KTM 1090 Adventure Test 2017

Der Einstieg in KTMs Adventure-Welt wird stärker!

Als Nachfolgerin der 1050 Adventure stellt die KTM 1090 Adventure nun den neuen Einstieg ins Abenteuerland von KTM dar. Das Hauptaugenmerk bei der (Weiter-) Entwicklung lag eindeutig auf mehr Power: Statt 95 PS liefert das LC8-V2-Triebwerk nun stolze 125 PS. Kann die "kleine" Adventure damit nun sogar die grossen Super Adventures ärgern?

Manchmal ist es ganz schön schwierig, neutral zu bleiben. Durch das straffe eintägige Programm bei den KTM-Testfahrten auf Sizilien kam ich nicht umhin, die beiden neuen KTM Adventure-Modelle miteinander zu vergleichen. Immerhin stieg ich des öfteren von der 1290 Super Adventure S auf die 1090 Adventure um - und umgekehrt. Also von 160 PS samt vollem Elektronik- und Komfort-Paket auf 125 PS mit ausgezeichneten, aber doch überschaubaren Assistenzsystemen.Dass ich da zu dem Schluss komme, dass die grosse 1290er grundsätzlich alles besser kann als die schwächere 1090er, sollte da nicht weiter verwundern.

Exorbitante Leistungssteigerung auf der KTM 1090 Adventure

Bleibe ich aber fair und vergleiche die neue 1090 Adventure mit der Vorgängerin 1050 Adventure hat sich bei annähernd gleichem Preis (die 1090 Adventure kostet derzeit in Österreich 14.898 Euro) gewaltig viel getan. Denn mit der vergleichsweise exorbitanten Leistungssteigerung kann die 1090er sogar der nunmehr aus dem Programm geschiedenen Schwester 1190 Adventure ans Bein pinkeln. Waren nämlich die 95 PS der 1050 Adventure den 150 PS der 1190er heillos unterlegen, sieht es mit den 125 PS der 1090 Adventure schon besser aus. Vor allem, weil die Neue nun ordentlich durchatmen darf. Auf den Punkt gebracht liegen die 125 PS nun bei 8500 Touren an - genau jene Drehzahl, bei der auf der 1050 Adventure äusserst abrupt der Begrenzer abregelt. Die 1090 Adventure hingegen kann nun ohne Probleme über 10.000 Touren ausgewunden werden - womit man bei beherztem Gasgriffdrehen durchaus an einer 1190er dranbleiben kann, wie wir bei den Testfahrten auf Sizilien hinter dem Guide auf einer 1190 Adventure R feststellen durften.

Das etwas weniger radikale Downsizing des Motors

Aber auch das verwundert nicht weiter, wenn man sich die Modellgeschichte der 1050 Adventure ansieht: Das Triebwerk stammt direkt von jenem der 1190 Adventure ab und die Techniker mussten sich schon ziemlich bemühen, diesen herrlichen Motor, der 150 PS leisten kann, in der 1050er auf nur 95 PS zu "kastrieren". Die 125 PS der neuen 1090 Adventure sind also kein Kraftakt der Ingenieure, aus dem 95 PS-Aggregat 125 PS herauszukitzeln, sondern ein etwas weniger radikales Downsizing des 1190er-Triebwerks. Am Hubraum von 1050 Kubik wurde gegenüber der Vorgängerin allerdings nichts geändert, die Bezeichnung 1090 passt einfach nun besser in die Namensgebung aller anderen Modelle - und durch die Leistungssteigerung um ein ganzes Drittel gegenüber der 1050er verzeihen wir diese "Hochstapelei" auch sehr gerne.

Bekannt gute Assistenzsysteme auf der KTM 1090 Adventure

Die Überarbeitung des Motors bringt also stolze 30 PS mehr als bei der Vorgängerin, zwei zusätzliche Newtonmeter Drehmoment (109 Nm bei 6500 Umdrehungen) und ein stark erweitertes Drehzahlband. Geblieben ist zwar das ruppige Ansprechverhalten des Motors unter 2500 Touren, dafür fällt mir auf der 1090 Adventure wieder dieses butterweich schaltbare Getriebe überaus positiv auf, das mich das Nichtvorhandensein eines Schaltassistenten sofort vergessen lässt. Und auch bei den restlichen Assistenzsystemen wie Traktionskontrolle oder ABS gibt es zwar keine Revolutionen, die tadellose Funktion steht aber nach wie vor ausser Frage. Denn auch auf der 1090 Adventure lässt die verstellbare und je nach gewähltem Fahrmodus mehr oder weniger stark eingreifende Traktionskontrolle in der sportlichsten Stufe sogar ambitionierte Slides zu - und regelt trotzdem haarscharf und sicher vor dem Abflug.

