Fahrtechnikkurs

Nun musste auch ich das Fahrsicherheitstraining absolvieren. Nach den zwei aufregenden Fahrtechnikkursen mit der Motoacademy inBrünn und am Pannoniaring sah ich dem ganzen mit einem sehr faden Auge entgegen.
Am Freitag, den 21. Mai um 06:00 Uhr sprengte mich der lauteste Donner aller Zeiten aus meinem gemütlichen Bett und den noch gemütlicheren Träumen. Mein Puls war sofort auf 200. Ich sah aus jedem Fenster, in alle Himmelsrichtungen, konnte aber kein Gewitter entdecken. Der Himmel war zwar bewölkt und die Strassen leicht nass, aber sonst war alles normal. Frag' mich, wo der Donner wohl seinen Ursprung hatte. Muss in einem weiter entfernten Ort fürchterlich viele Ohrwaschl vernichtet haben.
Glück gehabt, dachte ich. Das Gewitter hat sich schon verzogen und so dürfte es eine halbwegs trockene Fahrt nach Wien werden. Und wie immer lag ich falsch.

Schon auf der Südostautobahn fing es zu tröpfeln an, noch dazu war der letzte Teil der Strecke gesperrt und ich musste bei Münchendorf abfahren. Dort fing es dann ordentlich an zu schütten. Noch vor nicht allzu langer Zeit wäre mir jetzt unheimlich der Reis gegangen, aber mittlerweile fühle ich mich auf der CBF so sicher, dass ich ganz entspannt weiterfuhr. Einziges Manko war das Fehlen des Helmvisierscheibenwischers.


Zuerst wurde die Grösse verglichen - die des Hubraums

In Wien bzw. Korneuburg angekommen musste ich feststellen, dass ich wiedermal der Letzte war. War aber trotzdem noch in der Zeit. Das Wetter war wieder in Ordnung (und sollte es auch bleiben). Zunächst überprüfte ich den Inhalt meiner Taschen auf Vollständigkeit. Geldbörse und Handy waren noch vorhanden. Beides wirkte, als hätte ich es gerade aus der Waschmaschine gefischt.
Bei der Geldbörse war das ja nicht so tragisch. Das Kleingeld durfte ja nass werden und Papierscheine besitze ich keine. Der Lohn vom Nils lässt sich ohne weiteres in Cent ausbezahlen. Aber die Tastatur vom Handy litt kurzweilig an Legasthenie. Die Tasten passten nicht mehr zu den ausgegebenen Ziffern und so wurde der eingegebene Pin-Code zweimal als falsch erkannt. Also griff ich das Telefon erstmal nicht mehr an.

Zuerst ging es in den Lehrsaal für eine kurze Einführung. 9 Leute hatten sich eingefunden, 3 haben verweigert und blieben zu Hause. Waren wahrscheinlich Opfer des fürchterlichen Donners geworden. Überraschend für mich war, dass 6 von 9 den A-Schein erst nachgemacht haben und von denen war ich noch der Jüngste.


Der mächtige Instruktor. Im Falle von Verspannungen kann er auch helfen. Ist nämlich ausgebildeter Masseur.

Das praktische Training begann mit den Klassikern, die man schon aus der Fahrschule kannte.
Spurgasse und Slalom. Es gab einen normalen und einen engen Slalomkurs. Letzterer bescherte mir bis zum Schluss Probleme. Habe jedes Mal einige Pelonen touchiert. Weitere Übungen waren Stehend Fahren, Einhändig Fahren, Achter, Kreisbahn etc. Interessant waren auch die Bremsübungen. Zuerst Zielbremsung und dann aus der erhöhten Geschwindigkeit (max. 65km/h) Konnte natürlich mit dem ABS immer voll in die Eisen gehen und alles blieb unter Kontrolle.
Der einzige Nachteil beim ABS ist, dass man beim Umstieg auf ein Bike ohne ABS oft zu sorglos und optimistisch bremst. Hab ich mit 1000PS_Mexx' SV 1000 schon erlebt. Ist aber nix passiert. Sonst hätte er mich schon ordentlich gebirnt. Arg fand ich auch die anschliessenden Ausweichübung. Man bechleunigte, musste in einer Spurgasse bremsen und erst im letzten Moment wurde vom Instruktor eine Richtung angezeigt, in die man ausweichen musste. Obwohl wir nach dem Bremsen nur mehr ein sehr geringes Tempo fuhren, musste man extrem schnell reagieren. Ich fuhr sogar einmal in die falsche Richtung, weil ich das Motorrad zuerst in die entgegengesetzte Richtung drücken wollte, damit es dann besser kippt. Das konnte mein Hirn aber nicht ganz verarbeiten. Muss wieder mehr Tischtennis spielen und meine Reaktionszeit verbessern.

Die "Hohe Acht" vom Übungsparkplatz. Arge Schräglagen in der Kreisbahn.
Fotos von mir mussten aus ästhetischen Gründen
zensuriet werden.
Um Halb Eins war der praktische Teil zu Ende. Das Mittagessen wurde ganz sportlich an der 100 Meter entfernten Agip Tankstelle eingenommen. Seltsamerweise war ich der einzige, der sich ein Paar Frankfurter gönnte. Alle anderen ernährten sich ausschliesslich von Kaffee und/oder Nikotin.

Nach der zu langen Pause ging es um 14.00 Uhr im Lehrsaal weiter. Es folgten 2 x 50 Minuten psychologisches Gruppengespräch. Wieder war ich positiv überrascht. Weder Moralpredigten noch Angstmache durch Zeigen von grauslichen Unfallfotos (Was mir unheimlich auf die Hutschnur geht) Am Schluss ist einem einfach noch klarer: Ich bin für mich (und oft auch andere) verantwortlich und muss selbst entscheiden, wo ich mein Motorrad wie bewege.


Ein Teil der Truppe. 

Bei der Heimfahrt wütete natürlich wieder Petrus unbarmherzig. Diesmal war ich aber gescheiter und packte Geld und Telefon in die Innentasche. Die Evolution des menschlichen Gehirns schreitet unaufhaltsam voran.

Insgesamt fand ich das Training kurzweilig, lehrreich und absolut sinnvoll. Es gibt zwar keine schnelle Action wie auf der Rennstrecke, aber lernen kann man genauso viel. Gerade deshalb, weil man langsam fährt.

Infos und Termine zu Kursen gibt es hier

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Bericht vom 28.05.2004 | 4'086 Aufrufe

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