BMW F 800 GS

Heimspiel für BMW! Fahrspass immer, überall und bei jedem Wetter. Erster Test auf heimischen Boden.

BMW F 800 GS

BMW F 800 GS Testbericht

Die letztjährigen Versuche von BMW neue Zielgruppen zu erreichen sind nicht wirklich von Erfolg gekrönt gewesen. Topseller waren trotz vieler neuer Modelle eigentlich immer Klassiker im Modellprogramm wie eine R 1200 R oder eine R 1200 GS. Doch die neue BMW F 800 GS hat wieder das Zeug zum Kassenschlager. Bedient sie doch vor allem hauptsächlich das klassische BMW Zielpublikum oder etwa doch nicht?

BMW F 800 GS Fahrbericht

BMW F 800 GS Testbericht
 

Frühlingsbeginn bei 0 Grad

Wir fuhren die 800er GS in den freundlichen ersten Frühlingstagen des Jahres 2008. Also bei Schneetreiben, Temperaturen um 0 Grad und für eine Enduro perfekte Strassenverhältnisse. Also grindig. Trotzdem oder möglicherweise gerade deswegen kam im Sattel das grosse Motorradglücksgefühl aus. Wieder einmal wurde ich daran erinnert wie tief ins Herz ein Motorrad fahren kann. Während die anderen Menschen wegen des langen Winters griesgrämig  über den Hauptplatz eilen um ihre Termine zu erreichen, stehe ich grinsend vor der GS und denke über das Motorrad nach.

BMW Kauf - Viele geile Extras machen das Kraut fett

Die Griffheizung verdient in Tagen wie diesen ein besonderes Lob. Leute die solche Motorräder fahren wissen es ohnehin selbst keine Motorradbestellung ohne ein Kreuz neben diesem Extra am Kaufvertrag. Kurze Erläuterung für BMW-Neulinge: Bei BMW Motorrad Kaufverträgen ist es wie bei den Kollegen in der Autoabteilung. Der eigentliche Grundpreis des Motorrades ist eigentlich ganz günstig, doch es stehen schon vom Werk aus zahlreiche Features als "Sonderausstattung" zur Verfügung. Rüstet man das Motorrad so auf dass sie richtig komplett wird, kostet es dann auch richtig Geld. Wer dann noch Kohle übrig hat greift beim Händler noch zum "Sonderzubehör" und ist dann richtig glücklich aber auch richtig pleite.

Überblick Sonderausstattung

  • BMW Motorrad ABS (abschaltbar), 816 Euro
  • Heizgriffe, 225 Euro
  • Bordcomputer, 167 Euro
  • Hauptständer, 126 Euro
  • Niedrige Fahrersitzbank (850 mm, ohne Aufpreis)
  • weisse Blinker, 40 Euro
  • Diebstahlwarnanlage, 235 Euro
  • Kennfeldänderung für 91 Oktan (aufpreisfrei)

Eigentlich alles sinnvolle Sachen. Die weissen Blinker gehören für mich in dieser Preisklasse eigentlich zur Serienausstattung müssen aber extra bezahlt werden. Auf alle Fälle Pflicht beim Kauf sind Heizgriffe und ABS (für Wiederverkauf).

Überblick Sonderzubehör

  • Gepäcksystem mit Vario Koffer
  • Vario Topcase
  • Innentaschen für Variokoffer und Topcase
  • Wasserdichter Tankrucksack
  • Rückenpolster für Topcase
  • Softbags in 2 verschiedenen Grössen
  • BMW Motorrad Navigator mit Halterung, Kabel und Anbausatz
  • Handschutzbügel mit Protektoren
  • Motorschutzbügel (Unterfahrschutz ist Serie)
  • Verschiedene Windschilder (Standard Höhe, Touring und Niedrig, sowie getönt)
  • Akrapovic Auspuff
  • Windabweiser Satz
  • Endurohecktasche

Das gesamte Zubehör lässt sich wie in einem Guss in die BMW integrieren. Bei 1200er GS Käufern bestellen laut Info von BMW 80% ihr Fahrzeug gleich mit dem passenden Gepäcksystem. Die Vario Serie (Vario steht für das variable Stauraumsystem) ist richtig gut und hochwertig und hat schon tausende Piloten glücklich gemacht. Der Akrapovic Auspuff sorgt für richtig guten Sound und spart 2 Kilo ein. Das BMW Navi kommt von Garmin. Im BMW Zubehör natürlich mit nahtlos passender Halterung, Kabelset usw.

