Ducati Monster 821 Test 2018

Seit 25 Jahren monstert es - die Jubiläums-Monster 821 in Gelb!

Schlau gemacht von Ducati - noch vor der riesigen Neuheitenmesse EICMA in Mailand Anfang November präsentieren die Italiener ihre neue Monster 821, die klarerweise auf der Messe weit weniger Interesse als etwa das neue V4-Superbike geweckt hätte. Dabei hat das neue Mittelklasse-Eisen mit den typischen Monster-Genen und vielen modernen Elektronik-Features weit mehr zu bieten, als nur eine herrlich dottergelbe Lackierung!

Es ist gewiss nicht (nur) die Optik, die ein Motorrad begehrenswert macht, auch oder für viele vor allem die inneren Werte zählen. Aber gerade bei einer Ducati Monster hat dieses unerreicht klare und typische Design in Verbindung mit einem ausgeprägten Lifestyle-Image einen besonders grossen Anteil daran, dass man eine Monster mag und eben auch haben möchte. Stolze 25 Jahre hält sich dieses Phänomen nun schon und das Festhalten an den typischen Stilelementen ist offenbar ein gutes Rezept, um eine Modellreihe unsterblich zu machen.

Tradition seit 25 Jahren - auch bei der neuen Ducati Monster 821

Eine Monster ist nämlich schnell charakterisiert: Rundscheinwerfer an der Front, zum Sitz hin abfallender, rundlicher Tank, Gitterrohr-Rahmen, kurzes und am Ende spitz zulaufendes Heck - fertig. Oft kopiert, nie erreicht. Und von Ducati geschickt in verschiedenen Kubaturen ins Programm gestellt, damit auch wirklich jede(r) die für sie/ihn passende Monster findet. Zur Zeit stehen neben den 1200er-Topmodellen am anderen Ende die Einsteiger-Version Monster 797 zur Verfügung, was die Monster 821 in die Mittelklasse erhebt - die goldene Mitte also, im Falle der neuen Monster sogar die goldgelbe Mitte.

Dottergelb, Rot oder Schwarz - die Farbpalette der Ducati Monster 821

Denn als Jubiläums-Modell zum 25-jährigen Bestehen der Monster-Reihe war es ein genialer Zug, die Monster 821 neben dem bekannten Rot (als einzige Farbvariante mit rotem Rahmen) und Schwarz auch in kräftigem Gelb, jeweils mit schwarzem Rahmen, anzubieten. Eine fröhliche Farbe, die Unbeschwertheit und eine gewisse Extrovertiertheit ausstrahlt und somit bestens zur Monster 821 passt. In der Mittelklasse muss nämlich heutzutage schon so wie in der Oberklasse alles absolut hochwertig und präzise sein, da darf nichts dem Zufall überlassen werden.

Der Ducati Monster 821 mangelt es nicht an Ausstattung

Dementsprechend umfangreich ist die Ausstattung der neuen Monster 821: Neben dem bekannten Testastretta 11°-Zweizylindertriebwerk kommt ein verstellbares ABS, einstellbare Traktionskontrolle, verschiedene Leistungsmodi, Brembo Monobloc-Bremsen, ein Farb-TFT-Display und optional sogar ein Quickshifter mit Blipper-Funktion zum Einsatz. Keine halben Sachen also, die auch im Fahrbetrieb zeigen, dass sich die goldgelbe Mitte eher nach oben streckt, anstatt sich nur knapp über der Basis zu etablieren.

Der Strassen-"Fleckerlteppich" offenbart den Komfort der Ducati Monster 821

Dass ich die Testfahrten dennoch etwas unharmonisch und ruppig absolvieren muss, liegt am italienischen Asphalt rund um Rimini - oder besser an den Überresten des Aspalts. Kaum eine Strecke von mehr als 100 Metern, die nicht von Schlaglöchern Rissen, Furchen oder Rillen durchzogen ist. Das macht eine flüssige Fahrerei natürlich schwierig - offenbart aber die ausgewogene Abstimmung der Ducati Monster 821. Denn der Komfort des Fahrwerks, bei dem die vordere 43 Millimeter-Upside-Down-Gabel gar nicht, das hintere Mono-Federbein wenigstens in Federvorspannung und Zugstufe verstellt werden kann, ist erstaunlich hoch, selbst derbe Stösse gelangen nicht bis in den Rücken des Fahrers. Das führt zwangsläufig ber auch dazu, dass das Handling in Kurven bei weitem nicht so präzise und sportlich ist, wie etwa bei der Monster 1200.

Die Bremsen packen zu wie bei einem Supersportler

Fast schon zu sportlich ist hingegen die Bremsanlage an der Front. Die radial montierten Brembo M4.32-Monobloc-Vierkolbenzangen beissen schon beim kleinsten Antipper vehement in die beiden 320er-Scheiben, dass man sich auf der Monster 821 fast wie auf einem Superbike fühlt. Es geht zwar auch sanft, wenn man den Druck ganz zart anlegt, beim Anbremsen in sportlicher Fahrt fahren die Kolben aber doch ein wenig zu rabiat ein. Das serienmässige, dreifach verstellbare ABS werkt hingegen unauffällig und macht in allen drei Einstellungen eine gute Figur.

