Ducati Scrambler Test 2015 - mit Zonko

Ducati Scrambler Icon - was kann sie und was nicht?

Die Scrambler fährt vollgas in die Herzen der Menschen. Aber es gibt auch Zweifel. Sind die berechtigt?

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Nasty Nils ist im legendären fast&sexy-Style die Scrambler in Kalifornien gefahren (siehe Video und Testbericht), ich bekam jetzt die Icon von Lietz in Hausmenig (danke Pedro, danke Arno!). Insgesamt war die Fahrerei Unterhaltung auf hohem Niveau. Tolles Eisen! Das Fahrwerk ist keinesfalls weich, sondern sehr straff. So ist der sportliche Umgang mit der Scrambler locker möglich. Prinzessinnen auf der Erbse werden sich vielleicht über mangelnden Komfort beschweren. Tadellos für alle ist die Bremse. Der radial aufgenommene Brembo-Anker beisst vorne in eine 330 mm (!) Scheibe und verzögert sehr gut. Keine Frage, Supersportler ankern schärfer, aber selbst für den Angriff am Pass der guten Hoffnung ist die Bemse der Scrambler absolut ausreichend. Das ABS kommt zum Glück sehr spät und löst wirklich nur im Ernstfall aus. Bravo!

Müssen grosse Fahrer w.o. geben?

Nein, müssen sie nicht. Mir persönlich (178 cm) hat die Scrambler wunderbar gepasst, und auch Burping Hans (192 cm, 100 kg) hat sich auf der schlanken Maschine sehr wohl gefühlt. Liegt vielleicht auch daran, dass das Fahrwerk von Haus aus straff ist und nicht gleich in die Knie geht. Ein Grund für die universelle Sitzposition ist wohl auch im breiten und hohen Lenker zu finden. Allerdings ist das dünne Rohr des Lenkers das einzige, das mir auf der Scrambler nicht gefällt. Da hätte ich lieber einen konifizierten Alu-Lenker. Und etwas schmäler sollte er auch sein, damit das Vollstrecken in der Blechlawine leichter fällt. Vom Handling her ist die Maschine ja prädestiniert, um wieselflink durch die Kolonnen zu wedeln. Der Vollständigkeit halber sei hier erwähnt, dass aber auch genügend Stabilität beim Geradeauslauf gegeben ist.

Der 800er Luftkühler ist weltklasse!

Dass Ducati den 803 Kubik grossen Luftkühler mit Zwei-Ventil-Technik in die Scrambler gebaut hat, ist schlicht weltklasse. Der absolut ausgereifte, lastwechselarme und linear anreissende L2 ist einfach perfekt. Der 75 PS starke Motor reicht aus, um die Scrambler auch im zweiten Gang aufs Hinterradl zu reissen, und liefert einen herrlichen Punch quasi ab Standgas. Dosierbarkeit, Ansprechverhalten und Leistungsentfaltung sind top. Da bleiben keine Wünsche offen. Aus meiner Sicht ist die Scrambler einfach wunderbar, und man muss kein Prophet sein, um zu ahnen, dass diese Maschine mörderisch in den Markt fahren und die anderen Hersteller von Retro-Eisen unter Zugzwang bringen wird. Lediglich die BMW RnineT, die in einer anderen Liga angreift, dürfte ungeschoren davon kommen. Ich kann jedenfalls jedem eine Probefahrt dringend empfehlen. Retro vom Feinsten!

Eine Anmerkung noch in eigener Sache: Im PS 4/2015 habe ich einen 8-Seiter über die Ducati Scrambler Icon verfasst. Für alle, die gerne ausführlicher lesen, vielleicht eine gute Sache. Danke!

Fazit: Ducati Scrambler Icon 2015

Mit der Scrambler hat Ducati eine Maschine an den Start geschoben, die im angestammten Retro-Revier schwer vollstrecken wird. Weil sie nicht nur wahnsinnig fesch ist, sondern auch im Sinne des Sportes grossartig funktioniert.


  • Motor: einfach perfekt, wunderbar in der Gasannahme, lineare Entfaltung, keine Lastwechsel, würdiger Punch von unten
  • Fahrwerk: sportlich straff, kein weicher Schlapfen
  • Optik: einfach bildschön
  • dünner Lenker: ein konifizierter Alu-Lenker wäre optisch ansprechender

Bericht vom 26.02.2015 | 33'077 Aufrufe

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