Man bekommt aber auch etwas für sein Geld geboten. Zum Beispiel eben eine Griffheizung die schön ins Motorrad integriert ist und nicht mit herumflackernden Kabeln aus dem Zubehör rangeschraubt wird. Oder aber ein hochwertiges Gepäcksystem. BMW-Fans kennen die Systematik schon von anderen Modellen. Über einen schlauen Hebelmechanismus kann man die Koffer breit oder sehr breit machen. Je nachdem ob eine grosse oder eine sehr grosse Reise ansteht. Die Koffer, sowie die darin verstaute Kameraausrüstung mussten im harten 1000PS Test übrigens ein Schlammbad sowie eine anschliessende Wäsche mit der Hochdrucklanze überstehen. War kein Problem. Beim ABS vertraut man bei der F 800 GS auf die leichtere, simplere und billigere Version ohne Bremskraftverstärker. Praktisch, dass die für uns bessere Lösung auch gleich günstiger ist.

Nicht BMW, sondern ganz normal

So wie beim Bremssystem sind an der BMW F 800 GS einige Komponenten verbaut die keine BMW-typischen sondern ganz normale Motorradlösungen sind.

  • Bei der Gabel verwendet man eine konventionelle Upside Down Telegabel. Trotz der herkömmlichen Bauart geht BMW hier aber trotzdem einen eigenen Weg. Man bietet keine Verstellmöglichkeiten sondern verbaut stattdessen lieber gut abgestimmte und hochwertige Innereien. Man geht davon aus, dass ein typischer Käufer dieses Motorrades einfach nur fahren und niemals Fahrwerk einstellen möchte.

  • Ganz konventionell auch die Lösung beim Antrieb. Kein Kardan, kein Riemen sondern eine ganz normale Kette mit allen Vor- und Nachteile.

  • Der Motor ist zwar nicht neu, wird er ja schon in der F800S und ST verbaut, aber bei der GS dachte man bisher immer an den mächtigen Boxermotor. Jetzt gibt es eine grosse Reisenduro von BMW auch mit einem (günstigeren) Zweizylinderreihenmotor.

Diese Positionierung ist von BMW kein schlechter Schachzug. Altgediente BMW Fahrer werden weiterhin mit einer GS 1200 perfekt bedient. Reisenduristen die bisher mit den BMW-Eigenheiten der Boxer-Kardan-Telelever Kombination nicht zurecht kamen, werden nun zufrieden sein. Sie erhalten ein Motorrad ohne die für sie ungewohnten BMW Eigenheiten aber mit vielen Vorzügen die man auf Touren und Reisen zu schätzen weiss. Man könnten sagen, dass den Nachfolger der Super Tenere und der Africa Twin nicht Yamaha oder Honda baut, sondern spät aber doch von BMW umgesetzt wird.

Keine lange Probefahrt nötig

Viele Motorradfahrer haben nach einer kurzen BMW 1200 GS Testfahrt schon zu früh die Flinte ins Korn geworfen. "Kein Gefühl fürs Vorderrad, dann dieser komische seitliche Ruck beim Gasgeben", waren die häufigsten Rückmeldungen nach zu kurzen Probefahrten. Die F 800 GS wird jeden Transalp, V-Strom und Co Fahrer von den ersten Metern an liegen. Sie fährt sich ganz normal aber richtig gut.

Keine kleine GS

Wäre das Wetter nicht so grausam gewesen, hätten wir möglicherweise gar nicht so darauf geachtet. Aber der Wind- und Wetterschutz ist richtig gut. Man fährt wohl behütet auch komfortable Reisetempi über 180km/h. Also eigentlich genauso flott wie ich immer mit der 12er GS unterwegs war.