Volles Elektronik-Programm in der Ducati-Mittelklasse

Wer im Übrigen nicht alle Parameter der diversen Fahrhilfen selbst einstellen will, kann ganz einfach zwischen drei Fahrmodi wählen, die ABS, Traktionskontrolle und Display je nach gewähltem Modus anpassen. Der Urban-Mode zeigt am Farb-Display lediglich die wichtigsten Daten - mittig die Geschwindigkeit ganz gross, darüber eine Uhr und rechts davon den eingelegten Gang. Dass ich diesen Modus dennoch nicht empfehle (zumindest nicht in der voreingestellten Abstimmung) liegt einzig und alleine daran, dass die Leistung auf 75 PS gedrosselt wird - und wahrhaft zugeknöpft zu Werke geht. Dass in diesem Modus auch noch das ABS in Stufe 3 und die Traktionskontrolle am sensibelsten und rigorosesten ansprechen, ist nur eine Draufgabe. Den Fähigkeiten der Monster 821 entsprechen schon eher die beiden anderen Modi Touring und Sport, wobei in letzterem ABS und DTC (Ducati Traction Control) genau so wie die Motorcharakteristik noch etwas schärfer abgestimmt sind.

Sanftes Ansprechen des V2 dank modernem Ride-by-Wire-System

Wobei Schärfe relativ ist, die Monster 821 überrascht niemanden unangenehm, das Ride-by-wire-System sorgt für eine harmonische Leistungsentfaltung des 90^-V2-Motors mit 821 Kubik Hubraum, 109 PS bei 9250 Umdrehungen und 86 Newtonmeter maximalem Drehmoment bei 7750 Touren. Geschmeidig und willig dreht das Triebwerk hoch und besticht dabei mit einem herrlich sonoren Schnurren aus dem rechts verlegten Doppelauspuff, der im Übrigen völlig neu gestaltet wurde - die Neue soll sich optisch nicht nur durch die Lackierung von der Vorgängerin abgrenzen.

Bessere Ergoniómie dank verstellbaerer Sitzbank auf der Ducati Monster 821

Dabei wurde auch auf praxisgerechte Weiterentwicklung geachtet, die Sitzhöhe ist zwischen 785 und 810 Millimeter variabel, auf Wunsch gibt es sogar eine nur 760 mm hohe Sitzbank, um auch sehr kleinen Piloten einen guten Stand am Boden zu ermöglichen. Einziger ergonomischer Rückschritt ist meiner Meinung nach die Verwendung des Blinkerhebels als Menü-Auswahltaste. Ich bin nicht der Einzige, der hie und da den Blinkerknopf drückt, um den Blinker zu deaktivieren - nur zur Sicherheit, ohne hinzusehen. Und da ist man dann eben schon in der Menüauswahl, ohne es zu wollen. Das Argument, dass weniger Knöpfe auch weniger verwirren, lasse ich da nicht gelten.

Das lästige Problem mit den Beifahrerfussrasten ist gelöst

Tatsächlich verbessert wurde die Ergonomie hingegen im Bereich der Fussrasten, Piloten ab Schuhgrösse 44 stiessen bei der Vorgängerin permanent mit der Ferse gegen die Beifahrerfussrasten, die fix mit den Fahrerfussrasten verbunden waren. Das wurde bei der neuen Monster 821 nun getrennt und abgesehen von mehr Platz für die Fahrerfüsse lassen sich die Beifahrerfussrasten nun ganz einfach abschrauben und Solofahrer noch sportlicher aussehen.

Quickshifter up/down - auf der Ducati Monster 821 leider nicht Serie

Ein ebenfalls sehr sportliches Feature, das die neue Ducati Monster 821 aber leider nur optional bietet, ist der sogenannte "Quickshift up/down", den ich zwar nicht testen konnte (die Testmaschinen waren allesamt noch nicht damit bestückt), den ich aber ganz bestimmt ordern würde. Übernommen aus der Panigale vermute ich eine tadellose Funktion und attestiere der Monster 821 damit eine noch weiter gesteigerte Performance gegenüber dem ohnehin sehr gut schaltbaren Getriebe. Dass sich der Preis damit nochmals erhöht, wo doch bereits die neue Ducati Monster 821 selbst mit 11.490 Euro in Deutschland und 12.490 Franken in der Schweiz (der Österreich-Preis wird sich am alten Modell um 12.795 Euro orientieren) sehr selbstbewusst angesetzt ist, soll nicht weiter stören - immerhin ist die gelbgoldene Monster-Mitte nicht nur ein Motorrad sondern Lifestyle!

Fazit: Ducati Monster 821 2017

Die Ducati Monster 821 passt bestens in die Lücke zwischen Einstiegsmodell Monster 797 und Monster 1200-Oberliga. Wobei sich die Monster 821 mit ihren vielen Elektronik-Gadgets wie verstellbares ABS, einstellbare Traktionskontrolle, Riding Modes und Farb-TFT-Display eher an die 1200er-Modelle anpirscht. Der typische V2-Motor mit Desmodromik werkt kraftvoll aber auch sehr harmonisch, dem Fahrwerk fehlen vor allem an der Gabel Einstellmöglichkeiten, der komfortable Kompromiss kann sich dennoch sehen und fühlen lassen. Optisch gibt es ohnehin nichts auszusetzen, auch die Monster 821 ist eindeutig als Monster zu erkennen und vor allem in der gelben Lackierung ein würdiges Modell für das 25-jährige Monster-Jubiläum.


  • seit 25 Jahren herrliche Optik
  • kräftiges und harmonisches Triebwerk
  • komfortable Sitzposition
  • verstellbare Sitzhöhe
  • gute Verarbeitung
  • volles Elektronik-Programm
  • Federgabel nicht einstellbar: Bremsen etwas zu giftig

Bericht vom 31.10.2017 | 102'069 Aufrufe

Empfohlene Berichte

Pfeil links Pfeil rechts