Honda Gold Wing 40th Anniversary 2015 Test
40 Jahre Luxus auf dem Goldflügel!
Wer eine Honda Gold Wing mag oder sie sogar besitzen möchte, sollte drei Dinge über sie wissen: Sie ist sehr breit, sehr gross und sehr schwer. Ist die Fuhre aber erst einmal in Bewegung, fährt sie sich besser, als viele Kritiker zugeben wollen. Die 40th Anniversary Gold Wing macht noch eindeutiger klar, worauf es bei einem Reisetourer ankommt.
An der Honda Gold Wing fasziniert eine ganze Menge, etwa die vielen Elektrik- und Elektronik-Features, oder der erste Motorrad-Airbag der Welt. Mich persönlich fasziniert aber etwas ganz banales am meisten - das hohe Gewicht. 421 Kilo wiegt die Gold Wing in fahrfbereitem Zustand, da fehlt also noch der Fahrer, eventuell ein schwerer Beifahrer und das Gepäck in den riesigen Koffern samt Topcase (150 Liter Stauraum!). Es könnte also durchaus passieren, dass über 650 Kilo auf den beiden Reifen lasten!
Gebaut für die Gerade, dennoch in Kurven flott
Und da ist es wahrlich faszinierend, wie gut und einfach eine Gold Wing trotz dieses hohen Gewichts zu bewegen ist. Klar, gebaut wurde sie für gerade und sehr lange Strassen, wie man sie vor allem in den US of A findet. Und ein Retourgang per Startermotor ist wohl auch eher ein Hinweis auf eine ausgeprägte Üppigkeit. Aber auch in kurvigen Gegenden kommt man mit einer Gold Wing ziemlich flott voran. Wichtig ist vor allem, dass man keine Angst vor den vielen Kilos hat. Wer die Gold Wing umlegt, wie er es mit anderen Motorrädern (bei normaler Fahrweise) auch tut, wird merken, dass sie sehr stabil und neutral die Kurven durchfährt.
Schleifkonzert inklusive
Die Fussrasten geben zwar recht bald Bescheid, dass es reicht, ein bisserl mehr geht aber immer noch, sodass die Gold Wing mit überraschend hohen Geschwindigkeiten in die Kurve stechen kann. Korrekturen während der Kurvenfahrt sind natürlich kaum möglich, dank des seidigen Sechszylinder-Boxermotors, der in allen Lebenslagen Ruhe und Gelassenheit versprüht, kann man die gewählte Linie aber problemlos durchziehen und wird nicht durch etwaiges Ruckeln oder Stottern gestört.
Souveränität bei Motor und Bremse
Apropos Motor, 118 PS bei 5500 Touren wirken in der heutigen Zeit fast schon lächerlich, das Drehmoment von gewaltigen 167 Newtonmeter bei nur 4000 Touren macht aber klar, dass auf einem so schweren Tourer vorrangig Souveränität zählt. Ein weiterer Punkt, warum die Gold Wing auch in unseren Breitengraden sehr gut funktioniert, ist ihre herrliche Bremsanlage. Ich war restlos überrascht und begeistert, dass die kombinierte Dual-CBS Bremse (wer hinten bremst, bremst automatisch auch vorne mit) so beherzt zubeissen kann. Die beiden 296 Millimeter-Scheiben mit Dreikolbenbremszangen an der Front und die hintere 316 Millimeter Einzelscheibe, ebenfalls mit Dreikolbenzange, verteilen die Bremskraft so gut auf die beiden Räder, dass man nicht einmal beim harten Anbremsen Angst vor dem hohen Gewicht bekommt. Und das fördert klarerweise einen sportlichen Fahrstil.
Echte Vollausstattung
Nun aber zu den vielen feinen Dingen, wegen derer das hohe Gewicht überhaupt erst zustande kommt: Der weltweit erste und immer noch einzige fix verbaute Motorrad-Airbag schlummert völlig unsichtbar und daher auch unscheinbar in der Frontverkleidung und man weiss ihn wohl erst so richtig zu schätzen, wenn man ihn gebraucht hat. Die Audio-Anlage mit Surround-Sound-System klingt einfach phantastisch und macht zumindest für mich den grossen Unterschied zu den vielen anderen Motorrad-Kategorien aus: Wo sonst, als auf einem dicken Tourer kann ich so entspannt und cool Musik hören?
Dass die Gold Wing dabei auf Höhe der Zeit ist, zeigt die Kompatibilität der Soundanlage mit MP3-Playern, Telefonen und sogar USB-Speichersticks dank Schnittstelle im Topcase. Auch das serienmässig integrierte Navi mit Farbdisplay bietet moderne Features wie etwa Spurassistent oder Kreuzungs-Zoom und lääst sich mit einer Speicherkarte ausstatten, durch die man am Computer geplante Routen ganz einfach auf das Navi aufspielt. Schliesslich kommen noch unzählige Gimmicks wie Staufächer, Belüftungen und Heizungen dazu, die der Gold Wing ihren Status als DAS Reise- und Tourenmotorrad sichern.
Elektrische Scheibe? Kommt vermutlich noch...
Die 40th Anniversary Edition zeichnet vor allem die äusserst gelungene Zweifarb-Lackierung aus, die der wuchtigen Erscheinung sogar ein wenig Eleganz verleiht. Zusätzlich eine hübsche Prägung im Leder der Beifahrer-Rücksitzlehne und einige 40th Anniversary-Embleme, auch am Zündschlüssel - fertig ist der exklusive Luxusdampfer! Einzig die mechanische Verstellung der Windschutzscheibe hat mich etwas verwundert, erst nach Entriegeln zweier Hebel kann die Scheibe nur mit kräftigen Händen nach oben oder unten verstellt werden - wo doch schon weit schlechter ausgestattete Sport-Tourer elektrisch verstellbare Windschilde haben. Vermutlich möchte sich Honda für die kommenden Gold Wing-Generationen noch einige Luxus-Features aufheben - immerhin sollen ja weitere 40 Jahre reinster Luxus am Goldflügel herrschen!
VAULI
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Fazit: Honda GL 1800 Goldwing 2015
Eine Honda GoldWing mag man - oder nicht. Vielen ist das wuchtige Dickschiff mit 421 Kilo Eigengewicht schlicht und ergreifend zu schwer. Und das ist auch völlig legitim, immerhin kann auch nicht jeder mit solch einem Brocken umgehen. Ist die Gold Wing aber erst einmal in Bewegung, fährt sie sich erstaunlich einfach, der seidige Sechszylinder-Boxermotor macht es möglich. Auch die Bremsanlage arbeitet extrem zuverlässig und präzise. Zu viel Sportlichkeit darf man bei der eingeschränkten Schräglagenfreiheit natürlich nicht fordern, bei den Luxus-Features wie Soundanlage, Navi, Belüftung, Heizung, Kofferraum muss man aber kaum Abstriche machen. Und die 40th Anniversary Edition sieht mit ihrer edlen Lackierung auch noch sehr gut aus.- unglaublich viel Luxus
- ausgezeichneter Windschutz
- seidenweicher Motor
- Soundanlage
- Navigationsgerät
- komfortables Fahrwerk
- ausgezeichnete Bremsen
- reisefreundliche Ergonomie
- wenig Schräglagenfreiheit
- Windschild nur manuell verstellbar
- der Motor hat mit dem hohen Gewicht viel Arbeit
Bericht vom 17.09.2015 | 35’618 Aufrufe