Generell wäre es nicht richtig die F 800 GS als kleine GS zu bezeichnen. Diese Rolle übernimmt sicherlich die F 650 GS. Die 800er ist wie die 1200er auch ein Premiumprodukt mit hochwertigen Komponenten, hochwertiger Verarbeitung und eben einen hochwertigen Windschutz bei hochwertigem Preis. Auch optisch macht die 800er einen super robusten Gesamteindruck. Ferner hat man bei der Motorisierung ebenfalls nicht das Gefühl auf einem kleineren Motorrad unterwegs zu sein. Der Zweizylinder leistet 85 PS und bietet ein Drehmoment von 83 Nm bei 5750 U/min. Hört sich im Vergleich zur R 1200 GS nicht besonders spektakulär an, aber mir ging bei meiner Tour nichts an Leistung ab. Klar fuhr ich die 800er GS in einem höheren Drehzahlbereich als die 1200er und ich war auch ohne Sozius und schwerem Gepäck unterwegs, doch untermotorisiert werden sich auch ehemalige Varadero oder V-Strom Piloten nicht fühlen. Die F 800 GS ist als nicht die kleine GS sondern die GS für bisherige Japanpiloten.

Recht viel Federweg für eine Alltagsenduro

Am Papier wiegt die 800er GS zwar 18 Kilo weniger, im Gelände spielt hier der grosse Bruder aber den niedrigen Schwerpunkt des Boxermotors aus. Bei Schotterfahrten und engen Spitzkehren im Gelände ist die 800er nicht schlechter aber auch nicht so viel besser als die 1200er GS. Trotz 18 Kilo weniger. Erst bei schnelleren Etappen, dort wo eine schlanke Silhouette gefragt ist oder wo man richtig viel Federweg braucht ist die 800er GS vorne. Denn die konventionelle USD-Gabel vorne als auch das Federbein bieten mit 230mm und 215mm relativ viel Federweg. Beim Federbein ist die Zugstufe und die Federvorspannung einstellbar. Die Federvorspannung wäre zwar eigentlich hydraulisch mit einem kleinen Handrad einzustellen, aber ohne den Schlüssel aus dem Bordwerkzeug muss man sich schon richtig anstrengen um das Rad zu verdrehen.

BMW F 800 GS Testbericht
Da war die kleine Abenteuerausfahrt vom Bürohengst noch in Ordnung.
BMW F 800 GS Testbericht
Doch erfahrene Outdoorspezialisten hätten gewusst: Dort wo das Schilf wächst gibt es viel Wasser. Dort wo viel Wasser gibt es viel Gatsch und dort wo viel Gatsch gibt es viel Schweiss.
BMW F 800 GS Testbericht
Zuerst Schlamm und dann die Hochdrucklanze. Beides kein Problem für die Kameraausrüstung im Inneren des Koffers.
BMW F 800 GS Testbericht
Pilot und Motorrad waren willig - die Reifen waren es nicht!
BMW F 800 GS Testbericht
4 Euro hat der Ausflug ins Gelände gekostet - bei der Hochdruckwäsche.
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Bitte nicht vergessen beim GS-kaufen: Die Heizgriffe!
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In Zeiten wie diesen erfreut man sich dann täglich an ihnen.
BMW F 800 GS Testbericht
Wer sich beim Wheelyfahren noch etwas schwer tut füllt wie NastyNils ein ganzes Hantelset in die Variokoffer. 

Der moderne Motor ist gut, röhrt aber nach Akrapovic!

Die Soundingenieure haben sicherlich ihr bestes getan aber irgendwie klingt ein V2 oder auch ein Boxermotor immer irgendwie besser wie ein Reihenmotor. Das dumpfe Bollern wird manchmal zu einem nicht ganz so imposanten Röhren dies ist aber schon der einzige hör- oder fühlbare Nachteil den der Reihenzweizylinder hat. Konzeptbedingt kann man V2 Motoren schmäler bauen, doch die Aggregate aus Japan sind alle schon etwas betagt und können in Sachen Gewicht und Abmessung nicht mit dem modernen Motor der BMW mithalten.

