Minuten die Autobahn verlassen.
 

Enduroparadies nur 3,5h von Wien entfernt? Wir waren skeptisch.


Die Gegend sah nett aus. Saftig grüne Buchenwälder, sanfte Hügel und eine relativ dünne Besiedelung sind schon mal gute Voraussetzung für ein gutes Endurorevier. Der junge Csiaba begrüsst uns freundlich und brachte uns zu seiner Partnerin im Enduroreise-Business - der alten Oma mit der Pension. Das rührige Duo kümmerte sich fürsorglich um die ersten Gäste im neuen Geschäft. Die beiden haben scheinbar noch viel vor mit den Endurofahrern aus Österreich. Zur Begrüssung serviert die Oma Schnaps und selbstgebackenes. Kollege Arlo hat sich gleich in sie verliebt. Er ist wie ein verlauster Strassenköter - gibst Du ihm Futter liebt er Dich. Mit dem Schwanz gewedelt hat Arlo zum Glück jedoch nicht, auch nicht als Csiaba die ehrgeizigen Pläne für seine Enduroreisen präsentiert. In Gruppen zu maximal 4 Personen möchte er 2 Tages Touren hier in den Bergen anbieten. An einem Tag gibt es relativ lockeres Gelände, am 2. Tag dann etwas knackigere Passagen mit Bachdurchfahrten, langen Steilhängen und Slalom im Wald.
Der junge Bursche ist neu im Geschäft und versprüht viel Elan und Ehrgeiz. Mit den örtlichen Behörden gebe es keine Probleme und mit den Grundstückseigentümern ebenso wenig. Er berichtete von Freunden, Bekannten, Spezis, Papa, Tanten und Onkels welche da scheinbar irgendwie und irgendwo ihre Finger mit im Spiel haben. Er sagt aber auch, dass er die Nerven seiner Gönner nicht überstrapazieren möchte. Daher eben nur eine sehr begrenzte Anzahl von Touren mit einer sehr begrenzten Anzahl von Teilnehmern.
Irgendwo im Nirgendwo - schöne Ausfahrt durch die unberührte Natur, ganz ohne Grenzen und Zäune.


Einen mörderischen Fleischberg, einer Ladung Szomlauer Nockerl und ein paar Bier später träumten wir schon vom griffigen Waldboden und dem Sturm auf den ungarischen Mount Everest. Die süssen Träume wurden aber etwas getrübt. Zum Einen durch die nicht enden wollenden Regengüsse, zum Anderen wegen der harte Matraze Marke "Dünn wie Blattgold". Csiaba hätte uns unten in der Ortseinfahrt auch ein 5-Stern Hotel für 150 Euro die Nacht besorgt, doch zum Endurofahren passte die Pension um 15 Euro pro Person einfach besser.
 

Beim Frühstück hatte die Oma schnell begriffen, worauf es Endurofahrern ankommt. Wir brauchen Kraft und dicke Eier - dementsprechend servierte sie Rührei aus hofeigener Produktion mit allerhand Zubehör. Sie hat jedoch scheinbar ein gänzlich falsches Bild von uns Enduropiloten, denn schon nach dem Frühstück wollte uns sie die nächste Ladung Selbstgebrannten in die Kehle schütten.

Der Regen hatte uns grausam überlistet, er hat nur jene 15 Minuten pausiert in denen wir unsere Adjustierung für den Endurotrip in Ordnung brachten. Dementsprechend wurde auf allerlei Wasserabweisendes verzichtet und die Tour konnte beginnen. Schon nach wenigen Metern fühlte ich mich wieder ganz in Ungarn. Dieser lehmige Boden, ich kenne ihn in- und auswendig. Doch je weiter wir in die Berge vordrangen desto mehr vergass ich darauf dass wir eigentlich im flachen Ungarn unterwegs waren. Im Gebirge musste ich ein wenig an die Rumänien-Tour rund um Sibiu denken, wenn auch die Dimensionen eine Nummer kleiner sind. Die Gegend hier ist toll für 2 Tage Trips, mehr wird nicht drinnen sein. Doch die 2 Tage hier sind ausgesprochen kurzweilig. Die versprochenen

Bachdurchfahrten waren gut, die langen Auffahrten ebenso. Leider mussten wir witterungsbedingt ein paar knackige Passagen auslassen.
 

In Ungarn sind alle sehr nett - sogar die Polizisten winken!


An der Routenorganisation muss der liebe Csiaba aber noch ein wenig tüfteln. Wir waren ohne Kennzeichen unterwegs und  die Verbindungsetappen auf Asphalt wurden spannend. Haben die Polizisten in der Ortschaft nett gewunken oder hätten sie uns doch lieber persönlich gesprochen? Csiaba sah da kein besonders Problem und die Tour wurde mit viel Herz und Gas rasch fortgesetzt. Die kindischen Spielchen mit "ich verpass Dir eine Schlammpackung wenn Du hinter mir bist" durften natürlich auch diesmal nicht fehlen. Unnötig zu erwähnen, dass es am Ende nur Verlierer gab.

Am Ende der Tour schaffte es der rührige Csiaba sogar die komplett verschlammten Bikes mit seinem Mickey-Mouse Kärcher zum Glänzen zu bringen und wir waren zufrieden. Der junge Bursche spielt mit seinen Endurotouren hier zwar nicht in der Liga mit den grossen Veranstaltern wie den KTM Adventuretours, aber er kann hier in etwas mehr als 3,5 Stunden Anreisezeit von (Wien) ein vergnügliches Endurowochenende bieten. Die grosse Frage ist bloss: wie lange! Mein Gefühl sagt mir, dass sobald der gute Csiaba ein Geschäft mit seinen Touren

macht, kommt auch der Neid der Einwohner und somit könnten die Touren schneller enden als sie begonnen haben. Wer also auch mal die ungarischen Berge besteigen möchte, sollte rasch handeln. Alle Informationen unter www.endurowelt.net


 

Text: nastynils
Bilder: auch / arlo

 

Bericht vom 14.06.2010 | 10'548 Aufrufe

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