Knapp unter den besten Systemen - das ABS der KTM 1090 Adventure

Beim ABS dürfen sich die stärkeren 1290er-Schwestern wiederum stärker von der Basis abheben, die günstigere 1090 Adventure muss auf das Kurven-ABS verzichten. Allerdings lässt sich die Brembo-Bremsanlage mit zwei 320er-Scheiben und radial montierten Vierkolben-Bremszangen ausgezeichnet dosieren, sportlich fordern und das Bosch 9M+ ABS zählt zu den besten Systemen unterhalb des Kurven-ABS.

Offroadtauglichkeit wird einer KTM in der Regel in die Wiege gelegt

Ganz typisch für eine Adventure-KTM ist natürlich auch eine gewisse Geländegängigkeit, die fast jedem Bike der Orangen bereits in die Wiege gelegt wurde.Daher können auch mit der 1090 Adventure dank vergleichsweise grossem 19 Zoll-Vorderrad weit mehr als nur Schotterstrassen unter die Räder genommen werden. Da es neuerdings aber auch eine Zwillingsschwester namens 1090 Adventure R gibt, die sich noch stärker auf Offroad-Abenteuer spezialisiert hat, sind auf der herkömmlichen 1090 Adventure der Offroad-Modus und die Offroad-Funktion des ABS (die das Regelsystem am Hinterrad deaktiviert) nur optional, also gegen Aufpreis erhältlich.

Eines der besten Angebote unter den "günstigen" grossen Reiseenduros

Alles halb so schlimm, wenn man den tatsächlich günstigen Preis der 1090 Adventure bedenkt. Ein besseres und ausgewogeneres Angebot in der Klasse der grossen Reise-Enduros unter 15.000 Euro (in Österreich) wird man wohl kaum finden. Da passt einfach alles perfekt zusammen: Spielerisches Handling gepaart mit absolut sicherem Fahrverhalten sowie Langstreckentauglichkeit dank höhenverstellbarem Windschild und nun auch noch einem überaus kräftigen Motor. Dass das orange hinterleuchtete Display um einiges schlechter ablesbar ist als jenes der 1290 Super Adventure S fiel mir eigentlich auch nur im direkten Vergleich mit der grossen Schwester auf. Und wenn ich daran denke, was ich mit den fast 5000 Euro Preisdifferenz alles anfangen kann, komme ich gleich richtig gut damit zurecht...

Fazit: KTM 1090 Adventure 2017

Die KTM 1090 Adventure ist ein gewaltiger Schritt weg von der Vorgängerin 1050 Adventure in Richtung grössere Schwestern. Das Elektronik-Package mit verstellbaren Riding-Modes, Traktionskontrolle und ABS bleibt zwar auf dem ohnehin hohen Level, der Motor leistet mit 125 PS nun aber rund ein Drittel (!) mehr als die 1050er. Fast noch wichtiger ist, dass er nun frei bis über 10.000 Touren ausdrehen darf und somit ein besser nutzbares Drehzahlband bietet. Ein ausgewogeneres Bike wird man in der Klasse der noch halbwegs günstigen grossen Reiseenduros kaum finden.


  • sehr kräftiger, kultivierter Motor mit weitem Drehzahlbereich
  • Leistungsmodi
  • abschaltbares ABS
  • einstellbare Traktionskontrolle
  • agiles und sicheres Handling
  • verstellbare Ergonomie
  • höhenverstellbares Windschild
  • niedriges Gewicht
  • vergleichsweise günstiger Preis
  • Optik wirkt durch die neuen 1290 Super Adventures überholt
  • Federgabel nicht verstellbar

Bericht vom 15.02.2017 | 133'085 Aufrufe

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