Auch beim Sitzkomfort gibt es sowohl vorne wie auch hinten nur Gutes zu berichten. Nicht zu hart und nicht zu weich wird man damit sicherlich auch auf längeren Touren zufrieden sein.

Auch wenn viele Käufer die BMW F 800 GS niemals ins Gelände entführen werden, werden sie sich an den Vorzügen dieses Konzeptes erfreuen. Die robuste Bauart aller wesentlichen Bauteile sorgt für Langlebigkeit und auch im hektischen Gassengewirr ist ein Endurolayout von Vorteil. BMW kombiniert diese Vorzüge mit BMW-typischen Fahrkomfort für die Tour oder die grosse Reise. Das Verhältnis von Abenteuertauglichkeit / Reisekomfort wurde gerade richtig gesetzt. Wird bestimmt für viele schöne Momente sorgen!

BMW F 800 GS - Slideshow

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Alle Details der F 800 GS im Überblick. 36 Bilder in der Slideshow!

BMW F 800 GS Testbericht

Wie schlägt sich die F 800 GS im Vergleich zur R 1200 GS?

- +
  • Der Motor muss auf einem höheren Drehzahlniveau bewegt werden. Dadurch kann die Geräuschkulisse nervig werden.

  • In engen Geländepassagen hat der tiefe Boxermotor seine Vorteile. Trotz weniger Gewicht, fühlten wir uns auf der dicken GS sicherer.

  • Mit viel Gepäck und Sozia ist Hubraum durch nichts zu ersetzen.

 

  • je nach Ausstattungsvarianten zwischen 3.000 und 4.000 Euro günstiger.

  • Trotz des niedrigen Preises nur sehr geringe Abstriche beim Fahrkomfort.

  • BMW Neulinge finden sich sehr viel schneller wohl

  • Auf schnellen Schotterpassagen erfreut man sich am niedrigeren Gewicht.

  • Längere Federwege bei hartem Geländeeinsatz

  • In der Motorblockregion deutlich schmäler. Bringt in manchen Geländepassagen ein paar Vorteile.

 

BMW F 800 GS - technische Daten

Motor:  
Bauart Zweizylinder Reihenmotor mit 4 Ventilen pro Zylinder.
Hubraum 798 ccm
Bohrung / Hub 82/75,6 mm
Zylinderanzahl 2
Leistung 85 PS / 7.500 Umin
Drehmoment 83 Nm / 5.750 Nm
Ventil/Gassteuerung DOHC
Fahrwerk:  
Rahmenbauart Gitterrohrrahmen aus Stahl, Motor mittragend
Gewicht 178 kg trocken, 207 kg fahrfertig
Länge 2320 mm
Breite 945 mm mit Spiegel
Gabel USD Telegabel 45 mm
Sitzhöhe 880 mm
Radstand 1578 mm
Tankinhalt 16 Liter
Zulässiges Gesamtgewicht 443 kg
Reifen:  
vorne 90/90 - 21
hinten 150/70 - 17
Bremsen:  
vorne Doppelscheibenbremse 300 mm
hinten Einscheibenbremse 265 mm
Preis in Österreich: 11.300 Euro

Fazit: BMW F 800 GS 2008

Auch wenn viele Käufer die BMW F 800 GS niemals ins Gelände entführen werden, werden sie sich an den Vorzügen dieses Konzeptes erfreuen. Die robuste Bauart aller wesentlichen Bauteile sorgt für Langlebigkeit und auch im hektischen Gassengewirr ist ein Endurolayout von Vorteil. BMW kombiniert diese Vorzüge mit BMW-typischen Fahrkomfort für die Tour oder die grosse Reise.


  • Je nach Ausstattungsvarianten um 3.000-4.000€ günstiger
  • optimaler Fahrkomfort
  • einsteiger-freundlich
  • relativ niedriger Gewicht
  • längere Federwege am Gelände.
  • Motor muss auf hohes Drehzahlniveau bewegt werden
  • unsicheres Fahrgefühl
  • relativ wenig Stauraum und Hubraum.

Bericht vom 31.03.2008 | 33'150 Aufrufe

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